DigitalSchoolStory: Wie SchülerInnen die Fähigkeit zur digitalen Content-Creation erlernen…

Wir haben hier im Recrutainment Blog ja verschiedene Schwerpunktthemen, mit denen wir uns immer wieder befassen. Eines davon ist etwa die Frage, wie wir junge Menschen fit bekommen für die Arbeitswelt, in die sie später einmal eintreten werden. Ein anderes Thema ist etwa die Frage, welche Skills und Kompetenzen wir zukünftig brauchen, um in zunehmend digitalisierten Umfeldern bestehen zu können.

Besonders spannend wird es, wenn sich diese Schwerpunktthemen überschneiden. Und genau so ein Beispiel möchte ich heute vorstellen: DigitalSchoolStory

Ohne dem Interview mit einer der Initiatorinnen Nina Mülhens allzu sehr vorweggreifen zu wollen, handelt es sich bei DigitalSchoolStory um eine Initiative, bei der Jugendliche z.B. in der Schule lernen, digitale Medieninhalte zu erstellen und professionell umzusetzen. Dabei werden sie angeleitet von Profis und Influencern.

Es geht also erstens darum, aus der Leanback-Konsumentenhaltung herauszukommen und Inhalte zu erschaffen und dabei quasi en passant einiges über agile Methoden, Storytelling, Präsentationstechniken, soziale- und (digitale) Medienkompetenz zu lernen. Macht Spaß, macht zukunftsfest und oft gibt es dafür sogar auch noch eine (gute) Note… Umgesetzt wurden so bereits mehrere Dutzend Projekte an Schulen in bislang 9 Bundesländern.

Wie gesagt: Um mehr darüber zu erfahren, habe ich mir eine der treibenden Kräfte hinter der Idee – Nina Mülhens – einmal zum Interview geschnappt und sie mit meinen Fragen gelöchert. Und Nina hat uns dann auch gleich ein paar Beispiele von Projektresultaten mitgebracht. Also, lest! Lohnt sich!

Los geht´s…

>>

Landläufig spricht man oft über Digital Natives, wenn von den Generationen Y, Z und alpha die Rede ist. Dabei wird immer suggeriert, dass diese den Umgang mit und die Beherrschung von digitalen Medien und Medieninhalten quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben, also im Prinzip „von Natur aus“ können. Wie seht Ihr das?

Wir sehen, dass viele junge Menschen einerseits als Digital Natives auf ihren Smartphones zuhause sind, andererseits nicht über die Kompetenzen verfügen, die sie später im digitalen Berufsalltag brauchen. Dazu zählen Teamarbeit und Selbstorganisation, sich zu fokussieren und eine eigene Haltung zu vertreten. Unser Pate und Content Creator Monumentalmo hat neulich in einer Schulklasse gefragt, wer von den Jugendlichen auf Tiktok ist – fast alle Hände gingen hoch. Auf die Frage, wer dort regelmäßig selbst etwas teilt, meldete sich dann kaum jemand.

Viele konsumieren digitale Kanäle nur, ohne mitzugestalten. Selbst etwas zu teilen, ist eine Schwelle, die wenige überschreiten.

Hier macht unser Projekt Mut und lässt die Jugendlichen erleben, dass sie Social Media-Formate selbst erstellen können.

D.h. es tut sich schon eine beträchtliche Lücke auf zwischen digitalem Medienkonsum und der Fähigkeit, selber (digitale) Medieninhalte zu erstellen. Ihr setzt ja mit der Digitalschoolstory im Prinzip genau in dieser Lücke unterwegs bzw. schließt diese aktiv. Was genau ist die Digitalschoolstory bzw. wie funktioniert das?

Wir haben mit DigitalSchoolStory eine Lernmethode entwickelt, die bei der Begeisterung der Jugendlichen für die kurzen Videos ansetzt. Die Idee: Schulklassen entwickeln in kleinen Teams aus den aktuellen Lerninhalten kreative Videos im Social Media-Format. Begleitet und unterstützt werden sie von bekannten Content Creatorn aus TikTok und Instagram, den Patinnen und Paten im Projekt. Die Lernmethode eignet sich fächerübergreifend für die Klassenstufen 5 bis 13.

Hast du ein konkretes Beispiel parat? Also im Prinzip ein fertiges Resultat?

Na klar!

Oder auch:

Jetzt würde ich es so interpretieren, dass das fertige Resultat am Ende ein schönes „greifbares“ Ergebnis ist, aber das eigentlich entscheidende ja im Grunde „unterwegs“ / während dessen passiert. Sprich: Das eigentliche bleibende Lernresultat ist der Prozess der Erstellung. Habt Ihr dazu Befunde? Was lernen die Teilnehmenden während eines solchen Projekts?

Viel mehr als den Unterrichtsstoff: Die Teilnehmenden gehen oft selbstbewusster und voller Stolz aus ihren Videoprojekten heraus. Das Klassenzimmer wird zum vertrauensvollen und nicht öffentlichen Experimentierraum, in dem die Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich und kreativ ihr Video gestalten, vom Storyboard über den Dreh bis zum Schnitt. Dabei lernen sie neben technischer Medienkompetenz, in kleinen Teams agil zu arbeiten, sich selbst zu präsentieren und Themen fokussiert auf den Punkt zu bringen. Zugleich wird der Respekt in der Gruppe gestärkt; es wird viel gelacht, nie über, sondern miteinander.

Das klingt jetzt erstmal nach „Schule“ als Umfeld. Aber das ist doch nicht darauf limitiert, oder? Ich meine, das lässt sich doch als Methode und Lernansatz problemlos auch Hochschule, Berufsschule und natürlich auch Unternehmen und deren Learning- und Entwicklungsthemen übertragen. Geht das? Habt Ihr damit auch schon Erfahrungen gesammelt?

Ja, wir setzen DigitalSchoolStory inzwischen auch an Hochschulen und in Unternehmen um. Zum Beispiel beim Software-Anbieter DATEV. Die DATEV eröffnet ihren Mitarbeitenden immer wieder neue Lernräume. Wir freuen uns, dass wir einen solchen Lernraum mitgestalten konnten.

Das folgende Feedback habe ich von einem der teilnehmenden Azubis erhalten: „Das Projekt hat mir gezeigt, dass jeder seine Stärken und Schwächen hat, aber man sich davon nicht einschüchtern lassen soll, sondern es einfach mal ausprobieren sollte. Ich wollte eigentlich nicht vor die Kamera, habe es dann aber doch gemacht und es war gar nicht so schlimm.“

Wenn wir jungen Menschen auf diese Weise Zutrauen und Vertrauen schenken, ihre Grenzen zu überwinden und neue Rollen zu probieren, stärkt das ihre Veränderungskompetenz und macht sie auch in Krisensituationen resilienter. Die Haltung, mutig zu sein und sich Ungewohntes zuzutrauen, hilft ihnen in jeder Lebenslage und später auch im Job.

Jetzt gucke ich ja immer auch sehr aus der Warte der Personalgewinnung bzw. in den jungen Zielgruppen auch aus der Perspektive der Berufsorientierung auf diese Themen. Wie ließe sich euer Ansatz z.B. auch auf diese Themen übertragen?

Personalgewinnung ist für einige Unternehmen ein weiteres Argument, ein Projekt mit DigitalSchoolStory zu fördern. Als Partner von DigitalSchoolStory begegnen sie den Jugendlichen da, wo sie unterwegs sind: in der Schule und in den sozialen Netzwerken.

Während so manche Matheformel nach dem Abi schnell vergessen ist, bleibt ein solches Projekt in Erinnerung. In jedem Fall stärken Unternehmen als Förderer die digitalen, methodischen, persönlichen und sozialen Kompetenzen der Jugendlichen und zugleich ihre Region, auch mit Blick auf den Berufsstart. Da DigitalSchoolStory themenübergreifend funktioniert, lässt sich die Methode auch in der Berufsorientierung nutzen. Zum Beispiel, wenn die Schüler:innen ihre Praktikumserfahrungen aus unterschiedlichen Berufen im Video miteinander teilen.

Aktuell macht Ihr die Digitalschoolstory ja noch im Prinzip ehrenamtlich und nebenberuflich, Hut ab! Aber ein bisschen Aufwand bedeutet das ja schon. Kannst du diesen beschreiben und auch beziffern? Was konkret fällt bei euch und auf Seiten der jeweiligen Schule oder des jeweiligen Unternehmens an Aufwand an und – ganz profan – was kostet es?

In der kleinsten, jedoch exklusivsten Ausführung in Bildungseinrichtungen – hier sprechen wir bspw. von einer Schulklasse – kostet die Projektumsetzung 890 Euro. Im günstigsten Fall fallen Kosten in Höhe von 5 Euro pro Schüler:in an. Wir bieten ebenfalls eine Umsetzung in Unternehmen an, die immer mit der Umsetzung an mindestens einer Schule gekoppelt ist.

Liebe Nina, ich danke dir für das Gespräch! Wirklich spannend. Ich bin mal sehr neugierig, wo es mit den DigitalSchoolStories noch hingeht!

Wer hier nun auch tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich, sich doch gleich für das erste DigitalSchoolStory Online-Barcamp #DSSCamp22 am 12. November anzumelden. Ist kostenlos! Weitere Infos dazu und Anmeldemöglichkeit hier

2 Gedanken zu „DigitalSchoolStory: Wie SchülerInnen die Fähigkeit zur digitalen Content-Creation erlernen…

  1. Das blöde an der Sache ist nur, dass wir nicht noch mehr Digital-Content benötigen sondern: Handwerker, Pflegerinnen, Ärzte, Köche und LKW Fahrer.

  2. Hallo Micha, das ist richtig, doch das eine schließt das andere nicht aus. So können Menschen, die in diesen Berufen arbeiten werden, genau darauf aufmerksam machen und die Zielgruppe über die relevanten Kanäle erreichen. Denn würden Handwerker, Köche, ihre Berufe und das was sie daran mögen authentisch sichtbar machen, würden sie Menschen erreichen und Interesse wecken. Ein anderes Thema ist, dass die Arbeitsbedingungen etc. verändert werden müssen und zwar dringend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert