Eignungsdiagnostik kompakt – Was ist eigentlich ein(e)…? Heute: Die Arbeitsprobe

Wenn es um die Identifikation von vielversprechenden Talenten geht, werden in (zahlreichen) Unternehmen weder Kosten noch Mühen gescheut. Bewerbende durchlaufen dabei i.d.R. mehrere Auswahlphasen, in denen ihre Eignung für die vakante Stelle eingehend geprüft wird. In der Praxis können hierfür verschiedene eignungsdiagnostische Verfahren herangezogen werden, um Qualifikationen, Fähigkeiten und Passung aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Die beliebtesten dieser Verfahren haben wir uns einmal näher angeschaut und sie hinsichtlich verschiedener Aspekte wie Aufwand, Akzeptanz und Varianzaufklärung beleuchtet. Zuletzt haben wir uns mit dem Strukturierten Interview beschäftigt. Wer das verpasst hat, der wird hier fündig.

Heute schauen wir uns ein weiteres Verfahren an, die Arbeitsprobe.

Arbeitsproben oder auch „work sample tests“ bieten sowohl für Unternehmen als auch für Bewerbende eine großartige Möglichkeit, um sich gegenseitig besser kennenzulernen und eine informierte Entscheidung für oder gegen eine zukünftige Zusammenarbeit treffen zu können.

Die „klassische Arbeitsprobe“ gibt es dabei nicht, denn Arbeitsproben bestehen aus einer Auswahl standardisierter Aufgaben, die darauf abzielen, spezifischen Anforderungen aus dem Berufsalltag so realistisch wie möglich zu simulieren. Diese Aufgaben werden dann im Rahmen des Auswahlprozesses von den Bewerbenden bearbeitet, sodass anhand der Ergebnisse überprüft werden kann, wie sich Bewerbende im entsprechenden Aufgabengebiet bewähren.

So lässt sich nicht nur das mögliche, sondern das tatsächliche Verhalten einer Person beurteilen, woraus wiederum Rückschlüsse auf die individuellen Fähigkeiten und das zukünftige Arbeits- und Leistungsverhalten der Bewerbenden gezogen werden können.

Der hohe Realitätsbezug von Arbeitsproben bietet dabei auch für die Bewerbenden eine gute Gelegenheit, um zu überprüfen, ob die entsprechende Tätigkeit zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passt, was sich positiv auf die Selbstselektion auswirken kann. Zudem begünstigt der Realitätsbezug auch die wahrgenommene Fairness des Verfahrens, weshalb die Arbeitsprobe unter Bewerbenden eine hohe Akzeptanz erfährt.

Die Entwicklung von individuellen Arbeitsproben ist allerdings recht aufwendig und erfordert zunächst eine umfangreiche Anforderungs- und Tätigkeitsanalyse, um geeignete Aufgabenstellungen ableiten zu können. Da es kaum möglich ist, das gesamte Tätigkeitsspektrum mit einer Arbeitsprobe abzubilden, wird empfohlen, vorrangig solche Arbeitsinhalte mit einzubeziehen, die besonders charakteristisch für den späteren Arbeitsalltag sind. Ergänzen kann man diese dann noch durch einzelne Aufgaben, die den Umgang mit kritischen Arbeitssituationen erfassen.

Neben dem hohen Entwicklungsaufwand ist auch die Durchführung und Auswertung von Arbeitsproben mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden und zudem auch recht komplex. Sowohl die Durchführung als auch die Auswertung sollte von einer Person mit ausreichend Fachwissen und Methodenkompetenz vorgenommen werden.

Damit eine objektive Bewertung und eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse sichergestellt werden können, erfolgt zusätzlich zu einer standardisierten Durchführung auch eine standardisierte Auswertung. Die Ergebnisse der Arbeitsproben können dabei z. B. durch numerische oder nicht-numerische Bewertungsskalen (Checklisten, Punktesystem etc.) ausgewertet werden.

Hinsichtlich der prognostischen („vorhersagenden“) Validität weisen Arbeitsproben – je nach Studie – unterschiedliche Werte auf. Während in der Metaanalyse von Schmidt & Hunter (1998) eine beachtliche prognostische Validität von r = .54 ermittelt wurde, kamen Sackett et al. (2021) mit r=.33 zwar auf einen deutlich geringeren, aber immer noch zufriedenstellenden Wert.

Trotz der Komplexität des Verfahrens und dem hohen Zeit- und Kostenaufwand können Arbeitsproben eine wertvolle Ergänzung zu anderen Auswahlverfahren darstellen. Beide Seiten – Unternehmen und Bewerbende – erhalten durch Arbeitsproben ganz konkrete Einblicke und wichtige Informationen, die üblicherweise erst zu einem späteren Zeitpunkt sichtbar werden, für den Entscheidungsprozess aber relevant sind.

Damit aufwendige Arbeitsproben möglichst ökonomisch eingesetzt werden können, ist eine gute Vorauswahl entscheidend. Zu diesem Zweck sind unsere Talent Assessment Tools konzipiert worden: Der QualiMatcher, der DigitalMatcher und der OrgaMatcher können ideal vorgeschaltet werden, um vielversprechende Bewerbende gezielt für eine Arbeitsprobe auszuwählen, sodass sich durch die Vorselektion erheblicher Aufwand bei der Durchführung und Auswertung von Arbeitsproben einsparen lässt.

(Artikel aktualisiert am 10.10.2024)

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