Es gibt immer wieder neue Plattformen und Apps, die sind so frappierend naheliegend, dass man sich fragt, warum es die nicht eigentlich schon längst gibt (oder auch, warum man diese nicht selber erfunden hat…).
In diese Kategorie fallen für mich auch die neuen Livestreaming-Apps, allen voran das vor einigen Wochen gestartete und gleich immens hoch gehypte Meerkat sowie die nun kurze Zeit später gestartete Konkurrenz Periscope. Zu nennen ist der Vollständigkeit halber auch noch YouNow, auf das ich hier aber nicht weiter eingehen will.
Das Prinzip beider Apps – also Meerkat und Periscope – ist sehr ähnlich:
Statt ein Video mit dem Handy aufzunehmen und dann zeitversetzt über Social Media Kanäle zu posten, sendet man hier live und in Echtzeit. Das heißt: Streaming für jedermann und von überall.
Die Bedienung ist kinderleicht: Man gibt einen kurzen Erklärungstext ein, drückt den “Senden-Button” und schon streamt man Bild und Umgebungston an alle, die zuschauen wollen. Die Zuschauer können die Streams dann nicht nur konsumieren, sondern auch kommentieren. So können Zuschauer also Einfluss auf den Inhalt des Streams nehmen, indem z.B. der Kameramann gebeten wird, die Kamera woanders hinzudrehen oder zu zoomen etc.
Kleine Wermutstropfen: In beiden Apps kann nur im Portraitmodus (also Handy hochkant gehalten) gestreamt werden, Landscapemodus (also das eigentlich für Bewegtbild “normale” Querformat) geht nicht.
Auch sind beide Apps bislang nur für nur für iOS verfügbar, Meerkat für iPhone und iPad, Periscope nur für iPhone. Das ist natürlich vollkommener Blödsinn, weil es an vier Fünfteln des Marktes vorbei entwickelt ist, aber naja, die Android Apps sind angekündigt…
Schließlich verbrauchen die Apps natürlich immens Daten. Wer also auch am Ende des Monats noch Datenvolumen übrig haben möchte, der sollte mit dem Streaming außerhalb von WLANs etwas sparsamer umgehen.
In beiden Fällen ist hierbei Twitter das Soziale Medium, auf das aufgesetzt wird. Man streamt also an seine Follower. Im Falle von Periscope ist das auch insofern sehr naheliegend als dass Twitter das Startup Periscope aus San Francisco kurzerhand für bummelige 100 Mio. Dollar gekauft hat.
Ein paar Unterschiede zwischen Meerkat und Periscope gibt es aber doch:
Meerkat ermöglicht einen Chat, Periscope nicht. Persiscope zeigt die Zuschauerzahl an und ermöglicht auch so etwas wie ein “Like” (hier fliegen dem Kameramann dann Herzen zu…). Meerkat-Streams lassen sich nur über die entsprechenden Twitter-Links erreichen, Periscope-Streams können auch direkt in der App betrachtet werden. Der wichtigste Unterschied dürfte wohl sein, dass die Streams bei Periscope auch noch 24h gespeichert werden. Bei Meerkat gilt: Sendung verpasst? Pech gehabt…
Das dürfte aber nur eine Momentaufnahme sein. Das Rennen ist gerade eröffnet und insofern werden beide mächtig an dem Produkt schrauben in der nächsten Zeit.
Livestreaming für Employer Branding, Realistic Job Preview und Berufsorientierung?
Was bedeutet das nun für uns. Wir sind ein Blog, der sich mit Fragen rund um die Personalgewinnung befasst. Livestreams von der Achterbahnfahrt, dem Bungeesprung, der Geburt des Nachwuchses, der Demo auf dem Maidan oder des Konzertbesuchs sind sicherlich spannende und naheliegende Verwendungsformen. Auch kann man sich ungefähr ausmalen, was Livestreaming für jedermann wohl für die Online-Erotikindustrie bedeutet… Aber das alles ist nicht direkt für unser Thema einschlägig.
Spannend wird es aber, wenn man sich vor Augen führt, dass das großes Mantra in der Personalkommunikation in den letzten Jahren Authentizität hieß… Wenn es ein wirklich unbestreitbares Wesensmerkmal der Generationen Y und Z gibt, dann ist es der ganz dringende Wunsch nach Transparenz und Ehrlichkeit in Bezug auf den Arbeitgeber und/oder den Job.
“Candidates don’t expect an employer to be perfect, just realistic.”
Gibt es eine viel direktere und damit zumindest potentiell authentischere Form der Einblickgabe (und -nahme) als soz. mit den Augen einer anderen Person live dabei zu sein? Noch dazu, wenn man auch noch Einfluss darauf nehmen kann, wohin diese Augen schauen… Denn das bieten Livestreaming-Apps ja im Prinzip.
Da wirkt dann ein WhatsApp Chat zur authentischen Kommunikation auf Augenhöhe ja fast schon antiquiert… :-)
Ich bin mal sehr gespannt, wann der erste Arbeitgeber auf die Idee kommt (naja, die Idee hatte ich ja jetzt schon, also besser, wann der erste Arbeitgeber es auch macht), live aus dem Geschehen zu streamen – von der Azubimesse, dem Firmensommerfest, direkt von der Drehbank, live aus dem Labor, was auch immer -, um so direkte Einblicke zu ermöglichen.
Realistic Job Previews in Echtzeit. Aber trotzdem hochökonomisch im 1:n-Dialog…
Auf jeden Fall dürften beide Livestreaming-Apps Twitter einen enormen Schub geben. Vielleicht setzt es dann ja bei der nächsten Twitter-Jobmesse schon eines der beteiligten Unternehmen ein…
Nachtrag: Zur rechtlichen Bewertung des Einsatzes von Livestreaming finden sich hier ein paar Hintergründe.
4 Gedanken zu „Authentisches Arbeitgebermarketing: In Livestreaming-Apps wie Meerkat oder Periscope stecken ungeahnte Möglichkeiten“