Es ist genau 14 Jahre her, da habe ich im Zuge meiner Diplomarbeit zum Thema Online-Marketing das erste Mal den nahezu unausprechlichen Namen Mihaly Csikszentmihalyi gelesen. Der Name dieses inzwischen emeritierten Psychologie-Professors der Universität Chicago ist untrennbar mit dem Begriff Flow verbunden.
Flow bezeichnet das Gefühl der völligen Vertiefung und Aufgehens in einer Tätigkeit. Wenngleich Csikszentmihalyi Flow zunächst zur Beschreibung des mentalen Zustands bei der Ausübung von Risikosportarten verwendete, erlebte Flow nachfolgend insb. im Kontext der Nutzung von Computerspielen und zuweilen auch bei der Nutzung von “Hypermediated Environments”, also etwa des Internets, eine enorme Aufmerksamkeit. Wenn man so will haben nämlich “Surfen” und “Flow” einiges miteinander zu tun. Auch wäre der Erfolg von Apple´s iPhone oder iPad ohne Flow nicht möglich gewesen.
Eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Flow ist ein (subjektiv gefühlt) ausgewogenes Verhältnis von Anforderung und Fähigkeit, so dass weder Unterforderung / Langeweile noch Überforderung / Stress entstehen. Dieses Gefühl kann bei einem guten Spiel durchaus entstehen und ich hatte damals schon das Gefühl, dass dieses Thema auch sehr viel mit dem Arbeitsleben zu tun haben kann. Nun, nicht ganz zufällig widmet sich CYQUEST jetzt seit Anfang 2000 genau dem Thema Recrutainment. Für den wissenschaftlich geneigten Leser: Wir haben schon 2002 unter dem Titel “Recrutainment: Karriere- und Bewerbermanagement im Flow” einen Fachartikel hierzu in der Wirtschaftspsychologie aktuell veröffentlicht, vor ein paar Tagen kam nun – ebenfalls in dieser Zeitschrift – unser Beitrag “Recrutainment – wie Unternehmen auf spielerische Weise Bewerber gewinnen wollen” heraus.
Um zur Ausgangsfrage, was Spiel und Arbeit denn nun miteinander zu tun haben, zurückzukommen… Nun, die Antwort kann eigentlich nur lauten: Eine ganze Menge (auch wenn in der Zwischenzeit durchaus der eine oder andere Versuch unternommen wurde, diesen Zusammenhang zu verneinen oder gar ins Lächerliche zu ziehen…).
Unter freundlicher Hilfe von Jan Kirchner, vielen bekannt als einer der Köpfe hinter dem Blog “Wollmilchsau“, bin ich vor kurzem auf eine Infografik aufmerksam geworden, die diesen Zusammenhang eindrucksvoll darstellt. Um das Fazit vorwegzunehmen (und damit den Kreis zu Csikszentmihalyi und zum Flow zu schließen):
The more a job inherently resembles a game – with variety, appropriate and flexible challenges, clear goals and immediate feedback – the more enjoyable it will be regardless of the worker´s level of development.
So Mihaly Csikszentmihalyi selbst. Ich denke, es ist absolut plausibel, den Zusammenhang zwischen Spiel und Arbeit auch für die der Arbeit vorgelagerten Stufen (also Berufsorientierung, Personalmarketing und Recruiting) als zulässig einzustufen, womit man bei Gamification und Recrutainment wäre.
So, nun aber zu der Infografik: Es lohnt sich wirklich, sich diese im Detail anzuschauen. Da ich aber weiß, dass es manche Leser immer ein wenig eiliger haben, ein paar Highlights vorab:
- 90% der Generation Y sagen, sie wünschen sich Kollegen, die aus Spaß/zum Spaß/mit Spaß arbeiten.
- Kooperative Spielformen sind erheblich populärer als kompetitive.
- Die moderne Arbeitswelt ähnelt in seinen (Belohnungs-)strukturen sehr denen von Spielen. Es heißt nur anders: Was bei Spielen ein Level ist im Job der Titel, was bei Spielen der Score ist im Job das Gehalt usw.
Wer den Artikel bei Socialcast nochmal nachlesen möchte, kann dies hier tun. Wer sich etwas eingehender mit dem theoretischen Fundament sog. Realistic Job Previews (auch das ist letztlich ein spielerisch-simulativer Ansatz) befassen möchte, der sei auf diesen Artikel verwiesen (inkl. der dort zu findenden Präsentation).
Lehrreicher Post. Cool, wenn man sowas auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten kann.