Topaktuell: Kernergebnisse der Studie Mobile Recruiting 2013

Die Welt wird “mobile”. Dieses Mantra höre ich zwar bereits seit ich vor knapp 15 Jahren begonnen habe, in der Internetwirtschaft tätig zu sein, aber nun scheint es in der Tat so zu sein, dass mobile Internetnutzung zu einem Massenphänomen geworden ist.

Dass das nicht ohne Auswirkungen auf Personalmarketing, Employer Branding und Recruiting bleiben wird, dürfte klar sein. Wann und in welcher Schrittfolge aber die Welt auch hier “mobile” wird, unterliegt doch allzu häufig subjektiven Einschätzungen und Schlussfolgerungen von “Beratern”. Häufig wird suggeriert, dass ein Unternehmen, welches Anno 2013 noch keine mobiloptimierte Karriere-Website, App und One-Click-Bewerbung über das Handy bietet, den War for Talent schon verloren hat.

Ich halte das für Panikmache. Es dürfte vollkommen klar sein, dass die Unternehmen gut beraten sind, diese Themen nicht auf die lange Bank zu schieben, aber auch hier sollte, ja muss, “erst einmal nachdenken, Sinn verschiedener Optionen prüfen und dann gut machen” definitiv Vorrang vor “schnell machen” haben.

Bei aller Knappheit geeigneter Bewerber, bei allem Fachkräftemangel kann die Antwort der Unternehmen nicht sein, alle Hürden beiseite zu räumen. Auf das mobile Recruiting übertragen heißt das: Nur weil es schwieriger geworden ist, z.B. geeignete Azubis zu finden, kann es nicht die Patentlösung sein, einen One-Click-Bewerbungsbutton z.B. in der mobilen Jobbörse einzufügen, auf die ein Interessent dann nur noch klicken muss und damit seinen Teil der Bewerbung erledigt hat. Für echte echte Mangelprofile vielleicht ja, als Regelfall sicher nicht. Ein solcher Bewerbungs-Button á la Facebook-Like würde den Aufwand, nämlich aus einer Interessenbekundung erst einmal eine richtige Bewerbung zu machen, vollkommen auf das Unternehmen übertragen. Das wäre vollkommen unökonomisch und würde enorm viel Zeit im Recruiting binden, die dann der eigentlichen Arbeit – dem Umgang mit dem Menschen – verlorenginge. Außerdem: Was nichts kostet, ist nichts wert… Will sagen: Die Unternehmen wollen ja nicht irgendwelche Bewerber, sondern passende. Wir ernsthaft ist das Interesse eines Bewerbers an einer Stelle oder am Unternehmen, wenn er nur noch dazu bereit ist, sein Interesse zu bekunden, den Rest aber bitte das Unternehmen zu erledigen hat?

Nun, ich schweife ein wenig ab. Mobile wird kommen, soviel ist sicher. Hektischen Aktionismus brauchen wir aber nicht. Diese Fragen werden wir übrigens Anfang November auf der HRMC 2013 in München diskutieren. Mir gebührt die Ehre, die Podiumsdiskussion “Mobile Recruiting – wie sinnvoll ist die mobile Bewerbung?” zu moderieren, worauf ich mich wirklich schon sehr freue…

Soweit zur Vorrede: Der eigentliche Anlass dieses Blogposts ist ja das Erscheinen der Ergebnisse der Studie “Mobile Recruiting 2013”, durchgeführt von Sebastian Meurer unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Wolfgang Jäger und Prof. Dr. Stephan Böhm von der Hochschule RheinMain. Vor vier Monaten hatten wir hier ja zur Teilnahme aufgerufen. Etwas über 100 Unternehmen haben an der Befragung teilgenommen, nun liegen die Ergebnisse vor.

Was ist herausgekommen?

Ganz kurz zusammengefasst kann man sagen, dass den Unternehmen die gestiegene Bedeutung der Thematik bewusst ist, dass sie sich hiermit auch schon durchaus befassen, aber aktuell noch nicht so viel davon sichtbar ist. Insb. scheint es so, als wenn vieles noch ein wenig bruchstückhaft und nicht im Sinne einer zusammenhängenden “mobile Experience” umgesetzt ist.

Im Einzelnen:

Insg. gibt ein Viertel der Unternehmen an, bereits eine mobile Karriere-Website anzubieten:

Einen für mobile Zugriffe optimierten Stellenmarkt bieten 20% der befragten Unternehmen:

Insgesamt haben aber bereits 45% der Unternehmen zumindest an irgendeiner Stelle mobile Anwendungen/Technologien für die Interaktion mit (potenziellen) Bewerbern im Einsatz:

Sehr interessant fand ich die Frage nach dem prozentualen Anteil mobiler Zugriffe an den Gesamtvisits der Karriere-Websites. Ein knappes Viertel der Befragten konnte (oder wollte) hierzu keine Angabe machen. Bei etwas über 60% der Unternehmen liegt der Anteil der mobile Zugriffe unter 20%.

Bei denjenigen Unternehmen, die bereits mobile Anwendungen/Technologien eingesetzt haben, geht die Zufriedenheit hinsichtlich des Responses relativ stark auseinander. Während 11% sehr zufrieden waren, waren ebenfalls 11% unzufrieden. Das Gros gibt hier an, “eher zufrieden” zu sein. Die O-Töne legen dabei den Schluss nahe, dass sich vieles erst entwickeln muss und eine klare Richtung (“so wird´s gemacht!”) eben noch nicht zu erkennen ist…

Auf die Fragen, welche Anwendungsbeispiele und welche konkreten Inhalte denn im Rahmen einer mobilen Bewerberansprache wichtig seien bzw. würden, standen zum einen die “Mobilmachung” der Karriere-Website (91% geben hohe oder eher hohe Beudeutung an) bzw. dort dann konkret die Verfügbarkeit von Stellenangeboten (96% mit hoher oder eher hoher Bedeutung) ganz vorn.

Fazit

Ja, mobile kommt! Aber: Gut Ding braucht Weil. Wer jetzt noch nicht alles am Start hat, der wird deshalb allein sicherlich (noch) nicht substantielle Nachteile im Kampf um die besten bzw. bestpassenden Kandidaten haben. Gelungene mobile Recruiting-Lösungen – zum Beispiel wie die, die die Allianz in Kürze launchen wird und von der Dominik Hahn auf der Recruiting2014 berichtete – taugen aktuell definitiv noch, um hier als Pionier zu gelten, weil diese eben alles andere als Standard sind. Da sich aber im Prinzip alle einig sind, dass das Thema zukünftig an Bedeutung gewinnen wird, wird sich das nach meiner Überzeugung sukzessive von alleine fügen.

Die vollständigen Studienergebnisse stehen übrigens hier zum Download zur Verfügung.

Autor: Jo Diercks

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