Crewting – Mitarbeiterbindung durch Software, “Nähe” auch bei Remote Work. Wie funktioniert das, Henry Burkert?

In loser Folge stellen wir hier im Blog ja auch immer mal wieder Startups und deren Geschäftsmodelle vor. Eines dieser Startups, das mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen ist und dessen Ansatz ich für sehr spannend halte, ist das Unternehmen Crewting.

Mal so ganz high level und abstrakt würde ich Crewting überschreiben wollen mit “Mitarbeiterbindung durch Software”. Das hat mich deshalb sofort abgeholt, weil darin ein Gedanke formuliert ist, den wir ja auch nicht ganz grundlos zur Leitfrage unserer in drei Wochen steigenden #HREdge24 gemacht haben: “Mehr Mensch durch mehr Tech (?)“.

Einerseits ist die Welt zunehmend durchtechnisiert und insb. auch durch Themen wie Remote Work auf digitale Hilfs- und Kommunikationsmittel angewiesen. Auf der anderen Seite ist und bleibt der Mensch a. ein soziales Wesen und b. auch der Mittelpunkt und zentrale Daseinsberechtigung für HR. Das “H” in HR steht ja immer noch für Human…

“Mitarbeiterbindung durch Software” also, aber was konkret verbirgt sich nun hinter Crewting? Wie sieht das aus? Wie funktioniert das?

Darum habe ich mit Henry Burkert, Co-Founder und CEO bei Crewting, einmal zum Interview geschnappt und ihn danach ausgefragt.

Also Henry, wollen wir…?

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Moin Henry, wenn ich das, was Ihr bei Crewting macht, mal versuche ganz abstrakt in einer Phrase zu überschreiben, dann versprecht Ihr mit Eurer Lösung ja so etwas wie „Mitarbeiterbindung durch Software“. Passt irgendwie sehr schön zu dem Leitthema unseres Events #HREdge24 in ein paar Wochen, das ich ja mit „Mehr Menschlichkeit durch mehr Tech (?)“ überschrieben habe… Warum ist Mitarbeiterzufriedenheit und die daraus resultierende Mitarbeiterbindung so wichtig?

Henry: Mitarbeiterzufriedenheit und die daraus resultierende Mitarbeiterbindung sind schon immer Kern für erfolgreiches Arbeiten. Der sich immer weiter zuspitzende Fachkräftemangel und die Herausforderungen hybriden Arbeitens seit Corona verstärken dies nur noch einmal drastisch. Das hybride Arbeiten, dies kurz vorweg, erfordert zwingend den Einsatz neuer Techniken – sprich Software.

Für Unternehmen wird es immer schwieriger, Top-Talente zu gewinnen – und zu halten, was beides enorm viel Geld kostet. Darum starten immer mehr Unternehmen Initiativen, die die Belegschaft langfristig binden sollen, um dem “War of Talents” zumindest ein wenig aus dem Weg gehen zu können. Die stärkste Form der Mitarbeiterbindung ist die emotionale Bindung und genau diese fördern wir mit Crewting. Arbeitnehmende wollen von ihrem Arbeitgeber immer häufiger nicht-monetäre Anreize, eine sinnstiftende Tätigkeit und Umgebung.

Natürlich spielt das Gehalt immer noch eine zentrale Rolle, doch neben dem Entgelt fordern auch immer mehr Mitarbeiter eine flexiblere Arbeitsgestaltung und Weiterbildungsmaßnahmen. Mir gefällt dein Satz “Mehr Menschlichkeit durch mehr Tech (?)”. Viele Menschen assoziieren digitales Arbeiten noch immer mit Isolation in den eigenen vier Wänden. Dabei eröffnet uns die digitale Arbeitsweise ganz neue und beinah unbegrenzte Möglichkeiten. Natürlich lässt sich ein Treffen im echten Leben mit seinem Lieblings-Kollegen bei einer frisch gebrühten Tasse Kaffee nicht 1 zu 1 durch ein virtuelles Meeting ersetzen.

Doch sind wir mal ehrlich: Jeder nutzt in seinem Alltag FaceTime sowie Whatsapp zur Vernetzung und nimmt so am Leben von Familie und Freunden teil. Emotionen durch digitale Vernetzung funktionieren im privaten Umfeld super, also warum sind wir dann im beruflichen Kontext in diesem Bereich so zögerlich? Mit Crewting durchbrechen wir gezielt diese Mauern und unterstützen Unternehmen in ihrem Kulturwandel in die moderne dezentrale Arbeitswelt.

Wie fördert Ihr mit Crewting denn konkret das Wir-Gefühl im Unternehmen? Ich habe zum Beispiel gesehen, dass darin „Virtuelle Coffee-Breaks” veranstaltet werden können. Wie muss man sich diese genau vorstellen?

Die Zukunft der Arbeit ist digital oder zumindest hybrid. Aus diesem Grund fehlen immer öfter die täglichen Begegnungen im Büro und man trifft seine Kollegen nicht mehr in der Kaffeeküche und auch das gemeinsame Mittagessen oder das Feierabend-Bier werden zur Seltenheit. Die “Coffee-Break”-Funktion von Crewting haben wir speziell dafür entwickelt, um die zwischenmenschliche Vernetzung in dezentralen Teams zu fördern und auch klassische Abteilungsgrenzen zu überwinden. Hierfür setzen wir auf einen intelligenten, individuell anpassbaren Matching-Algorithmus, um Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmensbereichen automatisch und passend zusammenzubringen.

Durch diese gezielten “Kaffeepausen” lernen sich die Mitarbeiter besser kennen und die Bindungen im Team werden gestärkt. Auch Mitarbeiter, die sich vielleicht noch nicht kennen oder nur selten zusammenarbeiten, werden verbunden. Dieser Ansatz fördert den Austausch von Ideen, die Zusammenarbeit über Abteilungs- und Hierarchiegrenzen hinweg und trägt zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen bei.

Die Intelligenz des Matching-Algorithmus liegt darin, dass er nicht nur zufällige Begegnungen herstellt, sondern Interessen, Abteilungszugehörigkeiten und sogar bisherige Interaktionsmuster der Mitarbeitenden berücksichtigt. Einige Unternehmen wollen auch bspw. gezielt Menschen, die im Büro arbeiten, mit denen matchen, die meist im Home-Office sind.

Um geeignete Zeitslots für die virtuellen Begegnungen zu finden, ist Crewting direkt mit den Kalendern der Mitarbeiter verbunden. So lassen sich die Kaffeepausen so gestalten, dass sie sowohl für die persönliche als auch für die berufliche Entwicklung der Mitarbeiter wertvoll sind. Die Funktionen der Plattform fügen sich harmonisch in die gewohnten Arbeitsabläufe ein und können vollständig in Microsoft Teams und Slack integriert werden.

In den Coffee-Breaks können sich die Mitarbeitenden einfach untereinander austauschen oder sich spielerisch im Quiz “Who knows who” oder in einem Thementalk kennenlernen. Mit unseren Coffee-Breaks bieten wir Unternehmen eine einfache, aber effektive Möglichkeit, die Kommunikation und Zusammenarbeit in einer modernen, hybriden Arbeitsumgebung zu verbessern.

Coffee-Breaks sind ja aber nicht das einzige Feature. Es gibt z.B. ja auch „Company Moments“ oder sogar ganze „Online Team-Events“. Wie funktionieren diese?

Genau, neben unseren Coffee-Breaks gibt es insgesamt fünf weitere Features, die sich wie ein Baukasten für eine moderne Unternehmenskultur betrachten lassen. Mit den Company Moments geben wir Unternehmen ein Tool an die Hand, um Erfolge, Highlights und besondere Ereignisse direkt im Arbeitsalltag zu teilen und zu feiern. Diese Funktion nutzt das Prinzip der Gamification, um den Teamgeist zu stärken und eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Hiermit bieten wir Unternehmen eine Plattform, auf der Erfolge und Meilensteine sowohl einzelner Mitarbeiter als auch ganzer Teams hervorgehoben und gewürdigt werden können. Diese Momente der Anerkennung tragen dazu bei, ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung im Unternehmen zu schaffen. Dabei geht es nicht nur darum, die großen Erfolge zu feiern, sondern auch die kleinen, alltäglichen Leistungen anzuerkennen, die oft übersehen werden, vor allem, wenn man sich nicht mehr jeden Tag im Office begegnet.

Das Feature Online Team Events fungiert als virtueller Event-Marktplatz und bietet eine große Auswahl an virtuellen Team-Events zur Weiterbildung und Motivation. Wir arbeiten mit zertifizierten Expertinnen und Experten zusammen, die sicherstellen, dass jedes Event qualitativ hochwertig ist und ein echter Mehrwert für die Teilnehmer geschaffen wird.

Das Angebot reicht von Fachseminaren und Workshops bis hin zu unterhaltsamen und teambildenden Aktivitäten wie Sportkursen oder Yoga Sessions. Jede Veranstaltung ist so konzipiert, dass sie nicht nur Wissen und Fähigkeiten vermittelt, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit im Team fördert, auch wenn die Mitarbeiter räumlich getrennt sind.

Einer der Hauptvorteile dieser Funktion ist die erhebliche Vereinfachung des Planungs- und Buchungsprozesses für virtuelle Events. Unternehmen können aus einer Vielzahl von digitalen Veranstaltungsoptionen wählen, die speziell darauf ausgerichtet sind, die Motivation der Mitarbeiter zu steigern und gleichzeitig wertvolle Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Formate und Inhalte der Teamevents ergeben sich häufig aus dem Feedback der Mitarbeiter, das über unsere Feedback Module erhoben wird.

Am Ende geht es ja bei allem mittlerweile irgendwie um Messbarkeit. Bei euch gibt es sogenannte „Mood Checks“ und „Satisfaction Scores“. Stelle ich mir das richtig vor, dass damit dem Unternehmen eine kontinuierliche Messung der aktuellen Stimmung im Team möglich ist?

Ja, das ist genau so. People Analytics ist und bleibt ein sehr wichtiges Thema. Die Datenerhebung ist elementar, um die Mitarbeiter sowie ihre Bedürfnisse zu verstehen, daraus Ableitungen für Management-Entscheidungen zu treffen und somit die Belegschaft langfristig an das Unternehmen zu binden. Die Mood-Checks sind ein umfassendes und vollständig anonymes Tool, das entwickelt wurde, um ein tiefes Verständnis für die Vorgänge in einem Team zu erlangen. Crewting ermöglicht eine detaillierte Einschätzung der Stimmung und des Wohlbefindens der Mitarbeiter durch virtuelle Feedback-Rituale, die auf einem validierten Fragenkatalog basieren, der in Zusammenarbeit mit Psychologen entwickelt wurde.

Die Mood-Checks beziehen sich auf sechs Hauptbereiche, die für das Unternehmen von besonderem Interesse sind. Diese können von den Führungskräften individuell an die jeweiligen Bedürfnisse und Schwerpunkte des Teams oder der Organisation angepasst werden. Auch die Mood-Checks fügen sich in den gewohnten Workspace ein und die Mitarbeiter können sie direkt in Microsoft Teams und Slack beantworten. Ein wesentliches Merkmal des Mood-Checks ist die Möglichkeit, das Intervall der Umfragen einzustellen. Dies kann z.B. alle zwei bis drei Wochen sein, ist aber völlig flexibel, abhängig von bestehenden Feedbackprozessen und der gewünschten Häufigkeit der Stimmungserfassung. Diese regelmäßigen Checks liefern eine valide Datenbasis, die es Führungskräften und Personalverantwortlichen ermöglicht, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und proaktiv zu handeln, anstatt sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen. Die Anonymität der Antworten ermutigt die Mitarbeiter, ehrlich und offen zu kommunizieren, was zu belastbaren Ergebnissen führt.

Der Satisfaction Score ist ein intuitives und vollständig anonymes Tool, das darauf abzielt, das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden auf einfache und direkte Weise zu erfassen. Das Feature verwendet leicht verständliche Icons, die es den Befragten ermöglichen, schnell und ohne großen Aufwand ihren aktuellen Gemütszustand auszudrücken – vergleichbar mit einem unkomplizierten “Gang durchs Büro” und einer einfachen Frage: “Wie geht es dir?”

Ein typisches Anwendungsbeispiel für den Einsatz des Satisfaction Score ist der wöchentliche Check-in am Montagmorgen. Zu Beginn jeder Woche haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihren aktuellen Zufriedenheitsgrad anzugeben. Dieser Prozess ist so gestaltet, dass er nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, aber dennoch wertvolle Einblicke in die Stimmung im Team liefert. Auch die Check-ins lassen sich direkt in die Arbeitsabläufe in Teams oder Slack integrieren. Durch die Anonymität der Antworten werden die Mitarbeiter ermutigt, ihre wahren Gefühle auszudrücken, ohne sich über mögliche Konsequenzen Gedanken machen zu müssen. Dieses ehrliche Feedback ist besonders für Führungskräfte wertvoll, um die allgemeine Arbeitsatmosphäre zu beurteilen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit einzuleiten. Gerade ohne den fehlenden täglichen Kontakt im Büro unterstützen wir Führungskräfte dabei, ein besseres Gefühl für ihre dezentralen Teams zu bekommen.

Geht das soweit, dass auch die Stimmung einzelner Mitarbeiter möglich ist? Es grummelt so leise das Stichwort „Beschäftigtendatenschutz“ durch meinen Hinterkopf…

Natürlich soll Crewting kein Tool sein, vor dem sich Mitarbeitende fürchten müssen. Ganz im Gegenteil: Denn als Mitarbeiter habe ich durch die Mood-Checks und den Satisfaction Score die Möglichkeit, die Punkte an meinen Vorgesetzten zu kommunizieren, die ich im direkten Kontakt vielleicht nicht ansprechen würde. Alle unsere Feedback Rituale sind komplett anonym, wodurch die Meinungen und Sichtweisen der Mitarbeiter geschützt werden und keine Rückschlüsse bezüglich kritischer Aussagen möglich sind. People Analytics ist eine moderne Möglichkeit, um genau identifizieren zu können, wo der Schuh drückt. Crewting ist ein Tool, von dem auch vor allem die Mitarbeiter profitieren, denn wir fördern eine positive und offene Unternehmenskultur.

Neben den anonymisierten Umfragen gibt es auch die Möglichkeit, offene Umfragen mit Klarnamen zu starten. Beispielsweise für Abstimmungen von Uhrzeiten oder zu gewissen Anlässen.

Ihr habt mit Crewting ja den DB Mindbox HR Award gewonnen. Was hat die Juroren an eurer HR Tech-Lösung besonders überzeugt?

Für uns war der Gewinn des HR Awards von DB Mindbox ein großes Highlight im Jahr 2023. Ich denke, dass die Jury letztendlich unser ganzheitlicher Ansatz überzeugt hat. Weg von mehreren Insellösungen hin zu einer Lösung, die sich in MS Teams und Slack integriert und dort Feedback- und Vernetzungsmodule miteinander verbindet. Die Learnings, die wir durch den Einsatz bei einem Großkonzern wie der Deutschen Bahn sammeln, sind wirklich unbezahlbar und für unser Wachstum absolut wertvoll.

Apropos Integration. Seit November haben wir eine Partnerschaft mit Telekom MMS, auch das war für uns ein Highlight in 2023. Dadurch kann Crewting nun in die Intranetlösungen Staffbase und Haiilo integriert werden. Wenn Unternehmen also zum Beispiel über unsere Coffee Breaks die Vernetzung der Mitarbeiter verbessern wollen, ist das jetzt problemlos auch in ihrem Intranet möglich.

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