Self-Assessments, Selbsttests, Matching-Tools, Orientierungsspiele… Was es nicht alles gibt. Hier eine Übersicht, mit Beispielen!

Ich werde aktuell sehr häufig von Unternehmen kontaktiert und mit der Aussage konfrontiert: „Wir interessieren uns für ein Self-Assessment!“ oder „Wir suchen ein Matching-Tool.“…

Auch Journalisten rufen regelmäßig an und fragen etwa nach „Recruiting-Games“ und wie das denn nun so funktioniere mit den „Spielen als Auswahltests“…

Nun, zu all diesen Themen ist man bei uns prinzipiell ja auch an der richtigen Adresse. Und dennoch muss ich bei der Antwort auf diese Fragen dann immer ordentlich weit ausholen. Denn: Das Themenfeld hinter den Schlagworten ist ziemlich breit und es fallen durchaus in Zielsetzung und Machart sehr verschiedene Themen hinein.

Um hier – und in aller Kürze – einmal ein Themenfeld gleich abzuräumen:

Nein, Spiele sind KEINE Auswahltests.

Man kann (und sollte!) Tests durchaus spielerisch und ansprechend verpacken und diese so „gamifizieren“, aber man kann nicht – oder nur in wirklich sehr engem Rahmen – wirklich aus in einem Spiel gezeigten Verhalten auf berufliche Eignung oder Passung schließen. Das ist methodisch schon sehr dünn, scheitert aber allerspätestens am nicht vorhandenen Anforderungsbezug. Wer dazu genauer nachlesen will, den verweise ich gern auf den umfangreicheren Beitrag

Computerspiel als Auswahltest? Ja klar! Äh, nein! Wo liegt denn die Wahrheit?

Soweit zum Thema „Fremdauswahl“… Heute möchte ich etwas genauer auf die „Selbstauswahl“ eingehen, also die Auswahl, die auf der Bewerberseite stattfindet oder konkreter auf Seiten „potentieller“ Bewerber, denn Sinn und Zweck der Selbstauswahl ist ja gerade die Klärung der Frage, ob man denn überhaupt ein Bewerber werden möchte…

Wie gesagt ist dieses Themenfeld doch etwas breiter und komplexer. Daher habe ich nachfolgend mal grob die verschiedenen Stoßrichtungen beschrieben und jeweils ein oder mehrere Beispiele dazu gepackt:

Selbsttests und Matching-Tools

Dieser Art Self-Assessments ist gemeinsam, dass sie im Prinzip wie „Tests“ funktionieren nur mit dem besonderen Merkmal, dass das „Testergebnis“ nur der Nutzer sieht, nicht das Unternehmen.

Dann wiederum kommt es zweitens darauf an, was dieser Selbsttest/dieses Matching-Tool inhaltlich abbilden und welche Zielgruppe damit adressiert werden soll. Hier gibt es verschiedene Richtungen, die sich ganz grob wie folgt clustern lassen:

Kulturelle Passung:

Passe ich zum Unternehmen, zu den Werten, der Unternehmenskultur (oder den –kulturen)?

  • Diese Frage lässt sich bspw. durch den „Kulturmatcher“ beantworten. Mit Hilfe des Kulturmatchers kann ein Nutzer (z.B. Besucher der Karriere-Website) erstens seine persönliche Wunschkultur quantifizieren und diese dann mit der oder den im Unternehmen vorhandenen Unternehmenskultur(en) abgleichen. Damit Ihr Euch ein Bild davon machen können, wie der Kulturmatcher aussieht und funktioniert, geht am besten einmal hier auf die Karriere-Website der Lechwerke AG (innogy) und probiert es selber einmal aus (demnächst geht übrigens ein anderes sehr spannendes Beispiel aus der Schweiz online, seid gespannt…): https://karriere.lew.de/ueber-uns/unternehmenskultur

  • Man kann sich der Frage nach der kulturellen Passung aber auch durch unternehmensindividuelle „Cultural Fit“ Tools nähern. Das könnt Ihr z.B. einmal bei der METRO („Principles Matcher“) ausprobieren, wo man über Situationsbeurteilungen herausfinden kann, ob und wie stark man die Guiding Principles des Unternehmens teilt. Oder Ihr probiert einmal den Allianz Kulturmatcher aus, der etwas „tinderartiger“ die Passung zu den Unternehmenswerten abklopft.

Matching auf Arbeitgebervorteile / Benefits:

  • Vom Unternehmen angebotene Benefits (Teilzeit, Sabbaticals etc.) sind für jeden Bewerber unterschiedlich wichtig. Die BLS bietet etwa mit dem Vorteils-Finder die Möglichkeit, die eigenen Vorstellungen hierzu zu „ranken“. Auf Basis der Ergebnisse des „Vorteils-Finders“ werden die Inhalte der Karriere-Website anders ausgespielt.

Berufliche Orientierung:

Speziell bei Schülern, zuweilen auch bei senioreren Zielgruppen geht es oft um die Frage der beruflichen Orientierung: Welcher Ausbildungsberuf passt zu mir? Passt das Traineeprogramm zu mir? etc. Auch hierzu verschiedene Beispiele:

  • Bei der BVG können Schüler über den „Ausbildungsmatcher“ herausfinden, wie gut sie zu den insg. 11 angebotenen Ausbildungsberufen passen, sehr spielerisch, kurzweilig und mobile first.

  • Ähnliches bietet auch die Allianz, die aber in einer methodisch ähnlichen aber inhaltlich natürlich abweichenden Applikation auch Hochschulabsolventen anspricht (welcher Einstieg passt zu mir?).
  • Der Bundesarbeitgeberverband der Chemischen Industrie (BAVC) sortiert in ähnlicher Form die gut 30 mengenmäßig relevantesten in der Chemischen Industrie angebotenen Ausbildungsberufe vor. Hier heißt das mehrfach preisgekrönte (HR Excellence Award, Personalmarketinginnovation des Jahres etc.) Tool „Elvi´s Ausbildungsfinder„.
  • Bei Bertelsmann kann man (als geisteswissenschaftlicher Hochschulabsolvent) überprüfen, ob und wie gut man zu dem geisteswissenschaftlichen Traineeprogramm passt: https://creativemanagementprogram.de/ (ein wenig runterscrollen bis zum „Matcher“ etwa in der Mitte der Seite).

  • Und auch aus der Gesundheitsbranche gibt es ein gutes Beispiel: „Ich und meine Zukunft…“ der DAK Gesundheit. Wenn man auf der Startseite rechts auf „Ausbildungs-Navi“ klickt (oder direkt hier) durchläuft man 25 Fragen, die dann eine Zuordnung der eigenen Interessen auf Sozialversicherungsfachangestellte, vier verschiedene Vertiefungsrichtungen des Ausbildungsberufs Kaufleute im Gesundheitswesen und dem Dualen Studium ermöglicht.

Dies Beispiel leitet dann gut über zu der zweiten „Art“ von Self-Assessments…

Simulationen / Berufsorientierungsspielen / „virtuelle Praktika“

Im Gegensatz zu den Selbsttests oben liefern einem diese Art von Self-Assessments kein „Ergebnis“, sondern sie vermitteln ein „Erlebnis“.

Es geht also darum, berufs- und unternehmenstypische Inhalte einmal in einer Art „Kurzpraktikum“ ausprobieren zu können. Dabei wird die Selbstreflexion angeregt („Kann ich das?“, „Will ich dahin?“, „Sehe ich mich in der Rolle?“).

Diese Tools werden häufig im Kontext der beruflichen Erstorientierung (bei Schülern und Studierenden, im Azubi-/Hochschulmarketing) eingesetzt.

  • Auch hier passt das Beispiel „…ich und meine Zukunft“ der DAK ganz gut. Man kann hier (das Ganze richtet sich an Schüler) in verschiedene Ausbildungsberufe virtuell hineinschnuppern und typische Inhalte spielerisch erleben. Das ist zwar natürlich stark vereinfachte Realität, aber dennoch „berufsreal“. Wenn einem also z.B. das vorgeschaltete „Ausbildungs-Navi“ empfohlen hat, dass der „KiG Versicherungsexperte“ möglicherweise am besten zu einem passen könnte, kann man dann in diesen konkreten Beruf hineinspielen und übernimmt im Spiel berufstypische Aufgaben. Diese Aufgaben sind gemeinsam mit Ausbildern der DAK erarbeitet worden. Man kann diese Aufgaben natürlich unterschiedlich gut bzw. richtig bearbeiten, aber darauf kommt es eigentlich gar nicht an. Es geht hier viel mehr darum, DASS man sich mit den Inhalten einmal auseinandergesetzt hat, bevor man sich für den jeweiligen Beruf bewirbt. Sollten Sie die Inhalte nicht anzeigen können, weil noch Flash verlangt wird, es gibt alle Inhalte auch als HTML-Variante.

Jetzt hoffe ich, dass ich Euch nicht komplett mit Beispielen erschlagen habe, aber so habt Ihr die Möglichkeit selber einmal nach Bedarf einzutauchen.

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