Online-Studienorientierung als Teil eines ganzheitlichen Studienberatungskonzepts. Die Perspektive einer Studienberaterin…

Das Online-Studienorientierungs-Angebot (OSA) der Hochschule Niederrhein ist mit den ersten HN-Navigatoren (der Fachbereiche Soziale Arbeit und Maschinenbau und Verfahrenstechnik) in 2009 online gegangen. Seitdem ist viel passiert und das Angebot wurde kontinuierliche ausgebaut, bis 2013 dann schließlich alle grundständigen Studiengänge mit einem Orientierungsmodul ausgestattet waren.

In 2014 wurde das Angebot dann auch noch um ein Modul speziell für die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten ergänzt.

Aus den Nutzerrückmeldungen zum HN-Navigator, die wir einmal jährlich auswerten, wissen wir, dass die Studieninteressierten den HN-Navigator als nützliches Angebot der Studienorientierung wahrnehmen.

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Zusätzlich scheint sich das Studienorientierungsangebot positiv auf das Image der Hochschule auszuwirken, schließlich geben ca. 72% der Befragten an, dass die Bearbeitung der virtuellen Studienorientierung einen eher bis deutlich positiven Einfluss auf ihren Wunsch hatte, an der Hochschule Niederrhein zu studieren.

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Das Angebot ersetzt aber selbstverständlich nicht die persönliche Beratung von erfahrenden Studienberaterinnen und -beratern.

So geben  37% der Befragten an, nach Durchlaufen des HN-Navigators noch persönlichen Beratungsbedarf zu haben und knapp 35% waren sich darüber noch nicht sicher. Mehr als zwei Drittel der Befragten geben aber wiederum an, dank der Online-Studienorientierung gezieltere Fragen in der persönlichen Beratungssituation stellen zu können.

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Entsprechend scheint das Tool aus Sicht der Nutzer eine sinnvolle Ergänzung zu persönlichen Beratungsangeboten darzustellen. Aber wie wird dies durch die eigentlichen Studienberaterinnen und -berater gesehen?

Vor diesem Hintergrund haben wir einmal Kirsten Möller – Leiterin der Zentralen Studienberatung der HS Niederrhein – um ein Interview gebeten.

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Liebe Frau Möller, toll, dass Sie sich die Zeit nehmen! Stellen Sie sich doch unseren Lesern bitte einmal kurz vor.

Wie schon erwähnt wurde, heiße ich Kirsten Möller und leite die ZSB an der HN. Ursprünglich komme ich aus der Modebranche. Mein Studium der Bekleidungstechnik absolvierte ich an der HAW Hamburg mit dem Abschluss Dipl.-Ing. Zur Studienberatung kam ich über Umwege. Bildung war schon immer ein Thema, welches mich interessierte. Auf der Suche nach beruflichen Perspektiven und Möglichkeiten, neben der Erziehung zweier Kinder, fand ich eine interessante Teilzeitanstellung an der HN. Alles Weitere nahm seinen Lauf. Meine Aufgaben als Studienberaterin sagen mir sehr zu. Glücklicherweise kann ich für mich sagen, dass ich eine zu mir passende Tätigkeit gefunden habe.

Welche Überlegungen haben 2009 den Ausschlag gegeben, ein onlinegestütztes Tool zur Information von Studieninteressierten zu entwickeln?

In Stichworten:

Aus Sicht der Hochschule:

  • Rasch wachsende komplexer werdende Bildungslandschaft
  • Vermeidung von Studienabbruch durch durchdachte Studienwahlentscheidungen
  • Schaffung einer Infrastruktur per Internet, die unabhängig von Zeit und Raum, eine fachspezifische Studieninformation ermöglicht
  • Profilschärfung der Hochschule

Aus Sicht des Studierenden:

  • Entscheidungshilfe als Serviceleistung
  • Reflexion über den ausgewählten Studiengang
  • Passgenauigkeit, Selbsterkenntnis
  • Erhöhung des Informationsstandes
  • Festigung der Entscheidung

Wie nutzen Sie den HN-Navigator im Rahmen Studienberatung und wie wirkt er sich auf die Beratung aus? Werden gezieltere Fragen gestellt? Entlastet das OSA von „immer gleichen“ Fragen?

Der HN Navigator an der HN ist ein wichtiger mittlerweile fast unverzichtbarer Bestandteil eines ganzheitlichen Beratungs- und Informationskonzeptes, welches aus folgenden Bausteinen besteht:

  1. das persönliche Studienberatungsgespräch,
  2. der HN Navigator,
  3. der Besuch einer quartalmäßig stattfindenden Studieninformationsveranstaltung
  4. der Besuch einer Vorlesung

Die Self-Assessments und die intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Studiengang im HN Navigator erweitern das Spektrum einer Studienberatung/-information. In einem ergebnisoffenen Beratungssetting wird beraten und informiert. Der HN Navigator ist hierbei zentraler Bestandteil und hilfreich für die Bestätigung des Studienwunsches oder dessen Ablehnung in Hinblick auf die spätere Berufsmöglichkeiten, des Studiums an sich und dessen Inhalte. Sowohl die Studienberatung als auch die fachspezifische Beratungsinstanzen an der HN können diese vertieften Informationen zur inhaltlichen/fachspezifischen Ausgestaltung der Studiengänge nicht wiedergeben. Ich sehe im HN Navigator eine Dienstleistung am Studieninteressierten. Es geht schließlich um ihn und um seine Studienwahlentscheidung, die er möglichst nicht bereuen sollte. Die Erfahrung und die Evaluationen zeigen, dass die Akzeptanz der Studieninteressierten sehr hoch ist. Fast alle empfinden es als Erleichterung, dass dieses Angebot existiert. Besonders bei Unsicherheiten bezüglich der Auswahl eines Studienganges von mehreren, die interessieren, ist es sowohl hilfreich für den Studieninteressierten als auch für die Studienberatung, dieses Tool anbieten zu können.

Haben Sie auch den Eindruck, dass der HN-Navigator als Marketinginstrument wirksam ist? Kann sich die HS Niederrhein dadurch von anderen Hochschulen absetzen und Alleinstellungsmerkmale besser kommunizieren?

Ich bin sicher, dass wir durch den HN Navigator unser Profil schärfen. Auf den zahlreichen Messen, die wir besuchen, stellen wir immer wieder fest, wie gut es ankommt, dass wir die Möglichkeit durch den HN Navigator eröffnen, einen Blick hinter die Kulissen zuzulassen. Die Studieninteressierten und die Eltern fühlen sich durch das Aufzeigen unseres ganzheitlichen Beratungskonzeptes gut informiert und sicherer, in dem, wie die nächsten Schritte für eine Studienwahl auszusehen haben.

Wie ist das Feedback zum HN-Navigator der Studieninteressierten, die bei Ihnen in der persönlichen Beratung erscheinen?

Wir evaluieren dies durch einen Fragebogen nach jedem Studienberatungsgespräch. Zu 99% Prozent empfanden sie den HN Navigator als absolut hilfreich.

Wo geht die Reise der Hochschulen bei der Gewinnung von Studierenden insgesamt hin? Müssen Hochschulen verstärkt Marketing machen, zur „Bildungsmarke“ werden?

Ich bin der Meinung, jeder sollte das passende Studium für sich finden. Für mich ist es deshalb unerheblich, ob der Studieninteressierte den passenden Studiengang bei uns findet oder an einer anderen Hochschule. Wenn der Studiengang nicht passt werden Studienabbrecher produziert.

Deshalb und weil wir eine staatliche Hochschule sind, steht Marketing machen nicht im Vordergrund. Dennoch machen auch staatliche Hochschulen Marketing bereits in dem Moment wo sie sich präsentieren, unabhängig vom jeweiligen Kontext, und zeigen ihre Ausprägung. Ich bin deshalb der Meinung, dass Hochschulen verstärkt ihre Ausprägung, ihr Profil definieren sollten. Maßnahmen mit Außenwirkung sollten stärker darauf abgezielt sein, diesem Profil zu entsprechen. Dieser Prozess würde zur Stärkung eines positiven Images und zu einem Wiedererkennungswert der HN führen. Damit verbunden wäre auch der Wunsch, die HN gegenüber der Politik und Öffentlichkeit zu stärken. Unsere profilprägende Vielfalt sollte erhalten bleiben. Sie sollte sich aber in einem einheitlichen Bild präsentieren.

Liebe Frau Möller, ganz herzlichen Dank für dieses Interview! 

Ein Gedanke zu „Online-Studienorientierung als Teil eines ganzheitlichen Studienberatungskonzepts. Die Perspektive einer Studienberaterin…

  1. Herrliche übersichtliche Zusammenfassung.

    Hab mir Ihre Beiträge durchgelesen, die alle einen Mehrwert für mich gebracht haben.

    Dadurch werde ich mich mit den unterschiedlichen Studienberatungskonzepten erst zu anfangen beschäftigen – Danke schön

    Ich hoffe auf noch weitere Artikel

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