Berufs- und Studienorientierung: Gibt´s da nicht ´ne App für? Ja, z.B. Interessentests. Und die werden hunderttausendfach genutzt.

Als ich Anfang 2014 zur Blogparade rund um das Thema Berufsorientierung aufrief, war das für mich zwei Dinge zugleich:

Zum einen wollte ich den mahnenden Finger heben, dass wir alle – vor allem auch HR – uns stärker anstrengen müssen, eben jene berufliche Orientierung vor allem für junge Menschen zu verbessern, weil darin bei rund 600 verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und beinahe 10000 grundständigen Studiengängen an über 400 Hochschulen in Deutschland eine große gesellschaftspolitische Herausforderung liegt.

Zum anderen war das aber auch soz. Aufruf an uns selbst bei CYQUEST, unsere Möglichkeiten, speziell unsere eignungsdiagnostische Kompetenz an dieser Stelle einzubringen und Instrumente anzubieten, die genau an dieser Stelle helfen:

Licht ins Dickicht des beruflichen Orientierungsdschungels zu bringen…

Genau aus diesem Grunde haben wir uns etwa an der Schülerplattform blicksta beteiligt, wo eine ganze Reihe unserer Testverfahren verbaut sind und sowohl Schülern bei der eigenen Standortbestimmung als auch Unternehmen bei der Findung geeigneter Kandidaten helfen.

Genau aus diesem Grunde haben wir aber auch für die Hochschulrektorenkonferenz und ZEIT ONLINE den Studieninteressentest SIT („Studium-Interessen-Test“) realisiert, der seit Januar 2014 sowohl in der Seite hochschulkompass.de als auch bei ZEIT ONLINE integriert ist. Dieser bietet dem Nutzer nicht nur eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung hinsichtlich seiner eigenen Studien-/beruflichen Interessen, sondern übersetzt diese dann auch in eine Empfehlung hierzu passender Studiengänge. Als erster Test überhaupt bezog sich dieses Matching beim SIT dabei auf das gesamte grundständige Studienangebot in Deutschland.

Was wir seinerzeit nicht erwartet oder zu hoffen gewagt haben, was aber nachdrücklich meine damalige These, dass es einen immensen OrientierungsBEDARF gibt, unterstreicht, ist der riesige Zuspruch, den der SIT seitdem erfährt:

In den ziemlich genau 2 1/3 Jahren seit der SIT auf den beiden Portalen im Einsatz ist, wurde dieser knapp 380.000 Mal vollständig absolviert. Um diese Zahl mal grob einzuordnen:

Das sind im Schnitt pro Tag knapp 450 und auf das Jahr hochgerechnet entspricht das über den Daumen gepeilt rund einem Drittel aller Studienanfänger in Deutschland!

Im Zuge umfangreicher redaktioneller wie technischer Umbauarbeiten bei ZEIT ONLINE rund um Start von ZEIT Campus wurde nun auch der SIT einem ersten großen Facelift unterzogen.

SIT_ZEIT_Campus

Neben einer neuen, sehr puristischen Optik, dürfte dabei die Umstellung auf ein voll-responsives mobil-optimiertes Design wahrscheinlich die wichtigste Neuerung sein.

SIT_ZEIT_Campus_Items

Nach 72 Fragen oder rund 10 Minuten erhält man sein persönliches Interessenprofil, das man zum einen speichern…

SIT_ZEIT_Campus_Interessenprofil

…zum anderen – und das ist der große Clou am SIT – als Filterkriterium bei der nachfolgenden Studiengangssuche einsetzen kann.

SIT_ZEIT_Campus_Studiengänge

Wie die Abbildung zeigt, bekomme ich mit meinem Interessenprofil wenn ich eine 80%ige Interessenpassung als Mindestwert eingebe und keine weiteren Filter setze 1436 Treffer angezeigt. Das ist sicherlich erheblich weniger als 10000, aber immer noch zuviel für eine Detailrecherche in den Ergebnissen.

Ziehe ich daher die Interessenpassung mal auf 100% hoch (noch 700 Treffer)…

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… und stelle zudem ein, dass ich gern in Hamburg und in Vollzeit studieren möchte, bleiben noch 23 Treffer über.

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Und das ist dann so langsam eine Zahl, mit der man sich schon detaillierter auseinandersetzen kann. In meinem konkreten Fall liegen die Zahlen übrigens immer relativ hoch, weil ich mich stark für wirtschaftliche Themen interessiere und das Angebot an wirtschaftswissenschaftlichen Studienangeboten nun mal insgesamt ziemlich groß ist. Bei eher sozialen oder künstlerischen Interessen auf den vorderen Rängen, wäre der übrig bleibende Kreis passender Angebote schneller erheblich kleiner.

D.h.: Orientierungsangebote wie der SIT übernehmen NICHT die Entscheidung, was man denn nun mal studieren soll („Positivselektion“). Das wäre ja auch ein recht ulkiges Verständnis hinsichtlich der eigenen Zukunftsplanung. Aber sie liefern in unglaublich kurzer Zeit (keine 15 Minuten) eine ziemlich hilfreiche Information darüber, welche Studiengänge denn wohl nicht so recht für einen selber in Betracht kommen („Negativselektion“). So kann man die weiterführende Recherche und Suche nach dem eigenen Studiengang / der eigenen Wunschhochschule sehr viel ökonomischer bzw. überhaupt realistisch leisten…

Der SIT liefert zudem noch ein weiteres kleines Bonbon:

An verschiedenen Hochschulen und aktuell zumindest einem Bundesland (Baden-Württemberg) ist die Teilnahme an einem Interessentest VOR der Bewerbung für einen Studienplatz Pflicht. Am Ende des SIT kann man sich ein Zertifikat über die vollständige Durchführung des Tests ausgeben lassen, womit man diese Pflichterfüllung belegen kann und welches von den zuständigen Stellen anerkannt wird.

Fazit:

Der SIT ist ein überaus hilfreiches Instrument der Orientierung, weshalb auch zahlreiche Studienberatungen diesen inzwischen in ihren Beratungsprozess integrieren.

SIT_ZEIT_Campus_Studienberatung

Ach ja: Der dem SIT zugrundeliegende Interessentest „interest_st“ ist in leichten Variationen auch an anderen Stellen im Einsatz, z.B. zur Ausbildungsorientierung bei blicksta.de oder verschiedenen ausbildenden Unternehmen (Telekom, RWE, Lidl, Wieland…) sowie zur (hochschulindividuellen) Studienorientierung (z.B. HafenCity Uni, HAW Hamburg oder dem STARK-Verlag). Der maßgebliche Unterschied ist dabei neben leichten Variationen in der Ansprache vor allem das „Matching-Target“, d.h. die Umwelt, auf die das persönliche Interessenprofil angewendet werden kann (Studiengänge allgemein, Studiengänge hochschulspezifisch, Ausbildungsberufe allgemein, Ausbildungsberufe unternehmensspezifisch…). Insg. wurde der Test über die letzten ca. viereinhalb Jahre weit über eine halbe Million mal absolviert.

Und dass offenkundig vor allem auf Seiten der Zielgruppe Schüler ein immenser Bedarf an solchen Instrumenten besteht, unterstreicht auch der azubi.report 2016 von Ausbildung.de, wonach 57,7% der Schüler Online-Berufschecks zur Orientierung nutzen und – Stichwort Interessentest – für 76,8% das Interesse am Beruf der ausschlaggebende Grund für die Berufswahl ist.

Lehrstellensuche

Ich denke, einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Orientierung haben wir damit hinbekommen… :-)

Ein Gedanke zu „Berufs- und Studienorientierung: Gibt´s da nicht ´ne App für? Ja, z.B. Interessentests. Und die werden hunderttausendfach genutzt.

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