Das letzte veröffentlichte Twitter-Ranking erschien direkt vor der Twitter-Karrieremesse Jobtrail im Februar und liegt damit bereits 5 Monate zurück. Ganz am Anfang der Erhebung (August 2010) haben wir das noch monatlich veröffentlicht, später dann dreimonatlich. Jetzt werde ich auf einen halbjährlichen Turnus gehen und zwar immer zum Jahresanfang und zur Jahresmitte. Daher nun also der etwas krumme Abstand von fünf Monaten. Ist aber eigentlich auch egal, weil wir nach wie vor monatlich auszählen. Es geht also nix verloren…
Seinerzeit hatte es durchaus ein wenig Diskussion um Sinn oder Unsinn von Karrieremessen auf Twitter gegeben: Während sich Henner Knabenreich hier sehr deutlich positioniert(e) und vor allem kritisch hinterfragt, wie sinnvoll feste Öffnungs- und Sprechzeiten in einem sozialen Medium sind bzw. ob nicht die damit einhergehende starre „prozessuale“ Organisation das genaue Gegenteil von „Dialog“ und „Authentizität“ sei, sehe ich solche Ansätze sehr viel positiver. Ich denke zwar auch, dass soziale Medien – allen voran Twitter – genau davon leben, dass sie das Gefühl erzeugen, jederzeit und „ungefiltert“ Kontakt aufnehmen zu können (warum sollten sonst wohl vollkommen irrwitzige 67 Millionen Menschen ihrem „Star“ Katy Perry bei Twitter folgen…?) – ein Aspekt, der sich in der Tat nicht mit Öffnungszeiten verträgt, aber hey, letztlich ist doch vollkommen egal, über welchen Kanal und wann jemand seine Fragen an einen potentiellen Arbeitgeber los wird und beantwortet bekommt. Und wenn das eben zu gewissen „Standzeiten“ ist, dann eben dann. Da weiß man wenigstens, dass auf der anderen Seite auch wirklich gerade jemand sitzt und sich kümmert – wie bei einer Messe eben. Ich hatte mehrfach das Vergnügen bei Azubi-Messen unseres Kooperationspartners Einstieg dabei zu sein und hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass die zu Zehntausenden erschienenen Schüler sich durch die Wahl des Datums und die Tatsache, dass abends auch „wieder zugemacht“ wird, gegängelt gefühlt hätten. Jedenfalls kann ich nur zum Teil nachvollziehen, dass Sprechstunden in WhatsApp prinzipiell toll, während Jobmessen in Twitter prinzipiell Unsinn sein sollen…
Twitter eignet sich aus meiner Sicht wie kaum ein anderes Medium für die relativ unvermittelte und eben gerade nicht PR-triefende Unternehmenskommunikation und die spannendste Entwicklung rund um dieses Thema fängt ja gerade erst so langsam an, abzuheben: Livestreaming…
Sowohl Meerkat als auch (natürlich, weil von Twitter gekauft) Periscope sind sehr eng mit Twitter verbunden und bieten riesige Möglichkeiten, direkte und unverstellte Einblicke zu gewähren. Das „Gefühl von Nähe“ bekommt dadurch eine wirklich ganz andere Dimension.
Wir haben von einiger Zeit hierzu mal ein paar Gedanken formuliert und Jannis Blume hat dazu gerade erst vorgestern wieder etwas im Blog von MHM geschrieben…
Dass übrigens der Twitterstream seit Jahresanfang wieder direkt von Google indiziert wird und damit Twitter-Kommunikation auch wieder direkten Einfluss auf die Findbarkeit im organischen Suchindex von Google nimmt, das sei hier nur am Rande erwähnt. Ich weiß ja, dass HR es insgesamt nicht so mit SEO hat…
Nun, lange Rede… Ich glaube es gibt viele gute Gründe, Twitter in der Arbeitgeberkommunikation bzw. der Social Media Strategie des Unternehmens entsprechend zu berücksichtigen.
Nun aber zum aktuellen Ranking…
Es sind wieder einige neue Namen hinzugekommen, die mit expliziten Karriere-Kanälen auf Twitter unterwegs sind: trivago, Swisscom, Schenker und Eismann. Gleichzeitig gibt es aber auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die ihre Kanäle nicht pflegen oder ganz sterben lassen. Momentan fallen hier z.B. Unilever, Brose, Philips oder Scout24 durch relative Funkstille auf… Mag immer alle möglichen Gründe haben, aber man darf eben nicht vergessen, dass man durch Tweets nicht nur Twitter füttert und damit seinen Followern Informationen anbietet, sondern eben auch die Googleability des eigenen Unternehmens verbessert… Nun ja, jeder so wie er mag…
Damit die Charts des Rankings weiterhin halbwegs lesbar bleiben, habe ich mich entschieden, die Gliederung wieder ein bisschen zu verändern:
An der Spitze – „die Champions League“ – gibt es nun die Kanäle mit mehr als 5000 Followern. Ganz vorn – mit mehr als 13000 Followern – findet sich Reckitt-Benckiser, gefolgt von der Deutschen Bahn (12300) und Daimler (7700).
„Dahinter“ gibt es nun die Kategorie der Accounts mit zwischen 3000 und 5000 Followern: Hier gibt es neben den weiter substantiell wachsenden Accounts, z.B. von Krones, BMW oder Audi auch zwei Accounts (TeleTeam und Unilever, die seit einiger Zeit schrumpfen…). Bei Unilever liegt es daran, dass der Account momentan offiziell ruht, bei TeleTeam vermute ich eher, dass das steile Wachstum bis Mitte 2013 sagen wir mal „nicht nur organisch“ war und sich nun ein Schrumpfen auf Normalmaß vollzieht…
Es folgt die Kategorie 2000 bis 3000 Follower: Hier finden sich dann neben den mehr oder weniger parallel im Gleichschritt wachsenden Accounts von IBM, Allianz, PwC und den Sparkassen auch die beiden Aufsteiger der letzten Monate: Manpower und trivago.
Die werden vermutlich beide bei der nächsten Veröffentlichung im Januar dann schon eine Liga weiter oben spielen…
Weiter geht´s mit den Accounts zwischen 1000 und 2000 Followern. Die werden bis zum nächsten Mal wahrscheinlich Bombardier und Brose nach oben verlassen haben (wenngleich Bombardier aktuell kaum wächst und Brose gegenwärtig auch eher durch Inaktivität kaum entsprechendes Wachstum provoziert). Ich vermute, dass aber auch Hilton in dieser Kategorie nur eine kurze Stippvisite einlegt. Der Account der Hotelkette gehört auch zu den Aufsteigern und ist für mich aktuell wirklich auch als Best Practice Beispiel geeignet. Schaut mal rein. In dieser Kategorie befinden sich auch zwei andere Aufsteiger der letzten Monate: Jungheinrich und Infineon…
…deren Wachstum man eine Etage tiefer – in der Kategorie 500 bis 1000 Follower – ganz gut nachverfolgen kann.
Hier schicken sich TÜV Rheinland, Baloise, RWE (übrigens ein sehr spannender Corporate Karriere-Kanal – Stichwort: Rotation Curation…) und Neuling Swisscom an, beim nächsten Mal Anfang 2016 schon eine Liga höher zu spielen.
Kommen wir schließlich zu der Kategorie „unter 500 Follower„: Hier finden sich mit Schenker und Eismann zwei neue Namen im Ranking. Schenker wächst dabei auch durchaus ganz ordentlich (Eismann nicht…). An der Spitze dieser Kategorie liegt Deloitte (hier hat #Jobtrail scheinbar tatsächlich einen kleinen Schub gebracht), so dass ich denke, dass Deloitte genauso wie KPMG, VOITH, Sick und ggf. Detecon beim nächsten Mal dann eine Kategorie aufgerückt sein werden…
Denn, und das bleibt definitiv festzuhalten: Twitter wächst weiterhin.
Ich berechne ja immer einen „Index“. Dieser zeigt letztlich nichts anderes an als die „durchschnittliche Followerzahl der über einen längeren Zeitraum betrachteten Accounts“. Dieser „längere Zeitraum“ umfasst momentan die letzten gut zwei Jahre, konkret den Zeitraum ab März 2013. Und schaut man darauf, erkennt man, dass die momentan 58 in die Berechnung des Index einfließenden Accounts im Schnitt monatlich immer noch rund 20 Follower zulegen.
Das deckt sich auch mit den Wachstumszahlen von Twitter ingesamt. Weiterhin Wachstum, aber abnehmende Wachstumszuwächse. Mein Eindruck: Twitter wird schlicht erwachsen. Twitter ist – ebenso wie Facebook – kein Hypethema mehr.
Vortragsveranstaltungen füllt man momentan eher mit anderen Themen wie Virtual– und Augmented Reality, Livestreaming (wobei das wie oben beschrieben wiederum sehr viel mit Twitter zu tun hat), dem Einsatz von Messengern wie WhatsApp und sonstigen, Ausflüge in Spiele wie Minecraft oder anderen Sozialen Netzwerken wie Instagram oder Snapchat.
Aber Twitter ist für viele eben absolut nicht mehr wegzudenken und das sollte es meiner Meinung nach auch nicht aus dem Personalmarketing.