Zahlreiche Studien belegen: Das Internet ist das Berufsorientierungsmedium Nummer eins! Schüler wie Studenten beziehen ihre Informationen über potenzielle Arbeitgeber in erster Linie online – von der Karrierewebsite der Unternehmen bis hin zu Social Media Auftritten bei Facebook und Co.. Anzeigen werden in Online-Stellenbörsen publiziert. Bewerbungen gehen längst nicht mehr postalisch ein, sondern werden per E-Mail verschickt oder via Online-Bewerbungsformular eingereicht. Die weitere Vorselektion erfolgt zusätzlich bewerberseitig auf der Grundlage von SelfAssessments und Realistic Job Previews, unternehmensseitig auf Basis von eAssessment-Verfahren und Telefon- und Videointerviews.
Sukzessive zeigt sich, dass Unternehmen den kompletten Prozess der Vorselektion – von der ersten Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe bis zur konkreten Eingrenzung eines als passend und qualifiziert eingestuften Bewerberkreises – ins Netz verlagern und damit Prozesse etablieren, die angesichts der demographischen Entwicklung und den damit verbundenen Herausforderungen sowie der hohen Kosten der Personalauswahl mindestens der Effizienzsteigerung Rechnung tragen.
Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble zeigt, welche Möglichkeiten das Web 2.0 in Sachen Bewerberansprache und –rekrutierung noch zu bieten hat – insbesondere für internationale Großkonzerne, deren Recruitingaktivitäten auf globaler Ebene ungeachtet einzelner Landesgrenzen stattfinden. Am 18. Februar 2010 veranstaltet Procter & Gamble seine erste virtuelle Karrieremesse, an der Studierende aus ganz Westeuropa vom privaten PC zuhause teilnehmen können. Zielsetzung des Konzerns ist es, mit der virtuellen Karrieremesse die „Top Talents“ der „Generation Y“ zu erreichen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bietet sich die Möglichkeit, im Rahmen der Online-Karrieremesse in Foren und Chats unmittelbar mit den Unternehmensvertretern ins „Gespräch“ zu kommen, Fragen zu stellen und umfangreiche Unternehmensinformationen zu beziehen. Auch besteht die Option, sich bei Interesse in diesem Rahmen unmittelbar auf eine konkrete Stelle zu bewerben. Dieses Konzept ist damit nicht nur für beide Seiten ressourcenschonend, z.B. in Form von (Reise)Zeit, Reisekosten und nicht zuletzt Personalaufwand. Auch verfolgt Procter & Gamble eine strategische Zielsetzung, sich als Arbeitgeber von anderen Unternehmen abzugrenzen und eine Vorreiterrrolle im Bereich des digitalen Recruitings einzunehmen. Zwar ist dieses Konzept einer Jobmesse im Netz nicht neu, denn bereits vor einigen Jahren wurden ähnliche virtuelle Veranstaltungen realisiert (z.B. “Second Life”), die sich jedoch damals nicht durchsetzen konnten und ihrer Zeit offenbar noch ein wenig voraus waren. Dies könnte sich inzwischen geändert haben. Wir sind gespannt, welche Resonanz Procter & Gamble in Bezug auf ihre Online-Karrieremesse erfährt!