In dem von uns ausgerufenen Jahr der Berufsorientierung freuen wir uns, euch an dieser Stelle ein – wie ich finde – besonders schönes Projekt vorzustellen: Das gerelaunchte SelfAssessment der DAK-Gesundheit „…ich und meine Zukunft“. Ich gebe zu, als Projektleiterin bin ich da natürlich auch befangen, aber schaut bzw. lest selbst.
Krankenkassen stehen als Arbeitgeber vor dem Problem, dass Schülerinnen und Schüler bis zu ihrem Berufseinstieg bis auf das gelegentliche Zücken der von der Krankenkasse ausgestellten Versicherungskarte beim Arzt keine Berührungspunkte mit diesem potenziellen Arbeitgeber haben. Dies lässt vermuten, dass die Vorstellungen darüber, was für ein Unternehmen sich hinter dieser Karte eigentlich verbirgt bzw. welche Ausbildungsberufe man bei einer Krankenkasse erlernen könnte, auch nicht besonders ausgeprägt sind. Basierend auf dieser Problematik hat die DAK-Gesundheit bereits 2009 einen großen Schritt im Ausbildungsmarketing bzw. in der Berufsorientierung gemacht und gemeinsam mit CYQUEST das Berufsorientierungsspiel „…ich und meine Zukunft“ entwickelt. Im Rahmen dieses SelfAssessments durchlief der Ausbildungsinteressierte verschiedene Stationen der/des Sozialversicherungsfachangestellten – kurz Sofa – und kann auf spielerische Art und Weise typische Aufgaben übernehmen und so in die Ausbildung sowie das Berufsleben eines Sofa hinein schnuppern.
Anders als bei einem Online-Assessment steht hier die Selbstauswahl im Vordergrund, denn die Teilnahme am SelfAssessment ist freiwillig und anonym. Die Ergebnisse werden nicht an die DAK-Gesundheit zurückgemeldet.
Ziel des Unternehmens ist es hierbei nicht, Kandidaten zu selektieren, sondern zum einen mehr Bewerber anzulocken, zum anderen jedoch vor allem die Passung der sich später tatsächlich Bewerbenden zu erhöhen. Die verbesserte Informationsbasis, das virtuelle Ausprobieren im Rahmen der verschiedenen Spielsituationen und die Anregung zur Reflektion sollen dafür sorgen, dass nicht passende Kandidaten vor einer möglichen Bewerbung selber realisieren, dass dieses Berufsbild nichts für sie ist, während passende Kandidaten – evtl. entgegen ursprünglicher Erwartungen – feststellen, dass sowohl Berufsbild als auch Unternehmen sehr wohl passen. In der Selektionsdiagnostik spricht man dabei von einer positiven Beeinflussung der sog. Grundquote (s. auch hier).
Seit dem Start im August 2009 haben knapp 46.000 User das SelfAssessment der DAK genutzt (Stand: Mai 2014). Auf einer Schulnotenskala gaben die Nutzer der Applikation dabei durchschnittlich die Note 1,80. Etwa zwei Dritteln konnte laut eigener Aussage die Nutzung von „…ich-und-meine-Zukunft“ bei der beruflichen Orientierung helfen.
Da in der ersten Version nur der Ausbildungsberuf „Sofa“ im SelfAssessment abgebildet wurde und die Ausbildungsmöglichkeiten bei der DAK-Gesundheit seit 2009 um einen weiteren Ausbildungsberuf, nämlich die/den Kauffrau/-mann im Gesundheitswesen (KiG) mit vier unterschiedlichen Schwerpunkten erweitert wurde, wurde 2013 begonnen, das Tool komplett zu überarbeiten und zu aktualisieren. Während der User die ursprüngliche Anwendung sequenziell in einer vorgegebenen Abfolge durchlaufen musste, kann das aktuelle SelfAssessment nun erheblich selbstbestimmter absolviert werden.
Das zentrale Element des neu gestalteten Self-Assessments ist die Übersichtsseite:
Der User wird auf der Übersichtsseite von einem Mitarbeiter der DAK-Gesundheit per Videobotschaft begrüßt und mit der Anwendung vertraut gemacht. Anschließend kann der User frei entscheiden, ob er direkt mit einem Online-Praktikum starten möchte und sich entweder in flash oder für alle nicht-flash-fähigen Geräte bzw. barrierefrei in HTML über die einzelnen Ausbildungsberufe informieren möchte, oder ob er sich zunächst im DAK-Quiz spielerisch mit dem Unternehmen, den Ausbildungsberufen und der Gesundheitsbranche auseinander setzen möchte.
Für alle Orientierungssuchenden, hält die Applikation noch das Ausbildungs-Navi (einen kleinen Interessenshelfer) bereit.
Basierend auf den unterschiedlichen Anforderungen der fünf Ausbildungsberufe, kann der User 16 Aussagen mit „stimme zu – neutral – und stimme nicht zu“ bewerten. Seinem Antwortverhalten entsprechend bekommt er dann eine Startposition empfohlen:
Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um eine Empfehlung, um dem User bei der Orientierung zu helfen und ihm vorzuschlagen, mit welchem Online-Praktikum er beginnen könnte und nicht um einen validierten Berufsinteressentest.
„Online-Praktika“ – das Herzstück der Applikation
Die einzelnen „Online-Praktika“ bilden das Herzstück der Applikation. Hier erhält der User die Möglichkeit, in die Rolle eines Auszubildenden zu schlüpfen bzw. diesen bei seinen Aufgaben zu unterstützen. Jedes dieser „Praktika“ wird durch eine Videosequenz eingeleitet, indem ein Azubi der DAK-Gesundheit den Interessierten begrüßt.
Im Rahmen des Online-Praktikums begleitet der User den Azubi bei einigen typischen Aufgaben und erhält so einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen und die Aufgaben, die ihn in dem jeweiligen Ausbildungsberuf erwarten. Während der User den Kundengewinner beispielsweise auf einer Messe unterstützt, bearbeitet er im „Online-Praktikum“ des Krankenhausspezialisten verschiedene Krankenhausabrechnungen.
Dabei steht das „sich-selbst-ausprobieren“ und nicht die Testsituation im Vordergrund. In diesem Fall ist es somit auch nicht wichtig, ob der User die Aufgaben richtig oder falsch löst oder wie oft das „Praktikum“ absolviert wird. Ziel ist es vielmehr, zum Nachdenken anzuregen: „Bringen mir die Arbeitssituationen Spaß?“, „Kann ich mir vorstellen, die Rolle meines Gegenübers in der realen Praxis einzunehmen?“
Zum Abschluss verabschiedet sich der Azubi vom User mit einem Video. Besonderes Bonbon: Jeder Auszubildende plaudert in diesem letzten Clip noch ein wenig aus dem „Nähkästchen“ und gibt dem Ausbildungsinteressierten dabei Tipps für seine Bewerbung und einen Einblick hinter die Kulissen.
Ich hoffe ich habe euch neugierig gemacht. Informiert euch jetzt auf http://ich-und-meine-zukunft.de/.
Ich finde solche Projekte grundsätzlich toll, solange sie den Menschen gegenüber auch breit promotet werden. Vielleicht sollte man aber auch – sagen wir – der zukünftigen Kauffrau im Gesundheitswesen etwas verspielter gegenüber treten. Diese Sache mit der Ausbildung und der Arbeit kann manchmal schon recht todernst sein.