„Facebook ist tot, zumindest bald…“ So hört und liest man gelegentlich, wenn mal wieder irgendeine Untersuchung zitiert wird, die dem blauen Riesen einen wahlweise einen Massenexodus von, mindestens aber eine rapide ansteigende Uncoolness unter jungen Menschen attestieren.
Nun, ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass Facebook „den MySpace“ machen wird und wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, allerdings ist der Umgang mit dem Medium und auch die Zusammensetzung der Nutzerschaft sicherlich insg. „erwachsener“ geworden.
Doch wie lassen sich die „jungen Zielgruppen“ dann erreichen? Nun, reflexartig wird dann immer auf den enormen Bedeutungszuwachs von Diensten wie WhatsApp, Snapchat oder Instagram verwiesen mit der Ironie dabei, dass sowohl WhatsApp als auch Instagram seit einiger Zeit ja Teile des großen blauen Facebook-Imperiums sind…
Ein großer Unterschied zwischen dem Mutterschiff Facebook und seinen Töchtern WhatsApp und Instagram ist dabei, dass Werbung auf Facebook schon lange Alltag ist, auf WhatsApp und Instagram aber – zumindest bislang – noch gar nicht gehen.
Im Falle von WhatsApp hat Facebook allerdings schon durchblicken lassen, dass dies bald geschehen wird, im Falle von Instagram ist die werbefreie Zeit, zumindest in den USA und Großbritannien, schon vorbei.
Dort gibt es nun seit kurzem das Werbeformat „Carousel Ad“. Dies funktioniert so:
Normalerweise stehen die Bilder bei Instagram für den Nutzer immer untereinander (zumindest auf dem mobilen Endgerät, wofür Instagram ja ursprünglich mal entwickelt wurde – die Desktop-Variante wurde ja erst erheblich später nachgeschoben und dient eigentlich auch eher als eine Plakatwand der eingestellten Bilder, denn wer macht schon mit seinem Desktop-Rechner Fotos und stellt diese dann bei Instagram ein…?).
Also, die Bilder stehen normalerweise untereinander und man scrollt sich durch die Inhalte, in dem man nach oben wischt.
Carousel Ads hingegen bieten nun die Möglichkeit mehrere Bilder einzustellen, die „nebeneinander“ stehen. Diese lassen sich also durchblättern, in dem man hier von rechts nach links (oder links nach rechts) wischt. Daher auch der Name – die Bilder fahren am Sichtfeld vorbei, wie in einem Karussell…
Am Ende des Karussells also z.B. beim vierten Bild der Bilderstrecke gibt es dann die Möglichkeit, einen „Learn More“-Button einzufügen mit direkter Verlinkung zu weiterführenden Inhalten (etwa auf der eigenen mobilen Website).
Folgender Film illustriert diese Werbemöglichkeit ganz schön:
Die werblichen Inhalte sind dabei durch den kleinen Hinweis „Sponsored“ oben rechts gekennzeichnet.
Carousel Ads als Werbeform für das Personalmarketing
Momentan ist diese Werbeform in Deutschland noch nicht verfügbar, aber man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass das nur noch eine Frage der Zeit sein wird. Dann bieten Carousel Ads durchaus eine interessante Option, um Personalmarketing darüber zu betreiben.
D.h. es könnten z.B. Bilderstrecken, die Einblicke in typische Arbeitsumgebungen oder Tätigkeiten ermöglichen, eingebunden werden. Auch Formate wie „mein typischer Tag bei Unternehmen XY in vier Bildern“ wären eine hübsche Personalmarketing-Werbeform. Wer dann mehr erfahren möchte, klickt auf „Learn More“…
Auch kann man natürlich über die direkte Schaltung von Stellenanzeigen nachdenken, bei denen der „Learn More“-Button direkt zur (mobilen) Bewerbungsmöglichkeit führt. In diesem Fall hoffe ich allerdings auf „medienadäquate“ Formen der Stellenanzeige (also Formate, die auch zu Instagram passen…) und nicht die doofe Stockfoto-Orgien, die man sonst oft so zu sehen bekommt… Ich sag nur „und alle so Yeah!„…
Ein Beispiel, wie es laufen könnte, habe ich etwa bei dm gefunden, dem mit knapp 200000 Abonnenten momentan in Deutschland erfolgreichsten Unternehmen auf Instagram:
Zu dm haben übrigens die Kollegen von Prospective vor kurzem gebloggt. Wer es nachlesen möchte, bitte hier entlang…
Ich glaube zwar nach wie vor, dass der Königsweg nicht darin bestehen wird, über die gerade mal angesagten Netzwerke oder Messaging-Dienste wie Instagram oder WhatsApp wirklich „zu werben“ im Sinne von „Werbung schalten“. Vielmehr bin ich überzeugt, dass der Content-Marketing-Weg, d.h. durch guten und zielgruppenadäquaten Inhalt langfristig Teil der „organischen Timelines“ der Nutzer zu werden, langfristig überlegen ist.
Aber das eine und das andere müssen sich ja nicht ausschließen.
Genauso wie bei Google die Findbarkeit im organischen Suchindex einerseits und Werbung über Adwords (also SEO und SEA) andererseits eine gute Co-Existenz gefunden haben, ist dies natürlich auch bei Netzwerken wie Instagram möglich.
Und sollte Instagram bei der Sichtbarkeit von Inhalten irgendwann dem Beispiel der großen blauen Mutter folgen und die organische Reichweite von Inhalten dramatisch runterschrauben (=Sichtbarkeit nur noch gegen Bezahlung zu garantieren), wird um die Schaltung von Werbung gar kein Weg mehr herumführen.
Dann allerdings kann es sein, dass Instagram auch gar nicht mehr cool ist und man auch diesem Netzwerk den baldigen Tod prophezeit…
Die These, dass Facebook im Personalmarketing tot ist, unterschreibe ich nur bedingt. Facebook-Anzeigen sind sicherlich nicht empfehlenswert, denn ein Bewerber, der sich auf Facebook mit seinen Freunden und seiner Familie austauschen möchte, wird sicher nicht für einer Anzeige empfänglich sein.
Allerdings wäre es zu überlegen, ob nicht spezielle Facebook-Gruppen sinnvoll sind, auf denen sich Bewerber untereinander und mit den Recruitern des Unternehmens austauschen könne.
Hallo Michelle,
da bin ich bei dir. Die These ist auch nicht von mir, aber man hört sie allerorten. Sicherlich, der Glanz des Neuen ist von FB sicherlich ab, aber das heißt nicht, dass man FB nicht durchaus sinnvoll für Aktivitäten im Recruiting und mehr noch Employer Branding nutzen kann. Gruppen sind dafür sicherlich ein interessantes Vehikel – der Messenger könnte ein anderes sein…