Karriere-Websites – darauf kommt es an. Teil 2. Die Bedeutung der Karriere-Website

Vorgestern las ich in der aktuellen Ausgabe der HORIZONT von der neuen Karriere-Website der Drogeriemarktkette dm. So wie es dort beschrieben stand (verheißungsvoll: “Arbeiten&Lernen”) und mit dem Image- und Vertrauensbonus, den man speziell diesem Unternehmen gegenüber aufbringt, wollte ich die Seite dann eigentlich als Aufhänger für diesen Artikel – den zweiten aus der Beitragsreihe über Karriere-Websites (wer den ersten verpasst hat, hier entlang) – verwenden. Nachdem ich mir die Seite dann aber gestern mal etwas näher angeschaut habe, habe ich beschlossen, doch davon Abstand zu nehmen. Neben einigen wirklich gelungenen Aspekten, überzeugt die Karriere-Seite jedoch nicht überall – vor allem im handwerklichen Bereich.

Als Blaupause für DIE gelungene Karriere-Website taugt das Beispiel dm eher nicht. Aber – so ja auch schon der Tenor des ersten Beitrags dieser kleinen Serie, der sich ja eher der grundsätzlichen Herangehensweise (“bedürfnisgeleitete Navigation”) widmete – eine solche Blaupause gibt es auch nicht.

Entscheidend ist die Mischung aus handwerklicher Umsetzung UND einzigartigem Esprit. Bevor wir aber in den nächsten Beiträgen detaillierter auf verschiedene Bausteine von Karriere-Websites eingehen, geht es heute noch einmal um die Bedeutung der Karriere-Website an sich…

Denn:

Bedeutung der Karriere-Website

Und entgegen vieler anderer Themenbereiche rund um die Machart oder Ausgestaltung von Karriere-Websites oder deren Bausteinen, ist diese Aussage vollkommen eindeutig und unstrittig.

Trotz aller Entwicklungen rund um Social Media und vollkommen unbenommen, dass ein Engagement in Social Media aus Sicht des Arbeitgebermarketings und (nachrangig) Recruitings absolut sinnvoll ist, ist die Karriere-Website DAS zentrale Element allen Tuns. Ein wenig überspitzt könnte man sagen: Die Karriere-Website ist nicht alles, aber ohne Karriere-Website ist alles nichts…

Um diese Aussage nun nicht als bloße Meinung (auch wenn es meine ist… ;-)) stehen zu lassen, habe ich mal einige Quellen zusammengetragen, die diesen Punkt empirisch untermauern. Erstmal die Bewerbersicht

Nutzung zur aktiven Suche

Laut der Untersuchung Bewerbungspraxis 2013 des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Unis Bamberg und Frankfurt/M. nimmt die Karriere-Website nach den Internet-Stellenbörsen Platz 2 ein der Informationskanäle für die aktive Jobsuche. Hier ist zwar der Bedeutungszuwachs von Karriere-Netzwerken wie XING auch nicht übersehen, aber der Vorsprung der Karriere-Websites vor “wirklich sozialen” Netzwerken wie Facebook ist immer noch immens.

Informationskanäle_aktive_Suche

(Quelle: Bewerbungspraxis 2013, Weitzel et al.)

Chancen, einen Job zu finden

Noch eindeutiger wird das Bild, wenn Bewerber danach gefragt werden, welchen Informationskanälen sie welche Aussichten zuschreiben, darüber einen Job zu finden.

Chancen_Jobfindung

(Quelle: Bewerbungspraxis 2013, Weitzel et al.)

Attraktivität von Personalmarketing-Aktivitäten

Zwar schon 2 Jahre alt, aber in der Aussage erstens sehr eindeutig und zweitens nach wie vor aktuell, ist der Befund zu der Frage, welche Attraktivität Bewerber verschiedenen Personalmarketing-Aktivitäten bescheinigen. Auch hier – sowohl beim Nachwuchs als auch bei Fach- und Führungskräften – steht die Karriere-Website sehr hoch im Kurs.

Attraktivität_Personalmarketing

(Quelle: Social Media Personalmarketing 2011, Petry et al.)

Informationskanäle

Bei der Frage, welche Medien Bewerber (in diesem Fall Nachwuchskräfte) nutzen, um sich über Arbeitgeber zu informieren, liegt die Karriere-Website mit Riesen-Abstand vorn. Auch wenn sich das Bild inzwischen ein wenig relativiert haben dürfte, ist dieser Vorsprung zu groß, um in zwei Jahren verschwunden zu sein…

Informationskanäle_Attraktivität

(Quelle: Beruf und Soziale Netzwerke, Student Monitor UG)

Orientieren, Kennenlernen, Stellensuchen

Ein relativ differenziertes Bild lieferte vor einiger Zeit die Studie “Vom Website-Betreiber zum Multi-Channel Manager” der Virtual Identity AG. An der überragenden Bedeutung der Karriere-Website – sowohl für´s Kennenlernen, Orientieren als auch für die konkrete Stellensuche – lässt sich aber auch hier nicht rumdeuteln…

Orientierung_Kennenlernen_Stellensuche

(Quelle: Vom Website-Betreiber zum Multi-Channel Manager, Virtual Identity AG)

Soweit zur Bewerbersicht. Die ist zwar diejenige, die man als erste betrachten sollte, aber es gibt natürlich auch eine Unternehmensicht auf die Dinge. Z.B. im Hinblick auf etwaige KPIs, die mit den verschiedenen Instrumenten einhergehen. Doch auch aus Unternehmenssicht bleibt es dabei: Die Karriere-Website ist zentral…

Zufriedenheit mit über verschiedene Kanäle rekrutierten Kandidaten

Befragt man Unternehmen danach, wie zufrieden sie mit Kandidaten sind, die über verschiedene Kanäle rekrutiert wurden, liegt die Karriere-Website weit vorn. So zumindest die Ergebnisse der Recruiting Trends 2012…

Zufriedenheit_mit_Kandidaten

(Quelle: Recruiting Trends 2012, Weitzel et al.)

Kosten-Nutzen-Verhältnis

Und auch, wenn man von eher weichen Beurteilungskriterien weg hin zu “hartem Controlling” wechselt, liegt die Karriere-Website eindeutig vorn.

Kosten_Nutzen

(Quelle: Recruiting Trends 2012, Weitzel et al.)

Karriere-Website versus (?) Social Media

Allen aber, die an dieser Stelle meinen, herauslesen zu können, dass man sich “also doch” diesem ganzen Gedöns um Social Media und Social Recruiting nicht zu widmen braucht und dass alle Studien, die hier das Gegenteil berichten (z.B. Social Media Recruiting Report 2013) Humbug seien, denen sei entgegnet: FALSCH!

Karriere-Website und Social Media sind eben keine sich gegenseitig ausschließenden Betätigungsfelder. Im Gegenteil: Wir werden in den nächsten Folgen dieser Betragsreihe sehr deutlich sehen, dass Karriere-Website und Social Media sich wunderbar gegenseitig ergänzen können. Im Zusammenspiel beider Bereiche wird tatsächlich das Ganze zu mehr als der Summe seiner Teile.

Ich habe dies bereits vor einigen Jahren mal in einem Bild zum Ausdruck gebracht. Danach ist die Karriere-Website das eigene Ladengeschäft. Vorteil: Man kann und darf alles selber entscheiden. Nachteil: Man hat eben nur die Kunden, die auch in den Laden kommen. Auftritte auf Sozialen Plattformen wie Facebook, Twitter oder Pinterest hingegen sind eher wie Marktstände. Vorteil: Man erreicht auch Kundschaft, die nicht in den Laden kommen würde, diesen evtl. gar nicht kennt. Nachteil: Man ist eben selber Gast und hat sich allen Regeln des Marktes zu unterwerfen…

Wer diesem Gedanken noch ein wenig intensiver folgen möchte, dem sei die Lektüre des Beitrags “Facebook Karriereseiten sind nur geborgt” ans Herz gelegt. In eine ganz ähnliche Richtung argumentiert auch Karrierebibel Jochen Mai in seinem Plädoyer für Corporate Blogs.

“Blogs” sind dann auch ein schönes Stichwort. Diesem Instrument – gleichzeitig Ursuppe des Web 2.0 UND als Karriereblog super-sinnvoller Bestandteil einer Karriere-Website – werden wir uns dann in Teil 3 dieser Beitragsreihe widmen.

Wer nun noch einmal Teil 1 nachholen möchte, der kann hier klicken…

So, für Weihnachtsgrüße ist es noch ein bisschen zu früh. Einen Beitrag wird der Recrutainment Blog ganz sicher noch vor Weihnachten veröffentlichen (zum Thema Mobile Recruiting, ja ja…).

Teil 3: Blogs…

3 Gedanken zu „Karriere-Websites – darauf kommt es an. Teil 2. Die Bedeutung der Karriere-Website

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