Vor ziemlich genau anderthalb Jahren sind sie an den Start gegangen. Gero Hesse und seine Truppe mit der Plattform „careerloft„. Ausgehend von der Überlegung, dass im Markt neben e-fellows.net noch Platz sein muss für eine weitere Karriere-Community und mit der Idee neben der virtuellen Mitgliedschaft auch und gerade das „physische“ Zusammenkommen von interessanten Kandidaten und passenden Arbeitgebern in den Mittelpunkt zu rücken (unter anderen in dem Loft am Erkelenzdamm in Berlin-Mitte) legte man damals los. Ich habe im März 2012 mit Gero dazu hier im Blog ein Interview gemacht. Deshalb war es nun für mich an der Zeit mal nachzufragen, wie sich careerloft so entwickelt hat in der Zwischenzeit. Und da mich nicht nur die Business-Perspektive interessiert, sondern auch und vor allem die Sicht der „Betroffenen“, sprich der Zielgruppe, habe ich das Interview nicht nur mit Gero, sondern parallel mit der aktuellen Bewohnerin des careerloft in Berlin, Laura Fiesel, geführt. Frei nach dem Motto: Der Köder soll ja nicht (in erster Linie) dem Angler schmecken, sondern dem Fisch…
Also, los geht´s…
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Hallo Laura, hallo Gero! Ihr seid ja beide intensiv mit careerloft verbunden: Gero als maßgeblicher Initiator der Plattform und Laura als aktuelle Bewohnerin im Berliner Loft und damit stellvertretend für die Zielgruppe. Gero, wo steht Ihr mit careerloft? Bist du mit den ziemlich exakt anderthalb Jahren seit Eurem Start zufrieden?
Gero: Sehr zufrieden! Wir haben in diesem Jahr schon große Erfolge gefeiert – im Juli verzeichneten wir 20.000 Mitglieder, 5000 Förderprogramm-Mitglieder und 10.000 Facebook-Fans und diese Zahlen sind nun mittlerweile schon wieder überholt. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, dass Studierende und Absolventen unser Angebot schätzen und nutzen. Es zeigt uns, dass wir mit unserem Konzept des persönlichen Dialogs auf Augenhöhe rund um Karrierethemen den richtigen Weg eingeschlagen haben. Dennoch sind wir natürlich noch nicht am Ziel. Wir arbeiten kontinuierlich daran, noch stärker auf die Bedürfnisse unserer Mitglieder einzugehen und die passenden Angebote zu schaffen. So wollen wir mit neuen Partnerunternehmen noch mehr Vielfalt für alle Fachrichtungen bieten. Und deshalb freuen wir uns auch schon sehr auf 2014.
Laura, wir kennen uns ja noch aus deiner Zeit als Praktikantin bei RWE. Von daher war ich sehr erfreut zu sehen, dass du ins Loft eingezogen bist. Wenn ich richtig informiert bin, dann habt Ihr Euch ja auch im Rahmen eines Vortrags von Gero bei Prof. Anja Seng an der FOM kennengelernt. Sehr passend zum Thema „Vernetzung“, was ja auch ein wichtiges Thema bei careerloft ist. Wie wichtig ist dieser „Mensch-Mensch-Aspekt“ bei careerloft für dich?
Da bist Du vollkommen richtig informiert und ich freue mich immer noch, dass ich Gero damals darauf angesprochen habe, wie ich Loftbewohnerin werden kann (mit Beteiligung von Anja, denn sie hat mich nicht nur zum Vortrag mitgenommen, sondern mir auch den nötigen Motivationsschubser gegeben, den Mut aufzubringen). Nun bin ich seit fast vier Monaten im Loft und ein großer Teil meiner Aufgabe besteht darin, aktiv mit unseren Mitgliedern und Partnerunternehmen zu diskutieren, das ist klasse. Auf den Events hier im Loft, aber auch bei den Partnerunternehmen vor Ort kann man sich ungezwungen zu allen Themen austauschen, die einen als Student bewegen und neuen Input mitnehmen, für mich, aber auch für careerloft. Ich komme mit Menschen unterschiedlichster Backgrounds zusammen und lerne sehr viel dazu. Zudem haben wir als Loftbewohner eigene Kanäle, um uns mit den careerloftlern zu vernetzen: unseren Blog sowie unsere Facebookseite „Wir vom Loft“. Es ist also ganz leicht, uns zu erreichen und bei Fragen oder Anregungen ermuntere ich auch alle, das direkt zu tun.
Für die meisten der careerloft-Mitglieder dürfte die primäre Nutzungserfahrung ja die einer virtuellen Community sein oder kann man als Mitglied davon ausgehen, dass man regelmäßig auch in direkten Kontakt mit den an careerloft beteiligten Unternehmen kommt, Gero?
Gero: Die meisten careerloft-Mitglieder, schließlich sind es mittlerweile 26.000, folgen uns online. Das entspricht zum großen Teil den Kommunikationspräferenzen unserer Zielgruppe. Nun sind Themen wie Berufsorientierung und Karrierepfade aber auch sehr persönliche Aspekte, deshalb kann sich jedes Förderprogrammmitglied direkt an die Unternehmensvertreter wenden oder an Events teilnehmen. So lernen sie an den Firmenstandorten oder in unserem Berliner Loft die Unternehmen persönlich kennen. Wir sind praktisch die Vermittler zwischen Talenten und Personalverantwortlichen. Wir sind auch auf Eigeninitiative der Beteiligten angewiesen, aber wir schaffen die Voraussetzungen für langfristige Beziehungen auf Augenhöhe.
Laura, stimmt das was er sagt? ;-)
Laura: Ja, da kann ich Gero nur zustimmen :-) Wer die Chancen nutzt, die careerloft bietet, hat die Möglichkeit, tolle Arbeitgeber in einem sehr persönlichen Kontext zu erleben. So empfinde ich das zumindest immer, bei allen Events, besonders wenn sie im Loft stattfinden. Die Atmosphäre ist meistens eher informell, unkonventionell und jeder kommt schnell ins Gespräch mit den Personalmanagern oder den Experten der Unternehmen.
Gero, Ihr habt ja aktuell 13 Unternehmen als Partner in die Plattform eingebunden. Was ist der konkrete Nutzen, den diese Unternehmen davon haben? Ich meine, ein paar Euros kostet es ja auch…
Gero: Wir spielen eine wesentliche Rolle in den Employer Branding-Aktivitäten unserer Partner. Zum einen haben die Partnerunternehmen die Möglichkeit, sich über unsere Plattform als Arbeitgeber zu präsentieren und zu zeigen, was das Arbeiten dort besonders macht, welche Einstiegsmöglichkeiten es gibt und welche Werdegänge Talente einschlagen. Zum anderen können sie top-ausgebildete Studenten und Absolventen aller Fachrichtungen von sich überzeugen und für sich gewinnen. Der Fachkräftemangel verlangt nach neuen Ideen und ungewöhnlichen Recruitingwegen – das war ja auch einer der Gründe, careerloft ins Leben zu rufen. Wir beobachten aber noch einen weiteren Faktor, der careerloft wertvoll für die Partner macht: Synergieeffekte untereinander. So veranstalteten SAP und die Commerzbank einen Experience Day für Informatiker rund um das Thema Big Data oder BASF und Fresenius organisierten zusammen mit uns einen Loft-Lunch rund um die Werdegänge von Frauen. So eröffnen wir unseren Mitgliedern ganz neue Perspektiven – und das schätzen auch unsere Partner.
Nutzen denn alle Partnerunternehmen die Möglichkeiten, die careerloft ihnen bietet auch?
Laura: Alle Partnerunternehmen bieten regelmäßig Events vor Ort im Unternehmen an und kommen zu uns ins Loft. Diese Woche läuft beispielsweise Running Company. Das ist unser Leuchtturm-Event, bei dem 40 Teilnehmer innerhalb von zwei Tagen fünf Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet kennenlernen.
Gero: Beim Active Sourcing halten sich einige noch zurück, aber auch dieses Tool wird von immer mehr Unternehmen genutzt. Wir kennen uns mit unseren Talenten aus und können unseren Partnern konkrete Vorschläge für schwierig zu besetzende Stellen machen.
Wie sieht es denn aus? Kommen da noch Unternehmen hinzu? Und lasst Ihr unbegrenzt Unternehmen in den erlauchten Kreis oder ist da irgendwann Schluss?
Gero: Bei einigen Hochkarätern besteht konkretes Interesse und wir werden Anfang nächsten Jahres zwei sehr interessante Partner begrüßen. Wir achten natürlich darauf, dass neue Partnerunternehmen zu unserem Netzwerk, zu unseren Mitgliedern, den anderen Partnern passen und auch vor allem Interesse und Mut haben, unkonventionelle Formate auszuprobieren. Wir bieten den Rahmen und entwickeln innovative Ideen und Konzepte, auf die sich unsere Partner einlassen und gemeinsam mit uns umsetzen.
Laura, deine Zeit im Loft – zumindest in dem physischen im Erkelenzdamm in Berlin – wird ja auch irgendwann wieder vorbei sein und Eure Nachfolger ziehen ein. Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, der sich dafür interessiert? Was muss man dafür können? Worauf muss man sich einstellen? Worauf muss man Lust haben, damit man das Beste aus dem Aufenthalt macht?
Laura: Ja leider, die Zeit vergeht viel zu schnell. Was ich nur jedem mitgeben kann: Loftbewohner zu sein, ist eine großartige Chance und man verbringt eine wunderbare Zeit hier im Loft. Es macht einfach Spaß, in einem so kompetenten, offenen und kommunikativen Team zu arbeiten. Und dazu wohnt man noch in einem traumhaften Loft. Worauf man sich einstellen und auch Lust haben muss, ist die Vielfalt der Aufgaben. Jeder Loftbewohner hat mehrere Projekte: Dazu gehört Marketing, wir unterstützen die Redaktion beim Content auf allen Kanälen, arbeiten eng mit den Partnerbetreuern zusammen und repräsentieren auf allen Events careerloft nach außen. So fließen unsere eigenen Ideen in allen Bereichen ein und wir sind an der Umsetzung beteiligt. Um das zu bewerkstelligen, ist ein hohes Maß an Eigeninitiative und -verantwortung notwendig, man sollte gedanklich flexibel und offen sein, es mögen, eng im Team zu arbeiten und gerne seine Meinung kundtun. Zudem muss einem natürlich bewusst sein, dass man das Gesicht von careerloft und dadurch auch häufig präsent ist. Wer also Lust darauf hat und neugierig ist, wie wohnen und arbeiten im Loft zusammenpassen und eine wirklich spannende Herausforderung sucht, ist hier genau richtig.
Letzte Frage @Gero: Was kommt noch von Euch? Lastet Euch Careerloft voll aus oder habt Ihr weitere Pfeile im Köcher?
Gero: Wir haben einen ganz dicken Pfeil im Köcher! Ich habe es hier und da schon angedeutet: Das, was wir für Studierende machen, wollen wir ab nächstes Jahr auch für Schüler anbieten. Der Ausbildungsmarkt ist absolut faszinierend und birgt viele Potenziale. Es gibt großen Bedarf an Berufsorientierung auf Seiten der Schüler und andersrum suchen viele Unternehmen gute Azubis. Wir setzen also noch früher im Berufsleben der Talente an und begleiten sie. Mehr dazu dann in einigen Monaten :-)
Das was du andeutest, kann man auf der obigen Infografik ja auch unten links schon sehen… ;-) Ich glaube, da kommt auf den Ausbildungsmarkt wirklich was zu… :-)
Liebe Laura, lieber Gero. Ich danke Euch ganz herzlich für das Interview!
Interview: Jo Diercks