Momentan wird ja viel darüber diskutiert, ob KI in der Lage ist, typische Auswahltests zu bestehen. Nun, sagen wir mal so, ich würde mich als Bewerber noch nicht darauf einlassen, meine Bewerbungschance in die Hände der „Kunstintelligenz“ zu legen. Wer dazu mehr wissen möchte, kann einmal hier klicken.
Ohnehin dürfte die „Anfälligkeit“ für etwaige Schummelversuche mithilfe von KI bei anderen typischen Elementen einer Bewerbung erheblich größer sein. Beim Anschreiben und Lebenslauf dürfte dies mittlerweile wahrscheinlich schon eher der Regelfall sein. Nach einer Untersuchung von capterra setzen inzw. 87% der Bewerbenden KI ein, um ihre Bewerbung „auszuschmücken“… Aber auch bei vermeintlich „sicheren“ Auswahlinstrumenten wie (Video)Interviews ist das ja schon relativ einfach möglich. Man werfe dazu mal einen Blick in diese Beispiele…
Mein heutiges Fundstück hat auch was mit Schummeln zu tun, aber noch ganz old school… Man buche sich einfach einen Menschen, der für einen den Test absolviert.
Ein bisschen Schmunzeln musste ich schon als mir kürzlich dieser „Anbieter“ in mein Postfach gespült wurde:
Ich nenne den Namen mal ganz bewusst nicht und will diesen „Service“ auch nicht mit einem Backlink adeln.
Man kann sich also über diesen Dienst jemanden buchen, der den zu absolvierenden Test für einen besteht – im Angebot: GMAT, GRE (Graduate Record Examination, ein standardisierter Auswahltest für US-Graduate Schools), LSAT (Law School Admission Test), TOEFL, SAT usw.
Die Art und Weise, wie der Dienst auf der Seite angepriesen wird, ist in Teilen schon drollig. So wird das Expertenteam deswegen als besonders geeignet geprisen, weil es über „massive Autismuswaffen“ verfügt… Weil ist ja klar – Autisten sind allesamt „inselbegabte Savants“…
Ich muss sagen, da hat jemand schon ganz schon Chuzpe, aber es wird immerhin auch nicht um den heißen Brei herumgeredet. Die Seite spricht ganz offen schon „Schummeln“ und bezeichnet sich selber als „Betrugsservice“.
Auch wird auf der Seite sehr offen beschrieben, über welche Methoden man verfüge, etwaige Proctoring-Tools (also technische Methoden zur Betrugsverhinderung) zu umgehen. Naja, dass Proctoring ohnehin ein sehr problematisches Thema ist, habe ich vor einiger Zeit ja mal in einem sehr ausführlichen Artikel beschrieben.
Geld kostet es (natürlich) auch, und allem Anschein nach auch nicht zu knapp…
Nun, ob man sich als Bewerber einem Anbieter anvertrauen möchte, der sich (naturgemäß) nicht zu erkennen gibt und dem man einen beträchtlichen Geldbetrag (von dem 50% als Anzahlung zu leisten sind), sei mal dahingestellt. Denn erstens wäre ich mir nicht sicher, ob das Geld nicht einfach weg ist, zweitens würde ich dem Leistungsversprechen nicht viel weiter trauen als ich es werfen kann und drittens handelt es dabei letztlich um nichts anderes als Betrug. Das eigene Testergebnis zu fälschen ist rechtlich betrachtet kaum anders zu bewerten als das Fälschen von Zeugnissen oder Referenzen… Eine Reihe unserer Kunden weißt darauf auch innerhalb des Online-Tests noch einmal explizit hin und lässt sich eine entsprechende Eigenleistungserklärung geben.
Eine Website wie die hier genannte leistet insoweit also wahrscheinlich Beihilfe zum Betrug und dazu lohnt ja mal ein Blick in §27 StGB…