Helvetia überrascht mit Video-Schmankerl im Recruitingprozess

Wer sich dieser Tage beim Schweizer Versicherer Helvetia bewirbt, dürfte sich direkt nach Abschicken der Bewerbung durchaus etwas geehrt fühlen. Warum? Weil das Unternehmen seit Neuestem mit einem durchaus interessanten Kniff die Kandidatenansprache persönlicher macht.

Ich durfte das Ganze einmal aus Sicht einer Kandidatin erleben und habe mich probehalber auf eine Stelle als Kundenberaterin beworben.

Prompt landet eine Eingangsbestätigung in meinem Postfach. Soweit natürlich nichts Neues oder Spektakuläres, aber darin finde ich zusätzlich den Hinweis, dass die Helvetia schon einmal eine Kleinigkeit für mich vorbereitet habe:

Per Klick auf den Link öffnet sich dann eine Webseite und ein Video startet. Darin bereitet ein Helvetia-Mitarbeiter vermeintlich gerade meine „Überraschung“ vor. Weiter geht’s mit dem Blick auf einen Recruiter. Per Kamera-Blick über seine Schulter sehe ich, dass gerade meine Bewerbung eingegangen ist.

Aufgeregt springt der Mitarbeiter von seinem Platz auf und rennt los, quer durch das Unternehmen, um mehreren Personen Bescheid zu geben, dass ich mich beworben habe. An verschiedenen Stellen taucht dann wieder mein Name im Video auf. Zu guter Letzt werde ich noch direkt angesprochen und darüber informiert, dass sich die Kollegen so schnell wie möglich bei mir melden werden.

Auch wenn die Situation natürlich bewusst überzeichnet ist, das Video hinterlässt ein Grinsen auf meinem Gesicht und ich bin gespannt wie es weitergeht.

Als nächstes werde ich zum Interview eingeladen, nach telefonischer Absprache des Termins bekomme ich noch eine Bestätigung per E-Mail und wieder ist ein Link zu einem Video enthalten.

Diesmal sitzen die mir schon aus dem letzten Video bekannten Kollegen nebeneinander und geben mir ein paar Infos mit, wie ich mich auf das Gespräch vorbereiten kann. Gespickt wird das Ganze auch mit einem Kompliment zu meinen Unterlagen und zu meinem Namen, denn sogar „der liest sich toll“ :-) Hier wird das Video dann wieder persönlich, denn mein Name wird wieder kurz eingeblendet.

Ein tatsächliches Interview hat in meinem Fall natürlich nachgelagert nicht stattgefunden, dafür hatte ich die Gelegenheit einmal ein paar Fragen an den Kopf hinter der Idee, Martin Maas, zu stellen (dazu weiter unten mehr). Nach einem erfolgreichen Interview würde mir jedoch noch einmal eine weitere Mail zugesendet werden. Auch diese konnte ich einsehen :-)

Neben dem Dank dafür, dass ich mich für das Unternehmen entschieden habe, wartet ein abschließendes personalisiertes Video auf mich.

Diesmal sind alle in Feierlaune und es wird sogar eine Torte in den Raum gefahren.

Ich kann sehen wie mein Arbeitsplatz schon einmal vorbereitet wird und werde herzlich willkommen geheißen. Alles wieder personalisiert! Das hinterlässt schon einen Eindruck muss ich sagen.

Soweit zu meiner eigenen kleinen Erfahrung mit dieser Neuerung in der Candidate Journey von Bewerberinnen und Bewerbern bei der Helvetia.

Ich muss zugeben: So etwas habe ich noch nicht gesehen im Rahmen eines Bewerbungsprozesses… Grund genug einmal genauer nachzufragen bei Martin Maas, mit dem ich mich hierzu (wie schon erwähnt) einmal austauschen durfte:

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Lieber Martin, danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir eure neuen personalisierten Videos zu zeigen! Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eure Kandidaten über diesen Weg personalisiert anzusprechen?

Hi Lisa. Wir sind immer daran interessiert, den Bewerbungsprozess weiterzuentwickeln und die Kommunikation spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Durch Zufall hatte ich das Thema „Personalisierte Videos“ bei einem bekannten Entertainmentpark gesehen, die solche Videos an ihre Hotelgäste kurz vor Beginn des Besuchs verschicken und damit zumindest bei mir emotional und auf der Überraschungsebene gepunktet haben. Da hat es nur wenige Sekunden gedauert, bis der Gedanke kam, dass man diese Technologie ja genauso gut auch für Bewerber einsetzen könne. Auf der Suche nach gelungenen Beispielen im Bereich Recruiting hatte ich nach intensiver Recherche absolut nichts gefunden. Daher würde ich mal vorsichtig, jedoch ohne Gewähr, behaupten, dass wir hier als First-Mover im Bereich Recruiting unterwegs sind.

Wie habt ihr den passenden Dienstleister zur Unterstützung eures Vorhabens gefunden?

Ich habe die Idee einfach mit unserer Filmagentur besprochen, mit der wir bereits zusammenarbeiten und die meinten glücklicherweise, dass so etwas generell möglich sei. Damit war die eine Seite geritzt. Zusätzlich haben wir dann noch unseren ATS Anbieter mit ins Boot geholt, mit dem dann die Schnittstellen gebaut wurden.

Die beiden Protagonisten, die durch alle Videos begleiten, finde ich wirklich sympathisch! Nach welchen Kriterien habt ihr sie ausgesucht? War es euch wichtig, dass der eine Kollege Hochdeutsch und die andere Kollegin Schweizerdeutsch spricht?

Da wir mit dieser Art der Kommunikation natürlich nicht nur Infos zu Kultur, Bewerbungsprozess und Unternehmen und die Videos personalisieren wollten, sondern auch für einen gewissen Humor sorgen wollten, stand hier schnell fest, dass dies nur mit Profis vor der Kamera funktioniert, die als Hauptprotagonisten agieren. Also ging es in ein kleines Casting und die Kombination aus Hochdeutsch und Schweizerdeutsch hat uns am Ende sprachlich und schauspielerisch absolut überzeugt. Am Ende spiegelt das auch unsere Bewerbersituation.

 Wie lange hat das Projekt gedauert, von der ersten Idee, bis zum Go-Live?

Die Idee entstand im Januar und sollte im April/Mai umgesetzt sein – dann kam Corona und wir konnten 4 Monate lang keine Dreharbeiten durchführen – das haben wir jetzt in der zweiten Juliwoche nachgeholt und sind am 06.08. live gegangen. Ohne Corona wären es also 3 Monate gewesen. Neben den filmtechnischen Herausforderungen galt es hier vor allem die verschiedenen Systeme miteinander zu verbinden, so dass jeder Bewerber zum richtigen Zeitpunkt sein personalisiertes Video in der richtigen E-Mail und der richtigen Sprachversion, von denen wir drei haben – bekommt. 

Mit wie vielen personalisierten Videos rechnet ihr?

Wir gehen davon aus, dass wir jährlich ca. 52.000 personalisierte Videobotschaften aussenden werden – und das zum Glück ohne manuellen Zusatzaufwand aber hoffentlich mit einem bleibenden, positiven Eindruck bei unseren Bewerbern.

Wow, das ist mal eine Hausnummer! Ich bin gespannt, wie die Botschaften bei euren Kandidaten ankommen. Erst einmal lieben Dank für das Interview.

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