Find Your Fit – SelfAssessment von Deloitte China

Deloitte China bietet mit „Find Your Fit“ ein kleines SelfAssessment an, das dem User dabei helfen soll herauszufinden,

1. welche seine persönlichen Stärken sind,

2. wo die eigenen karrierebezogenen Interessen liegen und

3. in welche Funktionen man am besten passt.

Dementsprechend ein recht allgemeiner Ansatz und auf den ersten Blick nicht nur auf Deloitte ausgerichtet.

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Unter „weiteren Informationen“ wird hervorgehoben, dass das SelfAssessment nicht zum Auswahlprozess bei Deloitte gehört (“Please note that this is not part of the Deloitte assessment.“), dazu weiter unten mehr.

Nach der Eingabe eines Namens, einer E-Mailadresse und der (chinesischen) Provinz aus der man stammt, kann direkt mit dem Tool gestartet werden. Dort erwarten den User die Deloitte Bereiche „Audit“, „Consulting“, „Enterprise Risk Services“, „Financial Advisory Services“ und „Tax“. Er kann dabei selbst auswählen, mit welchem Bereich er starten möchte und sich dazu jeweils kurze Beschreibungstexte ansehen. Für meinen Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig, sind die farbigen Masken, durch welche die einzelnen Bereiche repräsentiert werden – aber das Ganze ist ja auch ausgerichtet auf den asiatischen Raum.

In den einzelnen Bereichen gilt es, jeweils vier Situational Judgements vorzunehmen. So wird einem im Bereich „Consulting“ z.B. die Situation geschildert, dass man zurzeit ein kleines Projektteam leitet, mit dem zuletzt Empfehlungen zur effizienteren und profitableren Gestaltung der Supply Chain eines Kunden erarbeitet wurden. In den Augen des Kunden waren die in einer Powerpointpräsentation vorgestellten Empfehlungen nicht klar genug, weshalb dieser anstelle einer Präsentation einen schriftlichen Bericht anfordert. Weiterhin wird beschrieben, dass das eigene Team von dem negativen Feedback demotiviert wirkt.

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Der User wird dann aufgefordert, aus drei Antwortmöglichkeiten das Verhalten auszuwählen, wie er in dieser Situation reagieren würde.

Dabei gibt es immer eine (in den Augen von Deloitte) beste (grüner Stern), eine mittlere (kein oder weißer Stern) und eine eher schlechte Antwort (grauer Stern). Dabei ist es – hält man sich in gewisser Weise an die Klischeedenke – recht durchschaubar, wie man antworten muss, um möglichst viele grüne Sterne zu erhalten. Das ist zwar bei einem SelfAssessment nicht weiter “kritisch”, weil hier ja keine Recruitingentscheidung davon abhängt, hilfreich ist es jedoch unter Umständen auch nicht, weil der Lernerfolg begrenzt ist. Die Reihenfolge der Antwortmöglichkeiten variiert übrigens wenn man das Tool mehrmals macht.

Nach jeder Eingabe erhält man dann ein kurzes Feedback zur eigenen Antwort, in dem immer aufgezeigt wird was für Leute bei Deloitte gesucht werden. Zusätzlich wird eine vorsichtige Bewertung vorgenommen wird – entweder nach dem Motto: „Fantastisch, so jemanden wie dich suchen wir!“ (dann lächelt einen die Maske auch dezent an) oder eher: „Wenn du an X/Y arbeitest, könntest du Potential für unser Team haben“. Bei den schlechtesten Antworten guckt die Maske dann auch eher böse…

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Nach Durchlaufen eines Bereichs gibt es dann noch einmal ein gesammeltes Feedback, in dem man entweder sehr stark oder etwas weniger dazu ermutigt wird, sich zu bewerben und über einen externen Link weiter zu informieren. Bei sehr wenigen Punkten heißt es dann auch mal: „You might be more suitable for other positions with Deloitte…“. Danach gelangt man zu einer Übersicht mit den bisher gesammelten Sternen (Scorecard). In dieser wurden die in den Aufgaben gesammelten Punkte miteinander verrechnet, was ich persönlich erst auf den zweiten Blick durchschaut habe. Hat man also z.B. im Bereich Tax dreimal die Top-Antwort ausgewählt und dafür jeweils einen grünen Stern erhalten und einmal wiederum die schlechteste Antwort angeklickt, was durch einen grauen Stern markiert wurde, erscheinen in der Gesamtübersicht nur zwei grüne Sterne (kompensatorisch also…).

In der Übersicht mit den Masken werden die absolvierten Bereiche grau schattiert und können nicht wieder aufgerufen werden.

Beim Durchspielen des Tools merkt man schnell, was für einen Typ Mensch sich hier angesprochen fühlen soll: In den meisten Situationen geht es darum, dass man „schon viele Aufgaben auf dem Schreibtisch“ hat und/oder man eine zusätzliche Aufgabe bekommt, mit der man sich noch nicht so gut auskennt und/oder extremer Zeitdruck herrscht… Am ehesten alles auf einmal. Dabei sind dann weitestgehend die Antworten „am besten“, in denen man ohne murren Überstunden schiebt und sich nicht noch einmal mit dem Vorgesetzten kurzschließt.

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Insgesamt also wirklich ein wenig klischeemäßig, wenngleich vielleicht gerade dadurch sehr im Sinne des Realistic Job Preview. Die Unterschiede der Tätigkeiten in den fünf Bereichen kamen für mich nicht so richtig klar rüber; es blieb vielmehr hängen, dass man unabhängig vom Bereich stets unter hohem Druck arbeitet und am besten einfach mal macht, dabei stets kundenorientiert ist und über sich hinauswächst. Das aber bitte ohne den Vorgesetzten zu nerven und wenn man an Work-Life-Balance denkt, wird man punktemäßig gleich „abgestraft“.

Abschließend können die in der eigenen Scorecard gesammelten Werte mit personenbezogenen Daten dann an Deloitte übermittelt werden:

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Wie war das noch mit SelfAssessment?! Und der Angabe am Anfang, dass das Tool nicht Teil der Deloitte Assessments ist?

Naja, es geht wohl um ein irgendwie geartetes Forum, für das man nach einem Auswahlprozess eine Einladung erhalten kann, und nicht um einen Bewerbungsprozess an sich. Über das Forum kann ich mich an dieser Stelle aber leider nicht weiter informieren…

Betrachtet man abschließend die beschriebenen Ziele vom Anfang, also dass was das Tool für den User leisten soll, werden diese für mich nicht so richtig erfüllt:

1. Ich weiß nicht, WELCHE meine Stärken sind, sondern nur OB ich Stärken in den Bereichen habe, die Deloitte sucht.

2. Ich weiß nicht WO meine karrierebezogenen Interessen liegen, sondern kann überprüfen OB ich Interesse an den Bereichen habe, die anhand der Situationsbeschreibungen aufgezeigt werden.

3. Anhand der Sterne kann ich nach Durchlaufen zwar ablesen, in welchem Bereich ich die meisten Punkte gesammelt habe, dies deckt sich m.E. aber nicht damit, in welchen Bereich ich am besten passe, da die aufgezeigten Situationen an sich alle recht ähnlich gestrickt sind und stärker auf das Arbeitsverhalten im Allgemeinen ausgerichtet sind.

Entsprechend wäre es sicherlich besser, diese allgemeinen gar nicht erst aufzuführen, sondern dabei zu bleiben was das Tool tatsächlich dann doch recht ordentlich leisten kann: Es bleibt nämlich durchaus ein SelfAssessment, das (mutigerweise sehr realistisch) aufzeigt, was für eine Arbeitsmoral bei Deloitte (China) gefragt ist und auch durch die verschiedenen Situationsbeschreibungen einen schönen Einblick in die Arbeitsweise und Werte des Unternehmens vermittelt. Würde man dann noch etwas besser erklären, wofür genau man seine Daten weiter an Deloitte übermitteln kann – und das auch schon am Anfang – umso besser!

Autorin: Lisa Adler

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