Die jungen Menschen haben es momentan wirklich nicht leicht. Seit Monaten quasi keine richtige Schule und keiner weiß, wie lange das noch so weitergehen wird. Und für diejenigen, bei denen sich die Schulzeit nun so langsam dem Ende zuneigt, wartet hinter dem Schulabschluss ja gleich die nächste große Unbekannte:
Die Frage, was man denn nun (beruflich) für einen Weg einschlägt.
Das ist ohnehin schon eine Herkulesaufgabe, aber wegen der Pandemie fallen nun auch noch etliche der klassischen Formen der Berufsorientierung aus: Ausbildungsmessen? Ja, gibt es, aber natürlich bestenfalls online. Praktika? Ne, die gibt es aktuell nur noch sehr sehr vereinzelt. Ein Praktikum, bei dem man in mehreren Monaten das Unternehmen nicht einmal von innen sieht, ist ganz sicher nicht vergleichbar mit Begegnungen vor Ort, von Angesicht zu Angesicht…
Aber es gibt natürlich sehr hilfreiche Formen der Berufsorientierung im Web. Und bei einer davon passt die Begrifflichkeit „Praktikum“ durchaus auch.
Sog. Berufsorientierungsspiele sind eine sehr praktische Methode, in einzelne Berufsbilder reinzuschnuppern und sich mit typischen Tätigkeitsinhalten und Aufgaben dieser Berufe zu befassen. Darum laufen diese Formate oft auch unter dem Schlagwort „Recruiting Game“ oder eben der Bezeichnung „Online-Praktikum„.
Ein Unternehmen, das diese Form der Berufsorientierung sehr früh für sich entdeckt hat, ist die Commerzbank. Bereits im April 2009 (!), also vor ziemlich genau 12 Jahren ging die erste Version des Berufsorientierungsspiels „Probier dich aus.“ online.
Über die Jahre wurde die Applikation mehrfach überarbeitet und sowohl technisch als auch inhaltlich aktualisiert. So verschwand irgendwann die Flash-Version der Applikation und wich einer HTML5-Variante und „Probier dich aus.“ wurde „mobile first“, um sich dem geänderten Mediennutzungsverhalten der Zielgruppe anzupassen.
Und: Der inhaltliche Umfang wurde sukzessive ausgebaut: So umfasste Applikation bspw. zunächst „Online-Praktika“ für den Ausbildungsberuf „Bankkaufmann/-frau“ sowie das Duale Studium Bachelor of Arts/Science, Schwerpunkt Bank. Diesen beiden wurde vor einem Jahr ein Serious Game für den Ausbildungsberuf „FachinformatikerIn für Anwendungsentwicklung“ an die Seite gestellt.
Und nun kam mit dem Berufsbild „Kaufleute für Büromanagement“ die vierte Teilapplikation hinzu.
Innerhalb von ca. 10 Minuten kann man eine Reihe von unterschiedlichen Aufgaben übernehmen, die „KfB“ im Rahmen ihrer Ausbildung und anschließenden beruflichen Tätigkeit auch übernehmen.
Man kümmert sich hierbei bspw. im Service-Center um Kundenanliegen…
…kümmert sich im Bereich Shared Services um Reiseplanungen von KollegInnen…
…oder hilft – ganz Bank – bei der Bearbeitung eines Kreditantrags mit.
Und ganz nebenbei erfährt man auch einiges über die Unternehmenskultur, etwa zu Dresscodes bei der Arbeit oder der Frage des „Duzens oder Siezens“…
Klar, die Inhalte sind vereinfacht und im Umfang reduziert. Aber sie sind nichtsdestotrotz realistisch und im besten Wortsinne „typisch“ für das Berufsbild.
Man erhält am Ende des Spiels eine Auswertung darüber, wie gut man die verschiedenen Aufgaben gelöst hat.
Aber eigentlich geht es gar nicht so sehr um das Ergebnis. Dieses sieht erstens sowieso nur der Nutzer selber und er kann das Spiel zudem auch beliebig häufig spielen (anonym natürlich). Nein, eigentlich geht es vor allem um das Erlebnis an sich.
Denn wer die Applikation durchläuft, sieht sich im Prinzip die ganze Zeit mit der Frage (an sich selbst) konfrontiert: Kann ich das? Will ich das? Könnte das zu mir passen?
Wer dabei zu dem Ergebnis kommt, dass das nichts für ihn ist, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch diesen Beruf nicht in Betracht ziehen. Und das ist gut so, da dieser dann auch sehr wahrscheinlich nicht der richtige für einen wäre. D.h. man spart sich (und natürlich auch dem Unternehmen) Aufwand und ansonsten möglicherweise auch drohenden Frust.
Wer allerdings dabei feststellt, dass ihm die Tätigkeiten durchaus gefallen und vielleicht auch ganz gut von der Hand gehen, der zieht diesen Beruf für sich mit höherer Wahrscheinlichkeit in Betracht. Und ganz sicher findet die anschließende Berufswahl auf einem höheren Kenntnisstand statt als wenn diese einfach nur „stereotyp“ („irgendwas im Büro“) erfolgt.
Wenn man so will, sind diese Online-Praktika „Self-Assessments“ im ureigensten Wortsinne, da man sich durch die Reflexion über die Aufgaben- (und damit Berufs-)inhalte im wahrsten Sinne selbst einschätzt.
Wer das ausprobieren möchte, der kann dies hier sehr gern tun: https://www.probier-dich-aus.de/