Azubimarketing mit dem „Azubi-Explorer“ von DHL oder dem „Azubi-Navi“ von Fresenius

Im Rahmen ihres Azubi-Marketings setzen die beiden Unternehmen DHL und Fresenius  zwei spannende Berufsorientierungsapplikationen ein, die einen relativ ähnlichen Ansatz verfolgen:

Beide SelfAssessments – sowohl der “Azubi-Explorer” von DHL als auch das “Azubi-Navi” von Fresenius – bestehen im Grunde aus zwei Säulen: Zum einen beinhalten beide Tools jeweils einen allgemeinen Orientierungstest, der eine Rückmeldung zur individuellen Passung zu unterschiedlichen Berufsbildern gibt. Zum anderen bieten berufsbildspezifische Selbsttests Ausbildungsinteressierten die Möglichkeit, sich jeweils im Detail mit konkreten Ausbildungsberufen auseinanderzusetzen.

Im “Azubi-Explorer” von DHL  bauen diese beiden Säulen aufeinander auf: Die User bewerten zunächst im Rahmen der allgemeinen Orientierung eine Reihe von Selbsteinschätzungsaussagen zur individuellen Ausprägung unterschiedlicher Interessen, Einstellungen und Kompetenzen. Dazu werden zwei Methoden/Verfahrensweisen eingesetzt: Die Interesse-/Kompetenzitems sind einerseits einzeln auf einer Skala von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft voll zu“ einzuschätzen, werden andererseits aber auch vergleichend gegenübergestellt (“ipsativ”), sodass über die eigenen Präferenzen zu reflektieren ist. Im Ergebnis erhalten die Nutzer ein Feedback über die individuelle Passung zu einzelnen Berufsgruppen.


Die Rückmeldung ist im Azubi-Explorer auch die „Einstiegspforte“ in die berufsspezifischen SelfAssessments, die jeweils als informative Spiele angelegt sind und so eine konkrete Auseinandersetzung mit den Inhalten und Anforderungen der einzelnen Berufsbilder ermöglichen. Der Selbsttest zum Ausbildungsberuf des Mechatronikers beispielsweise kombiniert Informationen mit interaktiven Elementen: Neben konkreten, auf dieses Berufsbild ausgerichteten Selbsteinschätzungsfragen ist auch eine spielerische Komponente zu bearbeiten. Aufgabe des Users ist es hier, die Steuereinheit einer Maschine zu überwachen und Alarm zu schlagen, sobald diese nicht mehr nach einer vorgegebenen Regel (z. B.: „Es leuchten gleichzeitig drei gelbe und zwei grüne Lampen.“) funktioniert. Der Schwierigkeitsgrad nimmt Schritt für Schritt zu, die Regeln werden komplexer, der Zeitdruck höher und die Anforderungen an das Reaktionsvermögen steigen. Auf diese Weise wird ein beispielhafter Einblick in mögliche Anforderungen gegeben und gleichzeitig ein inhaltlicher Bezug zur Ausbildung zum Mechatroniker hergestellt.


Im „Azubi-Navi“ von Fresenius präsentieren sich die beiden beschriebenen Säulen getrennt voneinander, d. h. Orientierungstest und berufsspezifische SelfAssessments können separat „betreten“ werden. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass der Orientierungstest optional ist und bei mehrmaliger Nutzung der unmittelbare Zugang zu den berufsbildspezifischen Selbsttests offen steht. Gegenstand des Orientierungstests sind auch hier unterschiedliche Interesse- und Kompetenzitems, die wie im „Azubi-Explorer“ im Vergleich zu bewerten sind. Das Feedback gibt ebenfalls Hinweise auf die individuellen Präferenzen.

Die Konzeption der berufsbildspezifischen SelfAssessments fällt derart aus, dass neben ausführlichen Informationen und Selbsteinschätzungsfragen zum jeweiligen Berufsbild unter anderem auch Testaufgaben zur berufsbezogenen kognitiven Leistungsfähigkeit (z. B. Rechentextaufgaben, Rechtschreibung etc.) präsentiert werden. Diese werden teilweise in einem durchaus spielerischen bzw. berufsbezogenen Kontext gestellt. Im SelfAssessment für Bürokaufleute beispielsweise navigiert sich der User unter Zeitdruck über den Grundriss eines Büros zu unterschiedlichen Aufgaben. Die SelfAssessments von Fresenius zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sich an die einzelnen auf die Ausbildungsberufe bezogenen Testelemente jeweils abschließend ein kurzes “Quiz” zu Fresenius als Arbeitgeber anschließt. Hierdurch wird zusätzlich zur Reflexion über die eigenen Interessen die Auseinandersetzung mit Fresenius gefördert.

Beide Applikationen sind aus meiner Sicht gelungene Instrumente, die informativ und dennoch kurzweilig, unterhaltsam und gleichzeitg einfach und verständlich in der Handhabung sind und somit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Selbstauswahlfähigkeit leisten können.

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