Gruner+Jahr mit vollkommen überarbeiteter Version des Recruiting Games “CyPRESS”

In den letzten Wochen haben sich die Berichte über den Einsatz von Spielen und Simulationen zu Zwecken der Personalauswahl, des Employer Brandings und der Berufsorientierung stark gehäuft. Medien wie der SPIEGEL, Prosieben, ORF, der Weserkurier, “die Presse” oder die Hannoversche Allgemeine und eine Reihe von Personal– und Gamesblogs haben das Thema aufgegriffen und darüber berichtet. Andere wie VDI Nachrichten, Wirtschaftswoche oder die ZEIT werden in Kürze folgen.

Eines der ersten Unternehmen, die dieses Thema für sich entdeckt und einen spielerisch-simulativen Weg der Arbeitgeberkommunikation eingeschlagen haben war bereits im Jahr 2006 Gruner+Jahr.

G+J ist Europas größter Zeitschriftenverlag und eine Division des Bertelsmann-Konzerns. Rechtzeitig zur Fußball-WM 2006 startete das Berufsorientierungsspiel CyPRESS in einer ersten Version. Im Rahmen eines virtuellen Unternehmensrundgangs konnten Teilnehmer vier Unternehmensbereiche durchlaufen (Unternehmensentwicklung, Redaktion, Anzeigenabteilung und Abo-Marketing) und dabei typische Aufgaben aus diesen Bereichen übernehmen. Jede Aufgabe wird nach Fertigstellung gefeedbackt, wobei es letztlich nicht darauf ankommt, wie gut man eine Aufgabe gelöst hat (es handelt sich nicht um einen Test), sondern dass man sich mit diesen typischen Inhalten einmal auseinandersetzt (“Realistic Job Preview“). Die zentrale Zielsetzung der Applikation war es insbesondere kaufmännische Aufgabenstellungen und Zusammenhänge in einem Großverlag aufzuzeigen und erlebbar zu machen.

Die Applikation wurde dabei von Beginn an in zwei leicht variierten Versionen angeboten – einmal gerichtet an Schüler, die sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren wollen, zum anderen gerichtet an Studierende und Hochschulabsolventen, die sich für ein Traineeprogramm interessieren.

Kandidaten, die sich – evtl. in ihrer Entscheidung bestärkt durch die Teilnahme an dem spielerischen Selbsttest – anschließend bei Gruner+Jahr für ein Traineeprogramm beworben und deren Bewerbung eine erste biografische Sichtung überstanden haben, wurden dann erneut zu „CyPRESS“ eingeladen. Im Rahmen dieses dann nur noch Bewerbern zugänglichen Teils der Applikation wird der Kandidat multimethodal mit verschiedenen Testverfahren konfrontiert, die ihn in situativen Online-Tests hinsichtlich kognitiver Leistungsfähigkeit sowie Planungs- und Problemlösefähigkeit überprüfen. CyPRESS war also von Anfang an nicht nur SelfAssessment, sondern auch Online-Testverfahren. Insofern steht CyPRESS durchaus zurecht für CyberPRESelectionSystem.

Das Recrutainment-Format war überaus erfolgreich:

  • In den etwas über sechs Jahren Laufzeit haben mehr als 40.000 Besucher die Applikation genutzt (davon etwa 3/4 die Traineeversion), was bei ca. 1500 jährlichen Bewerbungen für ein Traineeprogramm und insg. pro Jahr etwa 10 zur Verfügung stehenden Plätzen eine enorme Zahl ist.
  • „Die Kombination aus Self- und eAssessment erhöht die Fähigkeit zur Selbstauswahl und Selektion von Bewerbern. Außerdem ermöglichen diese Verfahren die Schärfung des Arbeitgeber-Images unseres Verlages“, sagt Swantje Ziegert, bei G+J zuständig für die Auswahl und Betreuung der Trainees.
  • Dass es sich dabei nicht um bloße Meinung handelte, konnten Laumer et al. (das ist das CHRIS Team der Unis Bamberg und Frankfurt, das einmal im Jahr die vielbeachtete Studie “Recruitingtrends” veröffentlicht) 2009 in ihrem Fachartikel “Online Gaming to Apply for Jobs –the Impact of Self- and E-Assessment on Staff Recruitment” auch nachweisen. Die Kausalanalyse belegte: “The case study of our papers shows that companies can generate more qualified applications and concurrently save time and money.”

All dies war für Gruner+Jahr Anlass genug, CyPRESS nun einmal komplett zu überarbeiten. Was ist neu?

Nun, zuallererst wurde der Look der Applikation komplett überarbeitet und an die im verg. Jahr erarbeitete Employer Brand des Unternehmens angepasst. Der User bewegt sich nun wie in einer Mischung aus Printbroschüre und Tablet-App durch die Applikation. Dabei trifft er eine Reihe von G+J-Kollegen, die ihn durch die Applikation begleiten. Es handelt sich dabei durchweg um reale G+J-Mitarbeiter und zwar solche, die der avisierten Zielgruppe durchaus “nah” ist, sprich: in der Trainee-Applikation treten G+J Trainees in Erscheinung, in der Azubi-Variante Azubis.

Zweitens wurden die vier Aufgaben aus der 2006er Version inhaltlich aktualisiert. So geht es beispielsweise in der Anzeigenabteilung um die Berechnung von Tausenderkontaktpreisen und Reichweiten. Auflagen, Copypreise und Mediadaten haben sich für das hier zugrundeliegende Produkt NEON in der Zwischenzeit natürlich nun verändert, so dass eine Aktualisierung und Anpassung an die neuen Gegebenheiten erforderlich wurde.

Drittens hat sich aber die Welt, speziell für einen Verlag, seit 2006 erheblich weiterentwickelt. G+J ist heute selbstverständlich kein reiner Printverlag mehr, sondern bestreitet natürlich einen erheblichen Teil seines Geschäfts in Online- oder Mobile-Medien. So ist bspw. die Gruner+Jahr Tochter ems Deutschlands größter Vermarkter für mobile Werbeflächen. Vor diesem Hintergrund wurde CyPRESS um zwei neue Aufgaben erweitert: Zum einen um eine Aufgabe aus dem Bereich IT, zum anderen eben um eine Vermarktungsaufgabe aus dem Bereich Mobile.

Viertens schließlich wurde die Navigationslogik von CyPRESS komplett umgestellt. Während die ursprüngliche Version tatsächlich den Charakter eines Rundgangs hatte, d.h. man durchlief die Stationen sequentiell in einer festen Reihenfolge, kann der User nun frei entscheiden, welche Aufgaben er überhaupt und in welcher Reihenfolge absolvieren möchte. Und selbstverständlich ist es auch möglich, eine Aufgabe mehrfach zu bearbeiten.

Ach ja, eine Anmerkung noch, weil ich schon wieder einige Experten aufheulen höre, weil es sich bei CyPRESS um Flash-Applikationen handelt:

Ja, Flash ist auf einem Teil mobiler Endgeräte nicht sichtbar (die mit dem angebissenen Apfel) und wird voraussichtlich auch auf anderen mobilen Betriebssystemen perspektivisch nicht mehr dargestellt. Im Web allerdings wird es diese Beschneidung voraussichtlich nicht geben und das ist – zumindest vorerst – bei allem Hype um “Mobile” der quantitativ erheblich relevantere Kanal für Berufsorientierung, Personalmarketing und Recruiting. Dann überwiegen die deutlichen Vorteile von Flash in Bezug auf Darstellungsvielfalt und Betriebssystem-Browserkompatibilität gegenüber etwaigen HTML5-Varianten deutlich. Und: HTML5 ist noch kein offizieller Standard, d.h. es kann einem jederzeit passieren, dass die nächste Browsergeneration Teile von HTML5-Applikationen wieder anders, falsch oder gar nicht interpretieren kann. Man bedanke sich hierfür bei Herrn Jobs, der Flash nicht mochte, und der dem Webnutzer damit wieder Probleme beschert, die man eigentlich dachte, seit 10 Jahren überwunden zu haben. Nun denn: Think like us…. Aber, auch das sei hier nochmal erwähnt, letztlich muss das auch gar kein Widerspruch sein, denn auch Flash-Applikationen (sofern sie auf Action Script 3 basieren) können wunderbar als “Apple-taugliche” Apps ausgespielt werden, ich sag nur AIR

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