Bewerbung über WhatsApp-Chatbot. Das geht jetzt bei DPDHL…

Es wird momentan viel über den Einsatz von Bots und Algorithmen im Recruiting gesprochen, auch hier im Blog. Aber so spannend die akademische Debatte über Fürs und Widers dabei ist, manchmal hilft es auch, wenn es mal konkret wird. Also praktische Anschauungsbeispiele.

Und davon schwappte mir nun eines von DPDHL auf den Tisch. Denn dort kann man sich seit kurzem über einen WhatsApp-basierten Chatbot bewerben.

Ich habe mir das einmal angeschaut:

Nehmen wir also mal an, jemand interessiert sich für eine Tätigkeit bei der Deutschen Post oder bei DHL und landet aufgrund entsprechender Personalmarketingaktivitäten auf der Microsite www.werde-einer-von-uns.de.

Dort finden sich kompakte Informationen zu einer ganzen Reihe verschiedener Berufsbilder. Und dort findet man nun auch einen Schalter, über den sich Bewerber für die die Jobs Paketzusteller, Postbote, Lagerhelfer&Sortierer sowie LKW-Fahrer über WhatsApp bei DPDHL bewerben können.

Klickt man diesen an öffnet sich (natürlich vorausgesetzt man nutzt die Seite mit dem Smartphone und hat WhatsApp installiert) WhatsApp und man kann durch Absenden der vorformulierten Nachricht den Dialog mit dem Bot beginnen.

In diesem “Dialog” arbeitet der Bot ein Set an Fragen ab, die für eine erste Vorsortierung der Bewerbung relevant sind. In meinem Fall – ich habe mich als Paketzusteller als Aushilfstätigkeit für einen Zeitraum von 4-8 Wochen beworben – waren das folgende:

Anrede, Name, Geburtsdatum, Telefonnummer, Job auf den man sich bewerben will, Länge der einschlägigen Berufserfahrung, gewünschtes Eintrittsdatum, Führerschein, Deutschkenntnisse und Art und Länge der gewünschten Beschäftigung.

Dabei ist auch keine Prosa erforderlich, d.h. man schreibt fast keine keine Freitextantworten. Vielmehr ist das alles mehr oder weniger strikt vordefiniert und man wählt meist eine von mehreren vorgegebenen Antwortmöglichkeiten aus, indem man die entsprechende Ziffer zurücksendet.

Das geht relativ schnell (bei mir waren es mit ein-zwei Ablenkungen ca. 10 Minuten).

Und das war es dann auch schon. Die Bewerbung ist abgeschickt…

Am nächsten Tag bekam ich dann eine E-Mail von der nächstgelegenen Niederlassung BRIEF, die Bezug nahm auf meine Bewerbung und eine gezielte Rückfrage stellte…

…ich habe es dann an dieser Stelle aufgeklärt und die “Bewerbung” zurückgezogen, aber es deutete sehr schön an, wie es von hier aus weitergegangen wäre: Im persönlichen Dialog mit einem Menschen…

Den Prozess “hinter dem Bot” hat man also offenkundig gleich mitgedacht.

Was sagt uns das jetzt?

Nun, man könnte argumentieren, dass das nun wahrlich nicht spektakuläres ist. Der “Bot” arbeitet stumpf einen Fragenkatalog ab und sammelt strukturiert die erstmal relevanten Daten ein. Das könnte ein simples Webformular natürlich auch. Da ist von künstlicher Intelligenz noch nicht viel zu sehen.

Auch kann man WhatsApp an sich sehr kritisch sehen – Datenkrake Facebook, Datenschutzproblematik WhatsApp usw. Und in der Tat kommt mir die zu Beginn des Dialogs präsentierte und abzunickende Datenschutzerklärung doch arg kurz (das an sich wäre ja gut) und inhaltlich mindestens “diskutabel” vor (das wäre nicht so gut…). Insbesondere wenn ich das mit dem Tänzchen vergleiche, das wir in schöner Regelmäßigkeit mit den Rechtsabteilungen und Datenschutzbeauftragten unserer Kunden zu tanzen haben. Aber darüber sollen sich hier gern andere den Kopf zerbrechen bzw. ich vermute, dass man sich da bei DPDHL entsprechend mit beschäftigt hat.

Und dennoch: Ich halte die WhatsApp-Bot-Bewerbung, die DPDHL hier anbietet, trotz alldem für einen sehr sinnvollen und gelungenen Aufschlag. Und zwar gerade weil er so simpel ist. Wir reden hier über Blue Collar Jobs, bei denen zumindest eine Ersteinschätzung, ob jemand in Frage kommt, nicht viele Daten braucht. Und mit WhatsApp wird für die Übermittlung dieser wenigen Daten ein Kanal genutzt, über den ohnehin ein Großteil der Alltagskommunikation läuft. Insbesondere bei dem Bewerbungsvolumen, das DPDHL speziell in diesen Berufsbildern zu wuppen hat, erscheinen mir Einfachheit und Geschwindigkeit sehr sinnvolle Mittel der Wahl…

Die Welt der Bots und Algorithmen kann also auch sehr simpel sein. Gut so.

2 Gedanken zu „Bewerbung über WhatsApp-Chatbot. Das geht jetzt bei DPDHL…

  1. Interessanter Beitrag. So wie Du es bereits gesagt hast, man könnte es auch über ein Webformular abwickeln, allerdings ist das eine interessante komplementäre Möglichkeit, auch andere Zielgruppen zu erreichen, die sich normalerweise nicht über ein Webformular bewerben würden, weil sie andere Gewohnheiten haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert