Ich hatte mich schon gewundert. Das letzte hier im Recrutainment Blog beschriebene Beispiel zur spielerischen Berufsorientierung liegt ja nun auch schon sage und schreibe 14 Tage zurück (BP…). Okay, mal abgesehen davon, dass wir demnächst wieder zwei Applikationen fertigstellen werden (Haniel, Lufthansa), sprang mich in letzter Zeit nichts wirklich bemerkenswertes an. Bis heute.
Auf der englischsprachigen Facebook-Karriereseite von Marriott (www.facebook.com/marriottjobsandcareers) gibt es jetzt die Facebook App „MyMarriott„. Was verbirgt sich dahinter? Ganz einfach: Hotelleriejobs spielerisch erfahren. Doch der Reihe nach:
Von der Facebook-Seite ruft man die App auf. Leider konnten die Macher des Tools nicht der Versuchung widerstehen. Die App liest einige Profilinformationen aus dem Facebook-Profil aus und man willigt ferner ein, dass ein Eintrag auf der eigenen Pinnwand erfolgt. Das ist normalerweise für mich der Punkt abzubrechen, aber nun ja, hier überwog das fachliche Interesse. Warum man das echten Interessenten allerdings zwingend vorschreibt, weiß ich nicht. Dem etwaigen Erkenntnisgewinn steht sicherlich eine beträchtliche Anzahl an Abbrechern gegenüber. Nun denn.
Nach Einwilligung startet die eigentliche App. Zunächst durchschreitet man ein virtuelles Hotelportal.
Danach kann man (theoretisch) aus mehreren Spielen auswählen, die für verschiedene Bereiche eines Hotels stehen. Theoretisch, weil zur Zeit erst ein Bereich fertig ist. Die Küche…
Nachdem man sich dann seinen Wunsch-General Manager ausgesucht hat, geht es los. In der Küche des Hotel begrüßt einen der General Manager und weist einen ein. In der Iso-Ansicht, wie man sie aus vielen Simulationsgames (mir fiel spontan der Klassiker „Beach Life“ ein) kennt, platziert man z.B. einen oder mehrere Herde, an die man dann einen oder mehrere Köche/innen stellt.
Die „Aufträge“, also Essensbestellungen, kommen dann als sog. Tickets rein. Die Tickets zieht man per Drag & Drop auf den jeweiligen Koch und teilt ihm so den Jobs zu, das Essen zuzubereiten. Es dauert dann einen kleinen Moment bis er fertig ist. Wenn das Essen fertig ist, kann man dieses servieren (und Umsatz machen) oder es wenn es nicht in der gebotenen Qualität gekocht wurde, noch einmal kochen lassen. Wenn nämlich die Qualität nicht stimmt, essen die Gäste nicht auf (ergo: Sie kommen mit geringerer Wahrscheinlichkeit wieder)… Wie gut die Köche kochen hängt mit deren Fähigkeiten zusammen, die zum einen durch Erfahrung größer werden, auf die man aber auch selber mittels guter Rekrutierung und Personalentwicklung Einfluss nehmen kann (dazu mehr weiter unten).
Die zweite wichtige Tätigkeit neben der rechtzeitigen und qualitativen Zubereitung von Mahlzeiten besteht im Einkauf von Waren und Zutaten. Nur wenn hinreichend Zutaten vorhanden sind, können Gerichte angeboten und nur dann entsprechend damit Umsatz gemacht werden.
Wenn man dieses Onboarding verstanden hat, geht es richtig los: Man stellt Köche ein (diese unterscheiden sich hinsichtlich Skill, Speed, Learning and Mood). Natürlich kosten „gute“ Leute mehr. Ferner investiert man in Equipment, d.h. konkret in verschieden gute Herde sowie Utensilien, die zum Kochen benötigt werden. Dann macht das Restaurant auf, Herde werden in der Küche platziert, Köche darangestellt, Bestellungen gehen ein und werden (hoffentlich flott und in guter Qualität) abgearbeitet. Dabei werden Zutaten verbraucht. Wie im echten Leben kann es vorkommen, dass Bestellungen storniert werden, etwa wenn es zu lange dauert. Dann hat man Zutaten verbraucht, den Koch beschäftigt, den Herd benutzt, aber keinen Umsatz gemacht. Das sollte also vermieden werden.
Wie schon gesagt kann man die „Qualität“ der Mitarbeiter beeinflussen, indem man diese schult. Das kostet zwar, zahlt sich aber sowohl in der Arbeitsqualität (somit einer höheren Kundenzufriedenheit und damit einer steigenden Anzahl an Bestellungen) und Arbeitsgeschwindigkeit (also einer geringeren Stornierungswahrscheinlichkeit) aus. Auch hier wie im echten Leben.
So spielt man sich entsprechend durch die Runden, stellt Köche ein und schult diese, kauft Zutaten ein, organisiert die Bestellungen, serviert Mahlzeiten an Gäste usw. Wenn man sich dabei gut anstellt, verdient man im Endeffekt damit Geld (gemessen in sog. Coins) und Badges. Natürlich fehlt auch die Möglichkeit nicht, diese Verdienste über den Facebook Connect an Freunde zu kommunizieren. Ach ja, der Spielstand kann abgespeichert werden.
Mein Fazit: Einige Aspekte von MyMarriott finde ich wirklich sehr gut gelungen. Auch wenn es natürlich ein Spiel ist und damit naturgemäß vereinfacht, kann man sich die grundsätzlichen Zusammenhänge und Abläufe in einer Hotelküche gut vorstellen. Ein bißchen fad wurde es dann aber doch auf Dauer, weil es sich trotz neuer Mitarbeiter, weiterer Gerichte auf der Karte und mehr Action in der Küche doch irgendwie wiederholt. Okay, aber so ist es vielleicht auch… Mir fehlte zwischendurch auch wenig weiterführende Erläuterung nach dem Motto: „Sie haben jetzt erlebt, dass… . Das ist in einer Großküche wie in einem Hotel so, weil… .“ Hier hätte die Orientierungswirkung noch ein wenig verstärkt werden.
Auch ist es natürlich schade, dass man zur Zeit erst einen Bereich des Hotels spielerisch ausprobieren kann. Aber das soll sich demnächst ändern. So wie MyMarriott gemacht ist, kann man sich darauf wirklich freuen. MyMarriott stellt sich in eine Reihe z.B. mit poweRBrands von Reckitt-Benckiser oder Could it be U? von Unilever. Und natürlich muss in diesem Kontext auch Fliplife erwähnt werden.
Hier übrigens noch ein kleiner Erklärungstrailer bei Youtube: