Mir ist vor einiger Zeit das Tool vizify über den Weg gelaufen. Die Idee hinter vizify ist, aus den Informationen des persönlichen Twitter-Accounts interaktiven Content zu machen. Das ging damit los, dass man seine Twitter-Informationen (zum Teil diejenigen aus der Bio, vor allem aber diejenigen aus dem laufenden Einsatz) in ein recht kurzweiliges Video übersetzen lassen konnte. Mehr oder weniger vollautomatisch. Es entsteht ein sog. „Animated Portrait“. Um zu verstehen, was gemeint ist, klickt einfach mal auf meines drauf…
Inzwischen hat sich vizify ein wenig weiterentwickelt und man kann bspw. auch eine Infografik aus den Inhalten erstellen etc. Ich fand diesen Ansatz eigentlich von Anfang an nicht schlecht, habe mich aber gefragt, wo hier der HR-Bezug stecken könnte. Klar, man kann in Zeiten des Background-Checkings von Kandidaten in Sozialen Medien argumentieren, dass ein solches Video sicherlich eine ganz schicke Darstellung der Person abgibt, aber Twitter ist meines Erachtens nicht sooo gut geeignet, um aus dem Profil schnell recruitingrelevante Informationen zu ziehen. Dazu muss man sich länger mit einem Account befassen und diesem idealerweise über einen längeren Zeitraum folgen.
Gestern bin ich nun über einen Hinweis auf ein anderes – dem Ansatz nach ganz ähnliches – Tool gestoßen, dass aus meiner Sicht hier schon sehr viel dichter am Recruiting dran ist: Die Plattform RESU>ME, hinter der die beiden Adecco-Töchter DIS AG und euro engineering AG stehen, macht nämlich im Prinzip genau das was vizify macht, nur auf Basis der LinkedIn-Profildaten.
Das funktioniert im Prinzip vollkommen idiotensicher: Man geht auf die Website von RESU>ME, meldet sich dort über den Connector von LinkedIn an und gestattet RESU>ME so den Zugriff auf die LinkedIn-Profildaten und drückt auf den Knopf…
Dabei entsteht ein Video, das aus den verschiedenen Inhalten wie Ausbildung, beruflicher Werdegang, Skills, Awards oder Recommendations eine Art Geschichte macht. Diese Geschichte wird buchstäblich erzählt (englische Off-Stimme) und bebildert.
Dabei wird an verschiedenen Stellen sehr geschickt sog. In-Video-Personalization angewendet, etwa indem die an der Wand hängenden Diplome die Inhalte der eigenen Ausbildung enthalten oder indem die auf dem Regal liegenden Fachbücher Titel mit den eigenen Skills tragen. Das ist zwar bekannt, hier aber durchaus charmant und sublim eingesetzt… OTTO hatte vor einiger Zeit mit dem Viral „So schnell wird man Chef“ mal einen recht vielbeachteten Ballon in dieser Richtung steigen lassen (auch wenn die dazugehörige Website nicht mehr online ist).
Mein so generiertes Standard-Video hier einmal zur Ansicht.
Man kann das Video dann an verschiedenen Stellen auch noch weiter personalisieren, etwa indem man ein tatsächliches Bild des eigenen Schreibtischs hochlädt oder nicht im LinkedIn-Profil enthaltene Informationen ergänzt. Zudem kann man auch bei RESU>ME (wie bei vizify) eine Infografik aus den Profil-Informationen erstellen. Beides – also Video sowie Infografik – kann natürlich im Social Web entsprechend gestreut werden und – und das ist ja im Prinzip auch der Bezug zum Recruiting – selbstverständlich auch einer Bewerbung (aktiv oder passiv, gezielt oder initiativ) beigefügt werden.
Fazit
Tja. Das ist natürlich eine Spielerei. Wer diesem Blog regelmäßig einen Besuch abstattet, sollte aber wissen, dass „spielerisch“ durchaus etwas überaus sinnvolles sein kann. Mir gefällt an RESU>ME, dass es enorm niederschwellig ist. Bedienen kann das jeder. Das Resultat finde ich okay, natürlich mit Luft nach oben. Ich bin mir aktuell nicht sicher, ob ich als Bewerber ein solches Video meiner Bewerbung beifügen würde. Möglicherweise ist das auch abhängig vom jeweiligen Zweck oder Kontext. Ob es sich also um eine innovative Bewerbungsvariante handelt oder letztlich um ein Gimmick, das bestenfalls dem eigenen Egomarketing (oder Geltungsbedürfnis…) dient, da bin ich noch unentschieden. Die Übergänge sind ja eh fließend… ;-)
Möchte man sich auf einen Job irgendwo in der Adecco-Familie bewerben, könnte es natürlich schon helfen. Dort kommt RESU>ME ja nun schließlich her…
Ich kann im Prinzip jeden nur mal dazu anregen, es selber für sich auszuprobieren und bin gespannt, was die Suppe so davon hält…
Autor: Jo Diercks
Servus Jo,
du fragst nach der Suppenmeinung. Dann will ich mal meinen Beitrag als Suppenzutat leisten. Auch ich bin angeschrieben worden, ob ich nicht Interesse daran hätte, das Tool auszuprobieren und darüber zu bloggen.
Ich hab’s mir dann gestern angeschaut und gedacht, jo, nett, einfach zu bedienen und auch ganz witzig. Das ist es ohne Frage.
Aber ich frage mich als Spielverderber natürlich mal wieder nach dem Mehrwert. Genau wie du würde ich das Video nicht meiner Bewerbung beifügen. Wozu auch? Besonders originell ist das ja nicht – insbesondere wenn dann mehrere solcher „Bewerbungsvideos“ im Unternehmen eintrudeln oder über Facebook oder Twitter geteilt werden.
Mein Fazit: Nett gemacht, ohne nennenswerten Mehrwert (zumindest nicht für Bewerber, allenfalls als PR-Gag für DIS und Adecco).
In diesem Sinne, Grüße in den hohen Norden :)
Henner
Hallo Jo, Hallo Henner,
angeschrieben wurden sehr wahrscheinlich die „üblich Verdächtigen“. Habe es mir daher auch angeschaut.
Ich habe keinen direkten Mehrwert zum jetzigen Zeitpunkt für den Einsatz in der Praxis erkennen können. Doch Dein Ansatz Jo, aus RESU>ME spielerisch weitere Ideen ableiten zu können, kann ich auch unterschreiben.
Sonnige Grüsse aus dem Rheinland
Lutz