Woran scheitern die Studierenden an deutschen Hochschulen?

Aktuell stellte die HIS GmbH die Studie „Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen“ vor, für die im Studienjahr 2008 2.500 Studienabbrecher an 54 Universitäten und 33 Fachhochschulen zu den Hintergründen ihrer Entscheidung befragt wurden. Damit liegen repräsentative Daten zu den Gründen und Motiven eines Studienabbruchs in den Bachelor-Studiengängen an deutschen Hochschulen vor.

Die neue sich im Zuge des Bologna-Prozesses herausgebildete Studienstruktur hat zum Beispiel in den Sprach- und Kulturwissenschaften zu einer spürbaren Abnahme des Studienabbruchs beigetragen. In den Ingenieur- und Naturwissenschaften hingegen hat sich die Situation teilweise sogar noch verschärft. Die Studie belegt, dass vor allem Leistungsprobleme und motivationale Defizite für einen Studienabbruch im Bachelorstudium verantwortlich gemacht werden können.

Die Entscheidung für einen Studienabbruch wird in der Regel nicht durch ein Motiv allein bestimmt, es gibt aber zumeist einen als zentral genannten Grund.

Drei Motive stehen dabei gegenwärtig im Vordergrund:

  • 20 % aller befragten Studienabbrecher geben Leistungsprobleme als Grund für den Studienabbruch an, d.h. sie fühlen sich den Anforderungen des Studiums nicht gewachsen Zusammen mit den 11 % der Studienabbrecher, die das Nichtbestehen von Prüfungen als Abbruchgrund nennen, sind mit 31% für ein knappes Drittel der Studienabbrecher Gründen der Überforderung ausschlaggebend. Im Vergleich zum zum Studienjahr 2000 bedeutet dies einen Anstieg von 11%.
  • Bei 19% der Befragten waren Probleme der Studienfinanzierung ausschlaggebend. Neben finanziellen Schwierigkeiten steht ist hinter diesem Motiv auch die zunehmende Schwierigkeit der Verbindung eines Studiums mit einer zur Finanzierung des Lebensunterhalts notwendigen Erwerbstätigkeit.
  • Mangelnde Studienmotivation stellt in 18% der Fälle den wichtigsten Grund für das vorzeitige Beenden des Studiums dar. Bei diesen Studienabbrechern wurde das Studium mit falschen Erwartungen an die fachlichen Inhalte und die Studienbedingungen und -anforderungen begonnen.

Diese drei Motive sind bei mehr als zwei Dritteln aller Studienabbrüche von vorrangiger Bedeutung. Von nachrangiger Bedeutung sind dann die Gründe „unzureichende Studienbedingungen“ (12% gegenüber 8% in 2000), „Wunsch nach beruflicher Neuorientierung“ (10%), „familiäre Probleme“ (7%) und „Krankheit (4%)“.

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Diese Befunde liefern einen weiteren Beleg dafür, dass ein zunehmendes Augenmerk darauf gelegt werden muss, mit allen zur verfügung stehenden Mitteln „die passenden Studierenden in die für sie passenden Studiengänge“ zu bekommen. Der zentrale Ansatzpunkt muss also in der Bereitstellung „orientierungsverbessernder“ Instrumente liegen. Die inzwischen an einer Reihe von Hochschulen verwirklichten Verfahren virtueller Studienorientierung und SelfAssessment-Angeboten zielen genau in diese Richtung. Die virtuelle Studienberatung der HAW-Navigatoren an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg etwa umfasst inzwischen umfangreiche Informationsangebote für nahezu alle grundständigen Bachelor-Studiengänge der Hochschule. Diese sind als verpflichtender Bestandteil einer Bewerbung in den Akkreditierungsprozess eingebaut, so dass VOR einer Bewerbung sichergestellt ist, dass ein hohes Niveau an Erwartungssicherheit hinsichtlich der Studienanforderungen, -inhalte und -bedingungen aber auch der hinter dem Studium liegenden Berufswelten erreicht ist. Wie empirische Untersuchungen gezeigt haben, konnte die Studienwahlsicherheit der teilnehmer erheblich gesteigert werden. So stieg z.B. der Anteil derer, die Angaben “sicher” oder “absolut sicher” in ihrer Studienwahl zu sein, zwischen 8,2 und 16,3 Prozentpunkten an. Ähnliche Ansätze werden inzwischen auch an anderen Hochschulen wie der Hochschule Niederrhein oder Uni Freiburg verfolgt.

Die HIS-Studie „Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen“ steht hier als kostenloser PDF-Download zur Verfügung.

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