Vor ein paar Monaten hatten wir hier Franziska Manck von der Deutschen Bahn zu Gast im Recrutainment Videocast und haben uns über Diversity unterhalten. Bzw. eigentlich haben wir uns hauptsächlich konkret über „Altersdiversität“ (ab ca. Min. 10 in dem Video) unterhalten – die Frage, ob ältere Arbeitnehmende nicht erstens eine wirkliche Bereicherung für Unternehmen sein können, vor allem aber auch zweitens ob es nicht zunehmend eine knallharte betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Notwendigkeit wird, diese Zielgruppe in Beschäftigung zu halten.
Durch das sukzessive Ausscheiden der Boomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt und der nicht annähernd in gleichem Umfang nachwachsenden Menge an jungen Arbeitnehmenden aus den Generationen Z und Alpha reißt hier nämlich eine immer größere Lücke – in den Unternehmen und natürlich im Arbeitsmarkt gesamt.
Viele Unternehmen haben daher ihre Einstellung in Bezug auf die Beschäftigung älterer Mitarbeitender angepasst bzw. sind dabei, dies zu tun. Wo es früher hieß „lasst mal zusehen, dass wir die KollegInnen Ü50 bei nächste sich bietender Gelegenheit loswerden“ werden nun Programme aufgesetzt, diese Altersgruppe gezielt anzuwerben. Oder: Diese im Unternehmen zu behalten. Unternehmen wie die Deutsche Bahn, wo es sogar ein Programm zur Anwerbung von Menschen aus der Altersgruppe 63+ gibt, schreiten hier voran, andere ziehen nach.
Und auch wenn die Politik sich gegen alle Vernunft der Debatte über die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters verweigert, so schafft sie doch heimlich still und leise hinter den Kulissen die eine oder andere Voraussetzung dafür, dass Menschen länger arbeiten können und wollen – Stichwort etwa: Hinzuverdienstgrenze. Andere Themen wie Steuerbefreiung von Erwerbsbezügen neben der Rente werden ja zumindest ernsthaft diskutiert.
Doch wie steht es eigentlich überhaupt konkret um die Bereitschaft älterer Menschen, im Rentenalter weiter berufstätig zu sein. Dazu veröffentlichte XING nun sehr spannende Befragungsergebnisse. Befragt wurden hier über 1000 Arbeitnehmende im Alter ab 50 Jahren (Durchschnittsalter 65,2).
Was kam raus?
💡 Man erkennt: Fast 2/3 würden sich eine Berufstätigkeit im Rentenalter zutrauen und mehr als die Hälfte möchte dies sogar.
💡 Man erkennt: Für viele sind es tatsächlich finanzielle Gründe, die sie zu einer Erwerbstätigkeit im Alter antreiben, aber auch andere Gründe wie Kontakt mit (jüngeren) Menschen, Selbsterfüllung oder Purpose – man könnte alle diese Punkte wohl mit dem Begriff „Teilhabe“ zusammenfassen – spielen eine erstaunlich wichtige Rolle.
💡 Man erkennt: Die wenigsten wollen im Rentenalter noch Vollzeit schaffen, aber über die Hälfte strebt mit Teilzeiten zwischen 11 und 30 Stunden zumindest Tätigkeiten an, die über reine „gelegentliche Zuarbeit“ hinausgehen können.
Ich finde, das sind durchaus interessante und vor allem Mut machende Befunde. Vielleicht tut sich ja doch mal etwas im Staate Dänemark. Ach ne, Dänemark sind wir hier ja nicht. Aber wo wir schon dabei sind: In Dänemark stieg das durchschnittliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren in 2004 auf 65 in 2017. In Deutschland lag es 2004 noch knapp über 63 Jahren, stieg aber bis 2022 nur 64,4 Jahre.
Die Richtung stimmt also, beim Tempo hängen uns andere (leider) mal wieder ab… Zeit, dass sich was dreht.
Guter Beitrag!
Headline aus der Vergangenheit. 23 Jahre ist das her :-)
„Fachkräftemangel lähmt viele Betriebe
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit klagen viele Firmen klagen über einen Mangel an Fachkräften. Oft müssen die Betriebe deswegen sogar Aufträge ablehnen.
12.08.2001.“
Das Thema Arbeit wird gerade auf LinkedIn völlig einseitig, naiv und oft auch ideologisch beleuchtet, das ist hier zum Glück nicht so.