Kommunikation einer authentischen Arbeitgebermarke

Auch wenn das Wort „Authentizität“ sprachlich so seine Tücken hat, fehlt es momentan eigentlich in keinem Vortrag oder in keiner Abhandlung, die sich mit dem Thema Arbeitgebermarke oder Employer Branding im Social Web auseinandersetzen.

Das ist grundsätzlich auch richtig so. Zum einen wird der Aspekt der Passung zwischen Unternehmen / Arbeitgeber und Mitarbeiter / Arbeitnehmer allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung an Bedeutung gewinnen. In sofern wird einer beruflichen Tätigkeit bei einem Unternehmen zunehmend der Charakter einer Beziehung zukommen und dem Employer Branding entsprechend der Charakter der Beziehungsanbahnung und -pflege. „Gute“ Beziehungen verlangen auch ein gehöriges Maß an Authentizität – oder wie heisst es so schön bei den Ärzten:

Credit: "die ärzte assistiert von Jörg Steinmetz"
Credit: "die ärzte assistiert von Jörg Steinmetz"

„Er lügt, dass sich die Balken biegen,
Nur, um dich ins Bett zu kriegen
Und dann am nächsten Morgen weiß
Er nicht einmal mehr, wie du heißt“

Dort wo der Wettbewerb um Köpfe entbrennt, wird nur noch über eine authentische Marke und deren ebenso authentische Kommunikation gehen. Dieser Prozess wird durch den schnellen, ungeschminkten und zuweilen schonungslosen Dialog im Social Web nur beschleunigt.

Doch was heisst eigentlich „authentisch“? Manfred Böcker hat in seinem letztjährigen Beitrag „Das große Simsalabim“ für das Personalmagazin eine wie ich finde ganz schöne Definition geliefert: Authentisch ist demnach, was „als echt wahrgenommen wird, weil Gesprächspartner, Leser, Hörer oder Zuschauer es mit einer Botschaft in Verbindung bringen können.“

Dass dabei Konflikte im Unternehmen vorprogrammiert sind ist klar. HR sieht es so, Marketing sieht es vielleicht ein wenig anders und über allem thront die Unternehmenskommunikation als „Hüterin“ der Unternehmenswahrheit. Aber auch die übrige Belegschaft und externe Stakeholder (nicht zuletzt die Zielgruppe potentieller zukünftiger Mitarbeiter) hat hierzu seine Meinung – und tut diese im Sozialen Netz auch kund. Doch diese Konflikte gilt es auszufechten – im Dialog -, um dadurch zu konsistenten Antworten auf die Fragen zu kommen, wer „wir eigentlich sind und „wofür wir eigentlich stehen“. Gelingt dies, kann auch authentisch kommuniziert werden. Ja, das ist dann auch gar nicht mehr so schwer, man muss ja „nur“ noch die Realität abbilden. Diese „Realität“ wird automatisch die „Richtigen“ oder besser „Passenden“ erreichen und motivieren und – oft ebenso wichtig – die „Falschen“ oder „Unpassenden“ abschrecken. Gute und starke Marken sind eben nicht „Everybody´s Darling“, sondern „the right one´s Darling“ – wie in einer guten Beziehung. Die wackelige Kamera im Unternehmensvideo ist also nicht per se „authentisch“, sie ist es dann, wenn das was gezeigt wird glaubwürdig und „echt“ ist.

Ich habe kürzlich hierzu einen Vortrag beim Social Media Event der Cognis GmbH, also der ehem. Chemiesparte des Henkel-Konzerns, gehalten, gefüllt mit Beispielen, wie z.B. Realistic Job Preview- und SelfAssessment Verfahren helfen können, authentische Einblicke zu geben und die Frage der „Passung“ zu beantworten. Diesen Vortrag habe ich nun bei Slideshare eingestellt (siehe Slideshow).

BTW: CYQUEST hat seit einiger Zeit auch eine Seite bei Facebook (http://www.facebook.com/CYQUEST). Wir freuen uns über Kommentare und eine rege Diskussion.

3 Gedanken zu „Kommunikation einer authentischen Arbeitgebermarke

  1. Hallo Jo,

    authentisch! Ja, das ist besonders „hipp“. Wir haben vor knapp 2 Jahren für uns den Begriff entdeckt und für die Personalberatung eingesetzt.

    „Weil wir so sind, wie wir sind. Wir machen weder Ihnen noch uns
    noch unseren Kandidaten etwas vor. Nur Echtheit verspricht Erfolg!“

    Jetzt wird der Begriff fast schon zu häufig verwendet. Eine wirklich authentische Kommunikation entscheidet sich wirklich nicht an einer wackeligen Kamera oder vergleichbares. Da gebe ich Dir vollkommen recht.

    Eine offene, authentische Kommunikation der Arbeitgebermarke muss man lernen und dafür müssen die Verantwortlichen auch die Freiheiten bekommen.

    Sonnige Grüße

    Lutz

  2. Wie kann man als Unternehmen authentisch sein? Das frage ich mich schon seit fast 3 Jahren – seit ich begonnen habe mich mit Social Media im Personalmarketing zu beschäftigen. Technische Rafinessen wie verwackelte Aufnahmen zaubern noch keine Authentizität herbei. Da gebe ich euch sehr recht. Aber was ist es dann? Kann man Authentizität planen? Ist es bei jedem Unternehmen etwas anderes?
    Vergangenen Samstag wohnte ich unserem jährlichen TraineeClub Jahrestreffen bei. Eine Veranstaltung, die gern vom Vorstandsvorsitzenden genutzt wird, um sich mit den dynamischen Nachwuchskräften auszutauschen. Leider hatte sich Dr. Rüdiger Grube das Handgelenk gebrochen und war nun am Samstag morgen auf dem Weg ins Krankenhaus. Personalvorstand Ulrich Weber, der die Begrüßung stellvertretend halten sollte, nahm allerdings kurzer Hand sein BlackBerry und ein Micro und rief Dr. Grube an, damit dieser doch zumindest ein paar Worte an uns richten konnte. Von dir Lutz wurde diese Aktion auf Facebook mit „Das nennt man authentisch!“ kommentiert. Aber was heißt das jetzt genau? Muss sich unser Vorstandsvorsitzender nun jedes Mal etwas brechen, damit wir authentisch kommunizieren können?
    Ich denke, es ist eine besondere Verbindung/ Kombination aus Mensch, Unternehmen und der Wahrheit zuzüglich eines gewissen Kopierschutzes. Die Situation muss derartig einmalig sein und charakteristisch für das Unternehmen, dass eine Rekonstruktion gar keinen Sinn macht. Die Herausforderung ist also, solche Situationen zu erkennen und dann auch noch kommunizieren zu dürfen.

    VG

    Robindro Ullah

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