Die 22 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 16 Jahre…

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, da habe ich soz. den elften Geburtstag dieses Blogs zum Anlass genommen für den Beitrag „Die 11 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 11 Jahre„…

Die 11 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 11 Jahre

Wenn man so viel und vor allem auch schon so lange bloggt wie ich, dann sammelt sich da über die Jahre einfach ein unheimlich großer Fundus an. Darunter ist natürlich eine Menge Belustigendes, zuweilen Verstörendes (diese Beispiele sammeln sich dann in der Kategorie „Fundstücke„), aber darunter finden sich auch echte Perlen.

Nun sind weitere fünf Jahre ins Land gegangen. Der Recrutainment Blog ist inzwischen 16 Jahre alt und umfasst insgesamt mittlerweile sage und schreibe deutlich über 1400 Beiträge.

Darum habe ich mich nun einmal daran gesetzt, die obige Zusammenstellung der aus meiner (äußerst subjektiven) Sicht 11 besten Personalmarketing-Aktionen zu aktualisieren. Oder präzisier ausgedrückt: Zu erweitern. Denn in den letzten fünf Jahren sind wieder einige sehr bemerkenswerte Beispiele hinzugekommen. Ich habe weitere 11 Personalmarketing-Aktionen herausgesucht, so dass Ihr sie hier nun findet:

Die 22 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 16 Jahre

1.-11. siehe oben…

12. Bildhübsche Anwältin gesucht

Über diese Anzeige stolperte ich vor zwei Jahren, auch wenn diese zu dem Zeitpunkt wohl auch schon 10 Jahre alt war:

Wirkt auf den ersten Blick wie ein unglaublicher Fehltritt, ist die Anzeige doch auf so vielen Ebenen ein Verstoß gegen das AGG (und zudem sexistisch), aber genau das ist der Clou daran: Denn hier wirbt eine Kanzlei um ArbeitsrechtlerInnen, die genau diese Verstöße erkennen müssen. Lesen der Stellenanzeige wird zu einer ersten Arbeitsprobe. Sehr clever.

13. Bedag und die Comeback-Tickets

Boomerang-Recruiting ist ja eines der Themen im Moment. Viele erkennen mittlerweile, dass ehemalige Mitarbeitende, zumindest die im Guten gegangenen…, eine sehr wertvolle Zielgruppe für die eigenen Recruitinganstrengungen sein können.

Die Schweizer Bedag Informatik AG macht das darum richtig konsequent und gibt denjenigen, die das Unternehmen verlassen, eine Art „Freifahrtschein zurück“ – das „Comeback-Ticket„. Exit wird zu Personalmarketing. Vorbildlich.

14. Bewerben am Kundenterminal im Supermarkt

In den Supermarkt geht ja quasi jeder. Die dort meist am Eingang stehenden Terminals kennen wohl auch die meisten. Warum diese Terminals also nicht also nicht interaktive Berufsberatungs- und Bewerbungsstation nutzen?

Das dachte man sich bei Kaufland und machte genau das: Bewerben am Kundenterminal.

15. Glaser Sterz und sein viraler Stunt

Okay, das darf natürlich nicht fehlen… Glaser Sven Sterz aus Debstedt bei Bremerhaven findet keine Azubis, dreht daraufhin ein Selfievideo, bei dem eine Scheibe dran glauben muss, vor allem Sterz aber überaus authentisch und mit viel norddeutschem Charme seine vakanten Ausbildungsplätze preist und dann geht das ganze höchstviral.

Man könnte zwar fast meinen, das war auch der letzte Facebook-Content, der jemals viral ging, aber dieses Beispiel zeigt, wie einfach Personalmarketing manchmal sein kann

16. Personalmarketing, das gaaanz früh ansetzt – per Wimmelbuch

Ein Wimmelbuch mit Szenen aus dem Arbeitsalltag, so zeigt sich der Kranhersteller Manitowoc als Arbeitgeber. So wird spielerisch und einfach ein Einblick ins Unternehmen, dessen Produkte, dessen Berufsbilder, dessen Kultur usw. gewährt.

Das ist clever, weil man erstens mit der Verankerung von Arbeitgebermarke eigentlich nicht früh genug anfangen kann und man zweitens damit auch so ganz nebenbei die älteren Geschwister, die Eltern und jede Menge andere möglicherweise als Recruiting-Zielgruppe interessante Personen erreicht. Ohne dass es nach Personalmarketing aussieht… Très charmant.

17. Ein-Minuten-Bewerbung, mit Rückrufgarantie

Dass Gesundheitsberufe schwer zu besetzen sind und dass es einen eklatanten Mangel an Pflegekräften gibt, ist ja bekannt.

Helios hat darum die Bewerbungshürde wirklich seeehr tief gehängt. Man bewirbt sich über ein Kurzformular (mit kurz ist hier wirklich mal kurz gemeint, Dauer: eine Minute) und dann – der eigentliche Clou – erhält man, wenn man dies möchte, innerhalb von 60 Minuten einen Rückruf von Helios. Das dann anschließende Telefonat ist dabei ganz explizit kein Interview, sondern ein Gespräch, um Fragen zu klären und zu informieren.

Für mich ein bemerkenswertes Beispiel, weil es ist „einfach“, ohne dabei zu vergessen, dass es auch passen muss.

18. Mini-Self-Assessment direkt in der Stellenanzeige bei der Swisscom

Dass ich ein großer Verfechter von Self-Assessment bzw. der Verbesserung der Selbstselektion im Allgemeinen bin, ist ja kein großes Geheimnis.

Ein wirklich spannendes Beispiel, wie man so etwas (auch) umsetzen kann, kam 2021 aus der Schweiz, genauer gesagt von der Swisscom.

Hier wurde nämlich die Frage „Is it a Match?“ in Form eines kurzen Selbsttests („Skill-Check“) direkt in die Stellenausschreibung integriert, womit der Abgleich zwischen „Ich und meine Interessen bzw. Stärken“ und „Stelle und deren Anforderungen“ direkt bei der Stellenanzeige getriggert wird. Sollten (gute) Stellenanzeigen zwar eh leisten, tun die meisten aber nicht. Darum ist dieser explizite Weg, den die Swisscom hier beschreitet so bemerkenswert.

19. Offline-Recrutainment per Escape-Game bei der Bundespolizei

Kürzlich erschien ja unser Buch „Recrutainment“ bei SpringerGabler. Darin gibt es auch ein Kapitel, dass sich mit „Offline-Recrutainment“ befasst, also dem Einsatz von Gamification in der Personalgewinnung explizit in einem Offline-Kontext, also wenn man so will „mit kohlenstofflicher Begegnung“.

Ein mustergültiges Beispiel, was man sich darunter vorzustellen hat, lieferte vor etwas über drei Jahren die Bundespolizei.

Man tingelte hierbei mit einem mobilen Escape Game durch die Republik, das dann Ausbildungsinteressierte vor Ort jeweils lösen mussten und sich so spielerisch mit typischen Aufgabenstellungen der Bundespolizei auseinandersetzten – also im Prinzip ein „spielerisches Erleben“ der Berufsrealität.

20. Recruiting-Game zum Erleben des Ausbildungsberufs „Kfz-Mechatroniker für System- Hochvolttechnik“ bei Porsche

Wo wir schon bei Recrutainment sind. Von Porsche kam Ende 2022 noch ein sehr schönes Beispiel für spielerische Berufsorientierung im Internet. Kfz-Mechatroniker für System- und Hochvolttechnik – was die so machen, also an konkreten Tätigkeiten? Weiß ich nicht. Das Problem: Viele SchülerInnen auch nicht. Und wenn man das nicht weiß, dann kann man auch nicht beurteilen, ob das was für einen ist.

Dachte Porsche sich auch und macht deshalb das Berufsbild jetzt spielerisch erlebbar, quasi wie bei einem Praktikum. Nur online. Und natürlich erheblich kürzer (ca. 10 Minuten).

Wer das gemacht hat, weiß definitiv besser, was sich hinter dem Beruf verbirgt. Die Gefahr, sich den falschen Beruf auszusuchen sinkt und der Ausbildungsabbruch gleich mit. Müsste es viel mehr geben.

21. Lokführer über einen Spreadshirt-T-Shirt-Shop rekrutieren. Genialer „Lok-Stoff“.

Für mich ein echtes Highlight. Der Bahnbetreiber Metronom sucht händeringend LokführerInnen. Dazu wird kurzerhand ein T-Shirt-Shop bei Spreadshirt mit dem Namen „Lok-Stoffe“ eröffnet, wo es für die Zielgruppe die passenden Mottoshirts und sonstiges Merch zu kaufen gibt („Party bis die Sifa stoppt“, „All I need is Esig & Öl“…). Die Besucher des Shops bekommen ein Cookie angehängt und im Nachgang dann gezielt Personalwerbung von Metronom angezeigt.

Sehr smart um die Ecke gedachtes Personalmarketing. Vor allem sehr erfolgreich und überaus effizient…

22. Helvetia – The Game. Berufsorientierungsspiel und Matching-Tool für Kundenberater. Der Fokus: Quereinsteiger

Quereinsteiger wird insg. ein Riesenthema in der Personalgewinnung werden, da lege ich mich fest. Wenn es immer weniger „fertige“ KandidatInnen gibt, die schon alles mitbringen, dann wird man vermehrt auch links und rechts schauen müssen. Nicht so sehr die Frage „Was kann jemand?“, sondern vielmehr „Was kann jemand können?“ steht zunehmend im Fokus. Oder etwas akademischer: Weniger qualifikatorische Passung, mehr potenzialbasierte Passung.

Der Beruf des Kundenberaters in einer Versicherung ist von jeher ein klassischer Quereinsteigerberuf. Umso wichtiger ist es hier in der Kommunikation entsprechende Einblicke zu ermöglichen („was macht man eigentlich in dem Beruf?“) und einen Abgleich, ein Matching zu ermöglichen („passe ich zu dem Beruf?“).

Wenn das beides dann auch noch kombiniert wird mit Kurzweile und (Spiel-)Spaß, dann hat man eine der besten 22 Personalmarketing-Aktionen beisammen… Dachte sich wohl auch die Helvetia und schuf Helvetia – The Game: Mission Kundenberatung.

So, für dieses Mal habe ich fertig…

Ihr habt gemerkt, die obige Liste ist subjektiv, aber das ist bei solchen Thematik kaum zu vermeiden. Natürlich hätte ich die Liste noch deutlich erweitern können. Wenn man mal ins Archiv hinabsteigt, dann stellt man fest wie viele gute Ideen es über die Jahre so gegeben hat. Aber ich habe auch die nächsten Jahren noch Zeit, die Liste zu erweitern. Vielleicht gibt es in 2 Jahren dann „die 25 besten Personalmarketing-Stunts aus 25 Jahren CYQUEST“ oder so…

Ihr werdet es mitbekommen (und wenn Ihr Euch für den Newsletter anmeldet – oben rechts – dann sogar frei Haus). Stay tuned.

2 Gedanken zu „Die 22 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 16 Jahre…

  1. Danke fürs Schreiben über die 22 besten Personalmarketing-Aktionen der letzten 16 Jahre. Ich finde diesen Artikel wirklich informativ und habe ihn mit Spannung gelesen. Macht weiter so.

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