Sehr privat, geht aber trotzdem viele an: Kinder, Karriere und Leben – ein Plädoyer gegen die Angst

Draußen ist es heiß und man möchte eigentlich viel lieber seine Füße in einen Eiseimer stellen oder ein Gläschen 2011er Quetschenbaum trockenen Riesling von Schäfer in der Hängematte genießen. Ich möchte die Woche dennoch mit einem Hinweis auf einen Artikel ausklingen lassen, den meine Frau heute bei den Digital Media Women veröffentlicht hat:

“Kinder, Karriere und Leben – ein Plädoyer gegen die Angst” oder auch “Leben mit Kindern ist rosarot und glitzert, auch wenn ständig Rotze drüberläuft…”

Nina_Diercks

Nina war die Veröffentlichung dieses Beitrags eine echte Herzensangelegenheit und da mich das Thema naturgemäß in einem erheblichen Maß mit betrifft, mir im Prinzip auch.

Worum geht es?

Wir leben in Zeiten des demografischen Wandels, gepaart mit anderen Metatrends wie sich verändernden Geschlechterrollenbildern oder Fachkräftemangel. Es fliegen Schlagworte wie Elternzeit, Frauenquote, Herdprämie oder Kitaausbau durch den Raum. In dieser Gemengelage müssen junge Menschen heute irgendwie ihren Weg zum Glück finden. Dabei hat natürlich jeder Einzelne nicht die Lösung für das “große Ganze” parat, aber gleichwohl beeinflusst natürlich jede individuelle Entscheidung in Summe auch das gesamtgesellschaftliche Problem oder dessen Lösung.

Fragen wie “bekommen wir Kinder und wenn ja wann und wieviele?” oder “wenn wir Kinder bekommen, was bedeutet das für die beruflichen Perspektiven – und zwar für Mann, vor allem aber (immer noch) für Frau?” sind für jeden individuell zu lösen. Aber die Lösung dieser Fragen ist eben nicht so einfach. Fertige Musterlösungen gibt es nicht und jede getroffene Entscheidung fällt in einen Rahmen aus sich verändernden Umweltbedingungen (gibt es eine Kita? Wie sieht das eigentlich mein Arbeitgeber?) und vor allem jede getroffene Entscheidung wird immer auch von der Umwelt unterschiedlich aufgefasst und bewertet (und leider allzuoft auch kommentiert…). 

Welchen Weg jeder hier individuell gehen will ist natürlich und Gott sei Dank immer noch eine individuelle Entscheidung – wir leben nicht in einem Land, das eine Ein-Kind-Politik vorschreibt…

Nina und ich haben uns für einen Weg entschieden, der da heißt: Kinder (ja, zwei) UND berufstätig (und zwar Vollzeit, beide). Das ist unser Weg und wir gehen diesen trotz aller Unsicherheiten und trotzdem wir nirgendwo einen fertigen Fahrplan gefunden haben, geschweige denn andere, an denen man sich zumindest orientieren kann.

Im Gegenteil: Andere blicken auf unser Lebensmodell und bewerten dieses für sich positiv oder negativ (was legitim ist) bzw. kommentieren dieses positiv oder negativ (was dann doch bitte zu unterbleiben hat). Wir haben aber auch festgestellt, dass viele einfach neugierig sind und sich ernsthaft fragen, wie denn die zuweilen widerstreitenden Motive “ich will Familie” und “ich will mich beruflich verwirklichen” unter einen Hut zu bekommen sind. Vor dieser Frage stehen viele, in erster Linie oft noch die Frauen, zunehmend aber auch die Männer.

Nina´s Artikel ist ein Plädoyer dafür, dass man beides versuchen kann und sollte. Er ist keine Anleitung “So wird´s gemacht!” und auch kein moralischer Zeigefinger “So sollte man es machen!”. Er ist ein Plädoyer dafür, sich nicht von allen sicherlich vorhandenen Unsicherheiten lenken zu lassen, sondern mutig zu sein und den Gedanken zuzulassen, dass beides – Familie UND Beruf – zusammenpassen kann.

Also, auch für mich eine echte – und zwar im wirklichen Wortsinne – Herzensangelegenheit und ein dringender Leseappell: Kinder, Karriere und Leben – ein Plädoyer gegen die Angst

Autor: Jo Diercks

4 Gedanken zu „Sehr privat, geht aber trotzdem viele an: Kinder, Karriere und Leben – ein Plädoyer gegen die Angst

  1. Lieber Herr Kollege Jog Diercks und FRau Kollegin Diercks, Ihr Artikel ist sympathisch und Sie haben da vollkommen recht – jedenfalls kann ich das aus meiner Sicht als ältere Kollegin mit mittlerweile 12 und 16 Jahre alten Kindern bestätigen, zwar ist mein Ehemann und Vater der Kinder nicht Rechtsanwalt, aber auch Selbständig. Die berufliche Situation war lange für uns wegen Problemen mit der Schule und den Kindern usw. – hier wird zuviel gespart, denn das betraf eindeutig nur ein Kind wegen schlechter Schule und nicht das andere – prekär, aber wir sind froh, den Mut auf Selbständigkeit mit Kindern gehabt zu haben, denn wir sind damit zwar nicht reich geworden, aber trotz vieler Widrigkeiten glücklich. Die Entscheidung für die Selbständigkeit und die Kinder würde ich wieder treffen, wir lieben uns und unsere Kinder. Hier die Karriere in den Vordergrund zu schieben, und zu meinem, man könnte wie etwa die Anschaffung einer Küche oder eines Hundes das Thema Kind einfach dann auf den 40. oder 45. Geburtstag verschieben, ist mir unverständlich. Das arme Kind! Und die spätere Krise, spätestens, wenn das Kind dann Teenager ist, erst recht vorprogrammiert,weil die Eltern dann schon 60 sind!
    Also kurzum volle Bestätigung auch von uns, aber ich kann verstehen, dass das Risiko der Armut oder jedenfalls Geldprobleme steigt erheblich, falls sich Mama und Papa trennnen, denn Mama und Papa müssen hier besonders gut zusammenarbeiten und wenn nicht, ist dies für alle Beteiligten schlimm, nicht nur die Eltern sondern auch die Kinder.

  2. Der Artikel ist großartig und spricht mir aus der Seele.
    Ich selber bin 36 Jahre alt und Mutter zweier Töchter von 4 und 6 Jahren.
    Vor zwei Jahren habe ich mich selbständig gemacht mit einem juristischen Schreibdienst.
    Für mich und die Familie die beste Entscheidung.
    Ich kann mir selbst einteilen, wann ich arbeite, kann Termine im Kindergarten (auch vormittags um 11 Uhr zum Kindergartenchor), Krankheit der Kinder sowie alles andere so einteilen, wie es für mich und meine Familie passt.
    Dass Schlafmangel ständiger Begleiter ist kann ich bestätigen, genauso, dass beim Thema Familie und Beruf gerne von Verwandten, etc. drein geredet wird.
    Der Satz: “Ich habe mich entschieden und werde es nicht diskutieren” könnte auch von mir kommen.
    Daumen hoch und großen Respekt!

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