Tja, man kann es wohl kaum anders bezeichnen: Momentan erleben wir einen heftigen „DEI-Rollback“.
Getrieben durch die Machtübernahme Donald Trumps in den USA haben zahlreiche US-Unternehmen ihre Diversity, Equity & Inclusion-Programme beendet, angekündigt diese zu beenden oder mindestens erheblich zurückzufahren. Die Liste reicht von großen Beratungsunternehmen wie Accenture über Tech-Firmen wie Meta und Google bis hin zu Fahrzeugherstellern wie Ford, Harley-Davidson oder John Deere oder Handelsunternehmen wie Walmart oder Target.
Man muss kein allzu großer Prophet sein, um eine mindestens der Tendenz nach ähnliche Entwicklung auch bei europäischen und deutschen Firmen vorherzusagen.
Nun, ich vermute hinter diesen Maßnahmen vor allem erst einmal Ausdruck eines sich offenkundig in vielerlei Hinsicht nach rechts verschiebenden Zeitgeists („Woke is out“), auch wenn die Unternehmen in ihren Begründungen vor allem anführen, dass diese Maßnahmen in der bisherigen Form nicht den gewünschten Nutzen gebracht haben.
Natürlich ist es legitim, wenn Unternehmen Maßnahmen betriebswirtschaftlich bewerten, auch DEI-Maßnahmen.
Aber abgesehen davon, dass das Zurückfahren in diesen Bereichen ganz sicher nicht unbedingt für mehr Menschlichkeit und „Wärme“ bei den jeweiligen Unternehmen sorgen wird, halte ich diese Entwicklung auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für problematisch. Denn: Nach allen seriösen Prognosen laufen fast alle entwickelten Industriegesellschaften in eine Situationen zunehmender „Potenzialverknappung“. In Deutschland gehen bereits heute mehr als Tausend Menschen mehr in den Ruhestand als junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten – jeden Tag.
Wie sehr es sich Unternehmen also leisten können werden, auf Menschen zu verzichten, die nach Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft, Weltanschauung, Alter, Behinderung oder (sexueller) Orientierung nicht dem klassischen Mainstream entsprechen, wage ich mal mit einem sehr großen Fragezeichen zu versehen.
Vereinbarkeitsthemen sind nicht „woke“, sie sind BWL.
Wir müssen eigentlich schauen, dass wir möglichst alle vorhandenen Potenziale möglichst gut identifizieren und einbinden. Zu „verschwenden“ haben wir nämlich nichts.
Die große Potenzialverschwendung
Doch genau das passiert immer noch viel zu viel. Deshalb passt auch das Buch mit dem Titel „Die große Potenzialverschwendung“ von Cawa Younosi so gut in die Zeit.
Weil ich mehr über dieses Thema wissen wollte, habe ich mir deshalb Cawa und seinen (gar nicht so geheimen) Ghostwriter Cliff Lehnen zu einem Videocast eingeladen und wir sind ein paar der Themen einmal durchgegangen. Es ging um die Frage, was „Potenzial“ eigentlich ist, wie wir es erkennen und entwickeln können, welche Rolle die berufliche Orientierung spielt, für junge Menschen, klar, aber auch – und zunehmend – für ältere. Auch die Frage, welche Rolle Tech bei diesen Herausforderungen spielt und spielen kann, haben wir nicht ausgespart.
Ich finde, dass ein ganz toller Videocast dabei herauskam. Schnappt euch also einen Kaffee, drückt auf Play und schaut/hört einmal rein…
Das Buch – inzwischen SPIEGEL Bestseller – sollte also in keiner gut sortierten Regalwand fehlen. Bestellen könnt Ihr es hier:
Den Hoodie, den Cawa im Video trägt, kann man übrigens hier im Spreadshirt-Shop der Charta der Vielfalt erstehen. Mein Love HR hate Racism-Shirt stammt hier her…
Und ach ja, am Ende des Videocasts ist unter anderem die Rede von „HosenRunter„. Da darf ich offiziell noch gar nicht so viel zu sagen, doch wenn sich ein so cooles HR-Event quasi in mein Wohnzimmer, die Weinbar St. Pauli, verirrt, dann kann ich mir zumindest den Link dahin nicht ganz verkneifen…
Tolles Interview und viele spannende Insights – Danke für’s Teilen!!!! Ob jetzt als Headhunter oder auch aus dem Bereich Personalberatung: DANKE!