Interview mit Google Sprecher Stefan Keuchel über den „Arbeitgeber Google“

Jedem, der sich professionell mit Social Media befasst, dürfte Stefan Keuchel ein Begriff sein – dem Twitter-Account @frischkopp beispielsweise folgen deutlich über 13.000 Menschen. Stefan ist Pressesprecher von Google Deutschland, wird wegen seiner Frisur gelegentlich mit Tim (von Tim und Struppi) verwechselt und ist einfach ein guter Typ… Stefan und ich kennen uns inzwischen schon seit mehr als 10 Jahren, weil er seinerzeit bei der PR- und Kommunikationsagentur Böttcher-Hinrichs AG (ja, das Hinrichs steht für XING-Gründer Lars Hinrichs) der Account-Manager für den Kunden CYQUEST war. Ja, das digitale Dorf ist eben doch ein Dorf…

Die Firmen gingen so ihren Weg, die Freundschaft blieb bestehen. Deshalb lag es für mich auch nah, Stefan einmal zum Arbeitgeber Google zu interviewen. Also, here we go…

Hi Stefan, du bist Pressesprecher bei Google Deutschland. Ich glaube, diesen Namen dürfte inzwischen wirklich jeder kennen. Aber wissen die Leute eigentlich wirklich, was Google alles macht, außer Suchmaschine meine ich?

Das ist eine gute Frage, denn Google bietet inzwischen über 100 verschiedene Dienste und Services an. Darunter befinden sich populäre Dienste wie die Suche, Google Maps, Youtube, Blogger oder Google News, aber eben auch eher unbekanntere (aber sehr nützliche Services) wie beispielsweise Google Translate, die Sprachsuche oder unsere visuelle Suche Google Goggles. Ich gebe zu: Selbst als Google Mitarbeiter ist es da manchmal schwer den Überblick zu behalten. Wir versuchen unsere Nutzer über diese Dienste auf dem Laufenden zu halten und posten regelmäßig auf den spezifischen Produkt-Blogs aber natürlich auch auf Kanälen wie Twitter, Facebook und natürlich Google Plus.

Spannend! Das klingt in der Tat nach dem „ganz großen Aufschlag“. Aber wie ist es denn bei Google zu arbeiten? Was macht aus deiner Sicht den Arbeitgeber Google aus und „besonders“? Was steckt hinter der Arbeitgebermarke Google, abgesehen davon, dass man angeblich bei Google wegen der freien Verpflegung erstmal ein paar Pfund zunimmt?

Du sprichst die berühmten „Google 7“ an. Das sind die 7 Pfund (oder in manchen Fällen auch Kilo), die ein neuer Google Mitarbeiter in der Regel zunimmt. Das Essensangbot ist wirklich sensationell. Ob nun kostenloses Frühstück, Mittagessen, Snacks oder Getränke. Es ist fast unmöglich nicht zuzunehmen.

Aber Essen ist nur ein Faktor von vielen, die das Arbeiten bei Google sehr angenehm machen. Die Arbeitsplätze sind außergewöhnlich gestaltet (hier lohnt ein Blick auf die tolle Bildergalerie bei t3n), wir haben ein eigenes Fitness Center inkl. persönlichem Trainer, erhalten kostenfreie Massagen, gehen einmal im Jahr auf den Google Ski Trip und vieles mehr. Außerdem ist es natürlich toll in einem Unternehmen zu arbeiten, welches quasi im Wochen-Takt neue und innvoative Produkte auf den Markt bringt.  Aber wenn Du mich fragst, was das Beste an der Arbeit für Google ist, lautet die Antwort: Die Kollegen. Klingt vielleicht nach ner PR-Antwort, stimmt aber zu 100%. Hier arbeiten ziemlich smarte und interessante Leute. Es macht extrem Spaß in einem solchen Team und Umfeld arbeiten zu dürfen.

Gibt es bei Euch so etwas wie „Employer Branding“ überhaupt?

Die Google Unternehmensführung betont immer wieder, dass die Mitarbeiter das wichtigste Gut sind.  Und das spürt man als Mitarbeiter auch. Die vielen Annehmlichkeiten die man hier hat machen das Unternehmen sicher einzigartig und das führt quasi automatisch dazu, dass sich die Kollegen positiv über Google als Arbeitgeber äußern. Google gehört nicht ohne Grund seit Jahren zu den beliebtesten Arbeitgebern weltweit.

Konkret: Was für Leute sucht Ihr? Ich meine hierbei weniger die Stellenprofile, die auch, sondern vielmehr welche Typen Mensch werden bei Google glücklich?

Jeder der sich für einen Job bei Google interessiert, wird hier fündig: http://www.google.de/jobs

Vorraussetzung um bei Google zu arbeiten ist ein erfolgreich abgeschlossenes Studium. Aber wir achten auch sehr stark auf die berühmten „weichen Faktoren“. Sprich: Welche Fähigkeiten und Eigenschaften bringt ein neuer Kollege – neben der fachlichen Qualifikation  – ins Unternehmen ein? Bei uns arbeiten Kollegen die mehr als fünf Sprachen fliessend sprechen, die eine sportliche Karriere hinter sich haben oder schon eigene Firmen gegründet haben.

Wie muss man sich denn einen Arbeitstag bei Google vorstellen? Nine-to-five wird es ja wohl nicht zugehen, oder?

Das hängt natürlich von dem Bereich ab in dem man arbeitet. Der Großteil der Kollegen hier in Hamburg sind Sales-Kollegen. Die meisten haben relativ normale Arbeitszeiten, sind aber auch oft unterwegs und besuchen und beraten ihre Kunden. Da kann es schon mal sein, dass ein Arbeitstag etwas länger dauert.  Mein Arbeitstag fängt direkt nach dem aufstehen an. Als erstes checke ich die Mails, die über Nacht reingekommen sind. Denn während wir schlafen, sind die US-Kollegen ja schwer aktiv. Anschliessend folgt der morgendliche „Social Media Check“, da schaue ich, was aktuell auf Twitter und Google+ passiert was für uns interessant ist oder poste auch selbst aktuelle Dinge. Dann geht es ins Büro und der normale „Wahnsinn“ beginnt. In der Regel gibt es Themen oder Produkte, die wir bekannter machen wollen und auf der anderen Seite besteht ein guter Teil meiner Arbeit auf aktuelle Anfragen (Presse, Blogger etc) zu reagieren. Nine-to-five habe ich nicht, aber möchte ich auch gar nicht haben.

Du bist ja nun schon einige Jahre in der digitalen Welt unterwegs. Ist die Branche erwachsen geworden bzw. sind die Unternehmen der Branche inzwischen ganz „normale“ Arbeitgeber oder hat man sich ein bißchen was aus den Anfängen bewahrt? Ich meine,wir haben ja immerhin zusammen im Sand Fußball gespielt und das „Arbeit“ genannt…

Die glorreichen „NetSoccer Beach Clashs“ habe ich natürlich nicht vergessen. Das war eine grandiose Zeit, die viel Spaß gemacht hat und bei der vor allem das Netzwerken im Vordergrund stand. Viele Kontakte die ich heute noch habe, stammen aus diesen Tagen.  Mir fällt es zugegebenermassen etwas schwer zu berurteilen, ob die Branche erwachsener geworden ist, schlicht weil ich einfach älter geworden bin. Aber mein Eindruck ist, dass die digitale Branche immer noch eine Branche ist, in der eher junge (junggebliebene) und unkonventionelle Menschen arbeiten. In der Regel gibt es flache Hierarchien, die Leute duzen sich und man ist lockerer als in anderen Branchen. Mir persönlich sagt das sehr zu.

Der SPIEGEL hat kürzlich nicht weniger als den „Kampf um die Zukunft“ beschrieben und damit den Wettbewerb zwischen Google, amazon, Apple und Facebook gemeint. Meinst du, dass dieser Kampf auch ein Kampf um Talente ist? Und wenn ja, wie wollt Ihr diesen für Euch entscheiden?

Den „war for talents“ bemerkt man natürlich schon. All die von Dir genannten Firmen sind auf der permanenten Suche nach fähigen Entwicklern, Software-Engineers und den sogenannten High Potentials. Gute Leute befinden sich in der angenehmen Lage, sich quasi ihren Job aussuchen zu können. Letztendlich werden sich diese Leute für einen Arbeitgeber entscheiden, der ihnen eine Kombination aus guter Bezahlung, spannenden Aufgaben und einem angenehmen Arbeitsumfeld bietet. Wie schon vorher beschrieben bietet Google all das und noch mehr. Sicher ein Grund, warum sich viele dieser High Potentials bei uns bewerben.

Ist Recruiting bei Euch „Recrutainment“ oder knallharte Selektion oder evtl. beides? Gibt es den legendären vierzehnteiligen Interview-Marathon noch oder ist das inzwischen Folklore?

Vor acht Jahren hatte ich tatsächlich noch deutlich mehr als zehn Interviewtermine, aber das ist inzwischen Vergangenheit. Dennoch: Der Bewerbungsprozess bei Google ist schon außergewöhnlich. Man wird auf jeden Fall mehr als ein oder zwei Interviewtermine haben, da wir uns die neuen Kollegen schon sehr genau anschauen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall diesen Bewerbungs-Prozess durchzustehen, denn wenn man es einmal geschafft hast, wird man seinen Job bei Google auf jeden Fall lieben.

Stefan, auch wenn wir es leider mal wieder nicht geschafft haben, dieses Gespräch bei einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt zu führen, danke dir sehr für das Interview. Wir sehen uns dann allerspätestens nächstes Jahr wieder zum Babypinkeln…

Darauf freue ich mich jetzt schon!  :-)

2 Gedanken zu „Interview mit Google Sprecher Stefan Keuchel über den „Arbeitgeber Google“

  1. Nutze seit längerem die Dienste von Google. Auch eine Zusammenarbeit auf Google Docs macht Sinn. Daten können schnell auf der Plattform bearbeitet werden. schöne Grüße aus dem Emsland

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