DIE Recruiting Trends 2018: Ist es Sourcing? Robot Recruiting? Digitalisierung und (Big) Daten?

Der Arbeitsmarkt brummt. Kaum eine Tagesschau vergeht, in der nicht mindestens einmal der Begriff “Fachkräftemangel” bemüht wird. Gleichzeitig wird offenbar selbst der oft als so träge beschriebene HR Bereich durch (mögliche) technologische Disruption aufgemischt – ich sag nur “Robot Recruiting”… – und dieses Klima lässt so viele HR (Tech) Startups auf den Plan treten wie nie zuvor.

Es ist also mächtig was los in HR. Und allem voran in der Personalgewinnung.

Da ist es doch beruhigend, dass es noch so etwas wie verlässliche Konstanten gibt. Und wenn diese Konstanten dann selber wiederum Antworten auf die Frage liefern, wo sich der Markt denn nun hin entwickelt, wo die Reise hingeht, na dann umso besser.

Eine dieser Konstanten ist die Untersuchung Recruiting Trends, die das ICR in Person von Urgestein Wolfgang Brickwedde alljährlich veröffentlicht. In dieser Form jetzt schon seit sechs Jahren geht er dabei der Frage auf den Grund, was denn “das Recruiting” in den Unternehmen aktuell so bewegt. Insgesamt beteiligen sich jedes Jahr zwischen 600 und 900 Recruitingverantwortliche an der Befragung, so dass sich ein doch guter und breit aufgestellter Pulscheck der Szene ergibt.

Ich habe mal einen schnellen Blick auf die aktuellen Ergebnisse geworfen – die ICR Recruiting Trends 2018 – und dabei meine Highlights herausgepickt.

Es wird herausfordernder…: Ob es Fachkräftemangel ist, ist dabei eigentlich auch egal…

Ob es nun “den” Fachkräftemangel gibt oder nicht oder ob es diesen in gewissen Branchen und/oder Regionen gibt oder nicht, nun darüber wird man nie alle zu einer einheitlichen Meinung bringen. Was sich aber – auch hier – deutlich zeigt, ist die allgemeine Einschätzung, dass die Personalgewinnung insgesamt herausfordernder geworden zu sein scheint. Aus Sicht von Recruitingverantwortlichen heißt das in erster Linie:

  • Gute Bewerber finden und identifizieren und
  • die offenen Stellen schnell zu besetzen

So sagen rund 95% der befragten Unternehmen, dass sie Schwierigkeiten bei der Besetzung haben. Zwar berichtet die Hälfte der Unternehmen nur von “leichten” Schwierigkeiten, aber dieser Anteil ist 2018 gegenüber 2017 erneut deutlich zurückgegangen.

Immer mehr (Active) Sourcing

Da liegt es nahe, dass die Unternehmen zunehmend proaktiv rekrutieren, indem nicht mehr darauf gewartet wird, dass der passende Kandidat sich von allein beim Unternehmen bewirbt, sondern dieser aktiv vom Unternehmen angesprochen wird. Der Anteil der Unternehmen, die Active Sourcing einsetzen, steigt fröhlich weiter.

Aber: An dieser Stelle möchte ich ein Ergebnis der ebenfalls unter dem Titel Recruiting Trends firmierenden Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Uni Bamberg zitieren (und damit gnadenlos spoilern, denn die eigentliche Veröffentlichung dieser Studie folgt erst Anfang März…):

Zuviel des Sourcings kann ggf. irgendwann nervig werden. Irgendwie erinnert mich das an einen Beitrag, den ich 2013 geschrieben habe

Aufsteiger bei den Topthemen: (Re)Design der Auswahlprozesse

Eigentlich werden – bis auf Employer Branding und Candidate Experience – fast alle Themen im Recruiting wichtiger (drücken ja auch die oben schon beschriebenen gestiegenen Herausforderungen aus). Der stärkste Aufsteiger ist hierbei allerdings der Bereich Auswahlprozesse.

Wir selber haben dazu zwar keine empirischen Zahlen, aber aus subjektiver Sicht kann ich dies nur bestätigen. Es vergeht eigentlich kein Tag bei CYQUEST, an dem sich nicht irgendein Unternehmen meldet und das Gespräch beginnt mit “wir überarbeiten gerade unsere Auswahlprozesse”…

…und quasi immer hat dieses Re-Design etwas mit dem Zauberwort “Digitalisierung” zu tun.

Auch hier spoiler ich nochmal kurz und greife eines der Ergebnisse aus der Recruiting Trends 2018 Studie des Bamberger CHRIS auf:

Aber was ist das denn nun eigentlich, diese “Digitalisierung” im Recruiting-Kontext. Dieser Frage und der relativen Wichtigkeit verschiedener Digitalisierungsansätze ist wiederum die Recruiting Trends Befragung des ICR nachgegangen.

Data Driven Recruiting? Nein. Aber Robot Recruiting und Big Data. Hä?

Tja, hier wird es etwas verwirrend. Während zwar immer noch auf relativ niedrigem Niveau das Thema “Robot Recruiting (Nutzung von Algorithmen und Big Data)” den größten relativen Bedeutungszuwachs aus Sicht der befragten Recruiter erfährt, nimmt die Bedeutung des Data Driven Recruiting gegenüber dem Vorjahr ab.

Gut, mit der Empirie kann man nicht streiten, aber ganz ehrlich liebe Recruiter:

DAS macht keinen Sinn!

Algorithmen brauchen Daten, sonst können sie keine sinnvollen Informationen bereitstellen. Man kann nicht ernsthaft glauben, dass die Bedeutung von Algorithmen im Recruiting zunimmt während gleichzeitig die Bedeutung von Daten im Recruiting abnimmt.

Ich werde bei solchen Ergebnissen das Gefühl nicht los, dass einfach immer noch viel zu viele Recruitingverantwortliche schlicht keine Ahnung haben, wie diese Dinge zusammenhängen und was das eine und was das andere überhaupt ist…

Vielleicht ist für viele Recruiter Robot Recruiting eben in der Wahrnehmung doch noch nicht mehr als der Einsatz von Chatbots… Oder man freut sich darüber, dass nun demnächst der Bot diesen mühsamen Job mit den Daten übernimmt und man nicht mehr selber ran muss…

Wie gesagt: So richtig zu verstehen ist das nicht.

Gut dass man sich offenkundig wenigstens darüber einig zu sein scheint, dass Personalaufbau momentan der wichtigste “Emerging Trend” ist, während Personalabbau der am wenigsten wichtige ist.

So, das soll erstmal genügen für heute – ich muss noch einem Kunden antworten, der seinen Auswahlprozess umstellen will… ;-)

Wer selber einen Blick in die Recruiting Trends 2018 vom ICR werfen möchte; man kann diese auf der Website des ICR kostenfrei bestellen.

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