Wer ab und zu mal auf dem Recrutainment Blog vorbeischaut oder sich ansonsten ein wenig damit befasst, was wir bei CYQUEST so machen, der weiß ja, dass Berufsorientierung wirklich eine ganz zentrale Herzensangelegenheit für uns ist.
Denn egal, ob wir nun War for Talent und Fachkräftemangel haben oder (egal ob corona- oder sonstwie konjunkturbedingt) wieder mehr Bewerber auf weniger offene Stellen treffen, eines dürfte klar sein:
Je besser die Berufsorientierung funktioniert, desto weniger Menschen landen in Jobs oder bei Firmen, zu denen sie nicht passen. Oder andersrum, eher die Unternehmensperspektive einnehmend, desto besser passende Mitarbeiter stellt man ein: bessere Performance, niedrigere Fluktuation, mehr Zufriedenheit usw.
Berufsorientierung ist also beileibe kein Orchideen-Thema, sondern hat knallharte betriebswirtschaftliche Auswirkungen.
Gut, so langsam sickert diese Erkenntnis auch scheinbar durch. So wurde das Thema bspw. Anfang des Jahres ja nun auch endlich Teil der offiziellen Strategie der Bundesagentur zur Fachkräftesicherung.
Mich überrascht das nicht, denn Angebote zur Berufsorientierung erfreuen sich nutzerseitig einer enormen Nachfrage. Ein Beispiel dafür ist der „Berufswahltest“ auf der Karriereplattform Einstieg.com.
Dieser knackte dieser Tage nun die Marke von 500.000 Nutzern. Um die Größendimensionen nochmal zu verdeutlichen: Etwa ein Drittel aller Schulabgänger eines Jahres in ganz Deutschland nutzt den Berufswahlcheck im Rahmen der beruflichen Orientierung…
Doch der Reihe nach. Wer ist Einstieg und was ist der Berufswahltest?
Einstieg ist ein, wenn nicht der führende Anbieter in Deutschland für an Schüler gerichtete Karrieremessen. Wenn nicht gerade Corona ist, führt Einstieg eine ganze Reihe großer und kleiner Events durch, auf denen Schüler und Schulabgänger Unternehmen und Hochschulen treffen und sich über (Aus-)bildungs- und Einstiegsmöglichkeiten informieren können. Wegen der Pandemie finden diese Messen nun vorerst online statt, aber zumindest steht ja zu hoffen, dass man sich auch irgendwann wieder real treffen kann.
Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren mit Einstieg zusammen und haben dort 2018 den „Berufswahltest“ eingeführt.
Beim „Berufswahltest“ handelt es sich um eine speziell auf die berufliche Orientierung im Kontext der dualen Berufsausbildung zugeschnittene Variante des von CYQUEST entwickelten Allg. Interessentest zur Studien- und Berufswahl „interest_st“, basierend auf dem sog. „RIASEC-Modell“ nach John L. Holland.
Beim Wording der Items wurde hierbei speziell auf eine für die Zielgruppe einfache Verständlichkeit und den berufspraktischen Bezug geachtet.
In einem ersten Schritt ermitteln die Nutzer in ca. 8-10 Minuten ihr persönliches Interessenprofil entlang der sechs bekannten Basisinteressen (technisches, forschendes, künstlerisches, soziales, wirtschaftliches und verwaltendes Interesse).
Nachfolgend wird dieses individuelle Interessenprofil dann mit etwa 600 Ausbildungsberufs- sowie Studienfeldern abgeglichen und zu einer Passungsrückmeldung verdichtet – entweder bezogen auf Berufsausbildungs- oder auf Studienangebote. Die auf der Plattform vertretenen Unternehmen und Hochschulen müssen gar nichts weiter tun, um von diesem Matching zu profitieren, die angebotenen Ausbildungsberufe und Studiengänge werden automatisch den Berufs- und Studienfelder zugeordnet.
Die Nutzer können das Matchingergebnis dann auch noch weiter reduzieren, etwa indem sie den Suchfilter nur auf den eigenen Wohnort und einen gewissen Radius beschränken.
So wird dann ganz schnell aus theoretisch mehreren Hundert oder sogar Tausend verfügbaren Einstiegsoptionen ein überschaubares Set, mit dem man arbeiten kann. Der Berufswahltest löst somit ein ganz zentrales Problem der Berufsorientierung:
Die unüberschaubare Zahl an Optionen wird auf ein handhabbares Maß reduziert.
Das Tool sagt einem zwar nicht, welchen Beruf bei welchem Unternehmen genau man machen „muss“ (das wäre ja auch ein recht eigenartiges Verständnis von Eigenverantwortung…), aber es zeigt in sehr kurzer Zeit, welche der Optionen denn mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einem passen und auf welche man seinen Fokus legen sollte.
Beim Berufswahltest kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu:
Nutzer, die beabsichtigen in näherer Zukunft eine der Einstieg-Messen zu besuchen, bekommen direkt angezeigt, welche auf der Messe vertretenen Aussteller Ausbildungsberufe oder Studiengänge anbieten, die gut zu den eigenen beruflichen Interessen passen. Somit dient der Berufswahltest nicht nur der allgemeinen Orientierung, sondern stellt letztlich die Basis für einen konkreten „Laufplan“ für die Messe und somit eine gezielte Kontaktaufnahme zu möglicherweise passenden zukünftigen Arbeitgebern bzw. Hochschulen dar. Und das gilt natürlich auch für die virtuellen Messen, die coronabedingt momentan an die Stelle der Präsenzmessen treten.
Über 300.000 Nutzer pro Jahr
Und der Berufswahltest ist ein wunderbarer Beleg dafür, dass solche Instrumente von der Zielgruppe – hier Schüler_innen und Schulabgänger_innen – auch angenommen wird.
Das Tool ist seit Anfang 2018 in die Plattform Einstieg.com integriert und wurde seitdem von über einer halben Million Menschen vollständig durchlaufen. Zunächst musste man sich für die Nutzung noch auf der Plattform registrieren. Seit Mai 2019 muss man das nun nicht mehr, wodurch die Nutzungsintensität noch einmal quasi explodiert ist: Ca. 450.000 der Nutzungen entfallen auf die letzten knapp 17 Monate. Das heißt pro Jahr nutzen weit über 300.000 Menschen den Test zur beruflichen Orientierung. Setzt man dies ins Verhältnis zu Gesamtzahl an Schulabgängern, die 2019 über den dicken Daumen gepeilt bei gut 800.000 lag, wird die Reichweite des Tools deutlich.
Führt man sich nun noch vor Augen, dass die Absolventenzahlen in den nächsten Zahlen noch einmal deutlich sinken werden, sollte jedem klar sein, dass wir es uns immer weniger erlauben können, die Berufswahl auf dem Prinzip Zufall aufzubauen.
Durchschnittlich 30% Abbruchquoten in der dualen Berufsausbildung und bei grundständigen Studiengängen, von denen ein Großteil auf falsche und nicht erfüllte Erwartungen zurückzuführen ist, können wir uns als Gesellschaft nicht mehr leisten.
Es wird Zeit, dass das Thema Berufsorientierung endlich in den Mittelpunkt rückt.