Das Handwerk macht massiv Marketing für seine Berufe – mit 50 Mio. Euro Budget

>>Mit mehr als 4,8 Millionen Beschäftigten in 151 Ausbildungsberufen und einem Jahresumsatz in dreistelliger Milliardenhöhe ist das Handwerk ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft. Es gibt heute kaum einen Lebensbereich, in dem auf die Fertigkeiten und das Know-how von Handwerkerinnen und Handwerkern verzichten werden könnte. Und genau davon handelt unsere Kampagne: In Anzeigen, Plakaten und einem TV-Spot gehen wir der Frage nach: Was wäre das Leben ohne das Handwerk?<<

So steht es auf der Website www.handwerk.de, die als Teil einer großangelegten und über die nächsten 5 Jahre mit einem Werbebudget von 50 Mio. Euro ausgestatteten Kampagne des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) über die Inhalte, die Bedeutung und die Modernität von Handwerksberufen informiert. Als kreative Leitidee der Kampagne steht dabei die Frage im Mittelpunkt, wie unser Leben wohl aussähe, wenn es das Handwerk nicht gäbe. Man sieht dabei etwa eine junge Frau, der beim gemütlichen Lesen der Zeitung die Buchstaben von selbiger fallen, Menschen mit völlig misratenen Klamotten in zerfallenen Städten oder Neandertaler, die sich ihr Frühstückshörnchen besorgen – eben wie früher, ohne das Handwerk. Der Claim „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“ drückt selbstbewusst die Vielfalt und auch die Bedeutung des Handwerks aus und soll eben diese auch gegenüber der Gesellschaft und der Politik unterstrichen werden. Diese Botschaft wird dann auch über TV, Plakate, Anzeigen in reichweitenstarken Printtiteln und natürlich Online-Kanäle gepusht.

Insg. kann man m.E. diese Kampagne nur begrüßen. Statt also immer nur zu lamentieren, dass der Nachwuchs immer nur in andere „spannendere“ Branchen strebt und „irgendwie zu kurzsichtig ist, um die wahre Sexyness von handwerklichen Berufen zu erkennen“, wird hier die Initiative ergriffen und professionell sowie budgetär adäquat ausgestattet entgegen gewirkt. Den Erfolg wird man erst zu einem späteren Zeitpunkt beurteilen können, aber allein die Dimension der Kampagne verdeutlicht, dass das Handwerk sich auf rauhe Zeiten im Kampf um qualifizierte Mitarbeiter einstellt. Naja, über Demografie müssen wir ja auch nicht reden… Der offensichtliche Humor der Kampagne freut uns ganz besonders – wir nennen das „Recrutainment„.

Nachtrag 19.01.09: Aufgrund der aktuellen Ereignisse im Zuge des Erdbebens auf Haiti setzt der ZDH die Ausstrahlung des TV-Spots bis auf weiteres aus, da die Verbildlichung „zerfallener“ Städte nicht zu dieser Situation passt. Hierzu veröffentlichte der ZDH folgendes Statement: „Der TV-Spot der Imagekampagne für das deutsche Handwerk beschreibt mit eindrucksvollen Bildern die Bedeutung des Handwerks für unsere Gesellschaft. Dabei wird kein Mensch verletzt, nichts zerstört. Vielmehr löst sich nach und nach all das auf, was vom Handwerk geschaffen wurde. Damit wird gezeigt, dass unsere moderne Zivilisation nicht denkbar ist ohne die Leistungen des Handwerks. Diese Leistungen kommen im Übrigen auch zum Einsatz beim Wiederaufbau nach Katastrophen. Wir werden selbstverständlich darüber berichten, wie sich das Handwerk beim Wiederaufbau auf Haiti engagiert.“

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