“Vice, mein Freund, Vice!” – Recrutainment mit 80er Jahre Feeling im Recruiting von TRANSPOREON

Auf die Frage, wie man herausfinden kann, ob Person und Unternehmen zusammenpassen hat das Unternehmen TRANSPOREON eine eher unkonventionelle Antwort:

Mit einem Drachenkampf!

Der sogenannte „Cultural-Fit“, d.h. die (unternehmens-)kulturelle bzw. Werte-Übereinstimmung zwischen Mitarbeitern und Unternehmen rückt zunehmend in den Fokus der Arbeitswelt. Das Vorhandensein gemeinsamer Werte ist aber nicht nur für junge Talente ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl, sondern spielt auch für Unternehmen eine große Rolle. Wer eine bestimmte Vision hat braucht schließlich Menschen, mit denen diese realisiert werden kann.

TRANSPOREON hat im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte ein ordentliches Wachstum hingelegt. Als deutsches Startup, das im Jahr 2000 von vier Studenten gegründet wurde, beschäftigt das Unternehmen heute ca. 1500 Mitarbeitende, verteilt auf 20 Standorte weltweit. TRANSPROREON bietet seinen Kunden eine cloudbasierte Plattform für Transportbeschaffung und -management, welche durch eine weltweite Vernetzung die Effizienz der Transportlogistik steigern und die Anzahl leerer Lkw sowie den CO2-Ausstoß verringern soll. Um weiterwachsen und innovativ auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren zu können, braucht es das richtige Personal. Und das sind im Fall von TRANSPOREON vor allem die am Arbeitsmarkt hart umkämpften Developer. Zu sagen, „sie brauchen Developer“, wäre aber zu einfach, denn sie brauchen Developer mit dem richtigen Mindset, Developer, die vor allem eines nicht sind: Gewohnheitstiere.

Mit dem Self-Assessment „CRACOW VICE“ bietet TRANSPOREON allen Interessenten die Möglichkeit, die Kultur des Unternehmens anhand von Metaphern und Allegorien spielerisch zu erleben. Im Kern geht es vor allem um das Transformation-Mindset des Unternehmens.

Kommen wir aber mal zum Inhalt. Dargeboten wird CRACOW VICE auf einem virtuellen Gameboy (der stark meinem alten 89er Nintendo ähnelt). Wohin das Auge blickt, überall finden sich verschiedene Stilelemente aus den 80ern. So ist bspw. auch der Name des Self-Assessments inspiriert von der 80er Kultserie Miami Vice. Man kann sich fragen, warum für ein Spiel, das auf Vision und Zukunftsorientierung aufbaut, Elemente der 80er verwendet werden, allerdings tragen junge Menschen heute auch wieder Schlaghosen und Foxxeo Trainingsjacken, sodass sich durchaus Aktualität und Zielgruppenorientierung feststellen lassen.

Mit nur einem Klick beginnt das Spiel und man taucht ein in eine Welt aus bunten, großen Pixeln. Der Plot ist simpel und aus meiner Sicht ziemlich speziell: Der User befindet sich mitten in einem Jobinterview bei TRANSPOREON, als plötzlich ein Drache durch die Backsteinwand kracht. Der Drache namens Smok Wawelski, der auf einer polnischen Volkssage basiert, verkörpert dabei alles, was TRANSPOREON nicht möchte: unflexibles und rückwärtsgewandtes Denken und den Boykott jeglichen Fortschritts. Um den Drachen zu besiegen, soll der User zusammen mit seinem Team einen „Argumentation Booster“ bauen, um damit gegen die veralteten und absurden Parolen von Smok zu argumentieren.

Das Spiel umfasst 3 Level und beginnt mit einer Puzzleaufgabe, bei der der User den Plan für die Maschine erspielen kann. Das Ganze ist relativ einfach, geht aber auf Zeit. Schafft man es nicht, kann man es aber noch einmal versuchen. Im nächsten Level befindet man sich in einer Cafeteria und soll aus verschiedenen dort vorhandenen Gegenständen die Argumentationsmaschine bauen. War man erfolgreich, geht es im Showdown nun darum, auf die verschiedenen Aussagen von Smok, die sich um die Themen Klimawandel, Innovation, Digitalisierung und Teamwork drehen, eins aus drei vorgeschlagenen Gegenargumenten auszuwählen. Das richtige Argument führt dazu, dass der Argumentationsball der Drachen trifft und dieser ein Leben verliert. Wurde das falsche Argument ausgewählt, verliert man selber ein Leben. Im Unterschied zur Volkssage bekommt derjenige, der den Drachen besiegt jedoch nicht die Hand der Königstochter, sondern wird dazu animiert, sich bei TRANSPOREON zu bewerben und gelangt schließlich auf deren Karriereseite.

CRACOW VICE hat inhaltlich einiges zu bieten, aber steckt da eigentlich auch Eignungsdiagnostik drin? Als Self-Assessment ist CRACOW VICE auf der Karrierewebsite von TRANSPOREON zu finden und für alle Interessenten frei zugänglich. Mithilfe solcher Self-Assessments sollen potenzielle KandidatInnen etwas über sich und das Unternehmen lernen und anhand der gewonnenen Informationen entscheiden, ob sie zu diesem Unternehmen passen. Sie werden somit zu einem Mittel der Selbstselektion.

Zu den Self-Assessments gehören die sogenannten Recruiting Games, welche dem Nutzer zwar kein Ergebnis hinsichtlich der Passung/ Eignung oder eine Stellenempfehlung übermitteln, sondern das Erlebnis in den Mittelpunkt stellen. Recruiting Games (oder auch: Berufsorientierungsspiele) bestehen zwar auch aus einzelnen Aufgaben, die in spielerisch simulativer Weise gestellt werden und ebenfalls mit einer Rückmeldung einhergehen, jedoch liegt der Fokus hierbei eher auf dem Spiel an sich. Die User können hierbei bestimmte Aspekte einer Stelle sowie spezifische Anforderungen „erleben“ und möglichst viel über eine Stelle oder das Unternehmen lernen. Das Ganze soll die Selbstreflexion anregen, sodass auf Basis des Gelernten entschieden werden kann, ob sich Interessenten für oder gegen das Unternehmen/ die Stelle entscheiden. Die Beurteilung der Passung wird in diesem Fall also vom User selbst vorgenommen.

Da genau das auch im Rahmen von CRACOW VICE passieren soll, handelt es sich hierbei um ein Recruiting Game. Der Interessent soll einerseits TRANSPOREON erleben, und zwar als innovatives und fortschrittliches Unternehmen und andererseits reflektieren, ob die eigenen Werte mit denen von TRANSPOREON übereinstimmen und man sozusagen am selben Strang zieht. Auch wenn in CRACOW VICE kein Anforderungsbezug vorhanden ist (es sei denn, man kämpft dort im Alltag tatsächlich mit Drachen), beinhaltet das Recruiting Game eine realistische Tätigkeitsvorschau insofern, als dass die dort abgebildeten Büros den Echten stark nachempfunden wurden.

Das sollte in diesem Recruiting Game aber auch gar nicht erreicht werden. Stattdessen soll die Kultur von TRANSPOREON mithilfe von Symbolik und Bildsprache auf ansprechende Weise dargeboten werden und Interesse beim User wecken.

Und das scheint auch zu wirken! Ist man bei CRACOW VICE erfolgreich, wird man auf die Karriereseite von TRANSPOREON weitergeleitet, wo die Interessenten aktuelle Vakanzen ausmachen können. Im Schnitt verbringen die User dort 5 Minuten, was schon beachtlich ist. Die Kampagne läuft nun seit knapp 6 Wochen und ca. jeder 6. User von CRACOW VICE hat sich bereits dort beworben. Ob es aber letztendlich auch zu einer Einstellung kam, wie gut die neuen Mitarbeiter anschließend im Job performen und wie lange sie im Unternehmen verweilen kann derzeit noch nicht beantwortet werden und lässt sich auch zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund der Vielzahl an wirkenden (unbekannten) Faktoren nicht eindeutig feststellen.

Fürs erste schauen die Zahlen aber sehr positiv aus.

All diejenigen, die noch ein wenig mehr über das Recruiting Game CRACOW VICE erfahren möchte, können auf der Gravity 2022 am 9. & 10. Juni in Berlin einem Vortrag von TRANSPOREON lauschen. Und denjenigen, die noch hungrig auf mehr Inhalt zum Thema Recrutainment sind empfehle ich, sich schon mal den Herbst im Kalender zu markieren. Dann erscheint die zweite und vollständig neue Auflage des Buches „Recrutainment“ (Jansen, L., Diercks, J. & Kupka, K.) bei Springer. Ihr könnt aber natürlich auch einfach den Recrutainment-Newsletter abonnieren, dann erfahrt Ihr rechtzeitig, wenn das Buch draußen ist… ;-)

Autorin: Ann-Christin Heun.

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