Intuition vs. Evidenz – der Dauerbrenner in der Psychologie kommt auf die HR-Bühne 🎤
Kaum ein Thema bewegt die Gemüter in der täglichen Debatte der Personalbeurteilung – sowohl im Recruiting als auch in der Personalentwicklung – so sehr, wie das ewige Hin- und Her zwischen der subjektiven Einschätzung durch Menschen auf der einen Seite und der möglichst objektiven Bewertung durch Methoden und Instrumente auf der anderen Seite.
Bauchgefühl, Erfahrungswissen und Intuition hier, objektive Messung, Diagnostik und empirische Evidenz dort…
Personalauswahl ist eine der teuersten und folgenreichsten Entscheidungen im Unternehmen. Fehlbesetzungen kosten richtig Geld, und gleichzeitig möchte niemand das Gefühl haben, bloß eine „Nummer im Assessment“ zu sein. Zwischen Messbarkeit und Menschlichkeit spannt sich also ein Seil, auf dem HR jeden Tag balanciert.
Das ist nicht nur ein Thema, das die HR-Gemüter auf LinkedIn erregt, sondern das fühlt sich manchmal an, wie ein ewiger Boxkampf in den Geistes- und Sozialwissenschaften:
„Intuition vs. Evidenz“.
Die Tragweite dieser Debatte wird einem nicht nur täglich in der gelebten Personalpraxis bewusst, sondern diese bewegt auch die Wissenschaften ganz massiv. Tatsächlich wurde rund um diese Frage bereits ein Nobelpreis vergeben und zwar den einzigen Nobelpreis, der in der Disziplin Wirtschaftswissenschaften jemals an einen Psychologen ging:
2002 erhielt der an der Princeton University lehrende Daniel Kahneman den Preis für Wirtschaftswissenschaften „für das Einführen von Einsichten der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaft, besonders bezüglich Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit“.
Daniel Kahneman und sein langjähriger Wegbegleiter Amos Tversky hatten in zahlreichen Studien und Veröffentlichungen die uns Menschen eigenen kognitiven Verzerrungen beschrieben und daraus abgeleitet, dass dem Bauchgefühl doch besser nicht über den Weg getraut werden sollte.
Doch auch die Gegenposition brachte und bringt gehöriges akademisches Gewicht auf die Waage. Zu nennen ist hier auf jeden Fall Gerd Gigerenzer, langjähriger Direktor am Max-Planck Institut für Bildungsforschung, auf den der Begriff der „Fast-and-Frugal Heuristics“ zurückgeht. Hier zeigt sich, dass schnelles, intuitives Entscheiden in komplexen Umwelten oftmals eben nicht dumm, sondern verblüffend klug ist.
Die Frage ist so aktuell, dass die Zeitschrift Wirtschaftspsychologie ihr im Frühjahr erst ein ganzes Heft gewidmet hat. Auf zwei der Hauptprotagonisten der Ausgabe kommen wir dann auch gleich zu sprechen…
Und jetzt? Jetzt holen wir diesen Klassiker aus der Psychologie direkt in die HR-Praxis. Denn die Frage ist ja alles andere als akademisch:
👉 Sollten wir Bewerber*innen nach evidenzbasierten Kriterien auswählen – Tests, strukturierte Interviews, Algorithmen?
👉 Oder dürfen (müssen?) wir unserem Bauchgefühl trauen, wenn es um Cultural Fit oder den berühmten „ersten Eindruck“ geht?
👉 Sind Intuition und Evidenz überhaupt ein Widerspruch?
👉 Und fühlt sich KI nicht oft nach so etwas wie „evidenter Intuition“ an?
Die Antworten sind – wie so oft – nicht trivial. Genau deshalb wird es spannend!
Auf der #HREdge26 am 26. März 2026 in Hamburg wird es ja heißen „It´s all about Skills„. Wir wollen an dem Tag der Frage auf den Grund gehen, wie Menschen am besten bewertet und beurteilt werden sollten, damit diese am Ende in den möglichst am besten zu ihnen passenden Tätigkeiten und Unternehmen landen. Dieser Evergreen der Personalauswahl bekommt in Zeiten des Skills-based Hirings und der allerorts diskutierten Unterstützung durch KI ja nochmal eine ganz besondere Brisanz. Die Frage „Intuition oder Evidenz“ gehört hier also auf die Bühne.
Und genau da kommt sie auch hin. Und zwar in Form eines Streitgesprächs. Die Kulturtechnik des sich „konstruktiv Streitens“ ist ja allgemein unter Druck, weil wir uns Zeiten von „Social“ Media oftmals in eigene Echokammern zurückziehen. Das wollen wir auf der #HREdge nicht! Denn – so viel sei vorweggenommen – auch beim Thema Intuition oder Evidenz gibt es erheblich mehr Verbindendes als man auf den ersten Blick annehmen würde. Das Fragezeichen hinter dem „versus“ kommt also nicht ganz von ungefähr.
Das Streitgespräch wird den inhaltlichen Teil der #HREdge26 abschließen, also späten Ende des Nachmittags stattfinden. Ich freue mich daher riesig, dass ich für das Streitgespräch sehr prominente und fachkundige Diskutanten gewinnen konnte:
Prof. Dr. Jürgen Deters: Jürgen ist Betriebswirt und Psychologe, langjähriger Leiter der Führungskräfteentwicklung bei Gruner&Jahr und seit 1997 Professor für Human Resource Management und Leadership an der Leuphana Universität Lüneburg.
Er ist Autor des Buchs „Analytics and Intuition in the Process of Selecting Talent“ und sagt:
Intuition und Emotionen haben einen erheblichen Einfluss auf den Entscheidungsprozess. Die Neurowissenschaft zeigt sogar, dass Menschen nicht in der Lage sind, ihre Emotionen oder Intuition bei Entscheidungen auszuschalten. Daher sollten Intuition und Emotionen als evolutionäre Errungenschaften des Menschen genauer betrachtet werden, um die Weisheit, die sie bieten, zu nutzen.
Harald Ackerschott: Harald ist Psychologe und Mitinitiator der DIN 33430, der Norm für berufsbezogene Eignungsdiagnostik – und damit der Gegenentwurf zum reinen Bauchgefühl. Harald und ich haben übrigens kürzlich gemeinsam das Whitepaper zum Thema „Skills based Hiring“ für den Queb geschrieben, welches voraussichtlich kommende Woche vorgestellt wird.
Sein Standpunkt:
Intuition ist großartig beim Tanzen – aber nicht bei Personalentscheidungen.
Ordentlich in die Mangel genommen werden beide von meinen zwei Kolleginnen Ann-Christin Heun und Lisa Adler. Lisa und Ann-Christin sind beide ebenfalls Psychologinnen und Eignungsdiagnostikerinnen und verfügen über jahrelange Erfahrung aus der Umsetzung von Methoden, Verfahren und Prozessen zur Beurteilung und Einschätzung von Menschen. Sie werden versuchen, Jürgen und Harald nicht nur wissenschaftlich, sondern auch mit einem klaren HR-Blickwinkel zu kitzeln:
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Wo helfen uns Daten wirklich weiter?
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Wo unterschätzen wir ggf. die Power von Algorithmen und Tests?
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Und wo führt uns der Bauch vielleicht besser zum Ziel, als wir es uns eingestehen wollen?
📅 Wer also Lust hat auf eine lebendige Diskussion, bei der die Köpfe rauchen und die Argumente fliegen, sollte sich diesen Programmpunkt dick im Kalender markieren.
Wer meine Berichterstattung verfolgt, der weiß ja schon, dass auch der erste Programmpunkt der #HREdge26 schon ein echtes Highlight ist (Jugendforschungs-Papst Prof. Klaus Hurrelmann über „Skills statt Zeugnisse“).
Über die nächsten Wochen werde ich dann peu à peu die nächsten inhaltlichen Programmpunkte der #HREdge26 vorstellen. Diese füllen dann sukzessive das Programm des Nachmittags zwischen der Keynote von Klaus Hurrelmann und dem abschließenden Streigespräch auf.
Ehrlich gesagt solltet Ihr aber mit der Anmeldung nicht so lange warten. Denn: Vielleicht gibt es dann gar keine Tickets mehr. Von den rund 150 Plätzen ist bereits jetzt ein Drittel weg, letztes Jahr waren wir gut drei Monate vor dem Event ausverkauft. Außerdem: Aktuell gilt ja noch der Early-Bird-Preis von 179 € – das gibt es locker schon an Essen und Drinks. Die Inhalte, das Networking und die einmalige Atmosphäre der #HREdge gibt es also für umme…
👉 Hier geht es zur Anmeldung und weiteren Informationen.
Wir sehen uns spätestens Ende März!
P.S. Ein besonderer Dank geht auch wieder an unsere zwei Sponsoren ❤️:
️ EMBRACE zeichnet dieses Jahr wieder für den Signature Drink verantwortlich (lasst euch überraschen, der wird in diesem Jahr „blau“…).
️SmartRecruiters liefert nicht nur sehr spannenden KI-Content für´s Programm, sondern schmeißt auch das Kuchenbuffet…




Kopf + Bauch + Erfahrung.
Die endlose Datenliebe führt nicht immer zum Ziel! :-)
das ist wohl ein Freud`scher … zweitausend*drei*undzwanzig:
Es gibt wieder eine HR-Edge!!! Save-the-Date: 02. März 2023 im Business Club Hamburg?
Nein, das ist einfach ein alter Blogartikel… ;-)