Der VOITH Azubi-Wimmelbus als ´mobiler Recruiter`. Nette PR-Story? Nein, das funktioniert wirklich!

Bei der Verleihung der Goldenen Runkelrübe Ende letzten Jahres in Berlin traf ich Michael Witt, Recruiter bei VOITH und als solches direkter Kollege von “Suppenreporter” Robindro Ullah. Er berichtete mir, dass VOITH in Kürze eine neue Ära des “mobile Recruiting” begründen werde und dafür einen bis in den letzten Winkel bemalten VW-Bus auf Tour in der Region Ingolstadt auf Tour schicken werde.

Anfang des Jahres war es dann soweit und der “Azubi-Wimmelbus” wurde vorgestellt.

In aller Kürze (wer es detailliert möchte, der sei auf die Beiträge von Michael im Personalblogger und Jörg Buckmann in seinem Blog zum Start verwiesen) handelt es sich bei dem Wimmelbus um ein Baustellenfahrzeug von VOITH, auf das der Künstler Michael Luz zahlreiche Szenen aus dem Leben eines Azubis bei VOITH gezeichnet hat und auf dem zudem verschiedene QR-Codes und Augmented Reality Elemente untergebracht sind, über die weiterführende Informationen aufgerufen werden können.

Es “wimmelt” also an Inhalten auf dem Bus…

Wie gesagt, gestartet ist der Bus bereits Mitte Januar. Mich interessiert nach den ersten etwa 2 Monaten aber nun auch und vor allem: Was bringt der Bus? Ist das in erster Linie eine nette PR-Story oder schmeckt der Köder auch tatsächlich dem Fisch?

Von daher habe ich mir Michael auf dem HR Barcamp vor zwei Wochen direkt mal geschnappt und ihn um ein paar Ergebnisse und Lessons Learned gebeten. Herauskam folgendes Interview…

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Hi Michael,

Ihr habt Anfang des Jahres Euren Azubi-Wimmelbus losgelassen. Eine sehr coole Idee wie ich finde, aber auch eine, bei der Ihr offensichtlich echt “um die Ecke” gedacht habt. Warum so kompliziert? Reicht etwa das Schalten von Stellenanzeigen in der Lehrstellenbörse der Kammer doch nicht mehr aus?

Hey Jo, leider nein. Lass mich kurz noch was zu den Ecken ausführen, um die wir gedacht haben: Entstanden ist die Idee durch verschiedene interne und externe Gegebenheiten. Intern wurde mit dem Gedanken gespielt, unsere Fahrzeugflotte als Medium für die Personalwerbung zu nutzen, wobei da die „Ein-Aufkleber-Lösung“ favorisiert wurde. Als Robin und ich dann mal an einem Standort unterwegs waren, kam uns sehr spontan die Idee, ein Fahrzeug als Pilotversuch zu nehmen. Dies anfangs mit sehr vagen Ideen unter dem Arbeitstitel „Erlkönig Azubi“.

Extern wird es in der Tat deutlich schwieriger, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Zudem konkurrieren wir immer mit unseren Kunden, zu denen die großen Automobilisten und Zulieferer gehören. Somit musste es auch eine Lösung werden, die für Aufmerksamkeit sorgt. Die konkrete Gestaltung, die Story-Line und die eingebetteten technischen Details entstanden dann Zug um Zug.

Auf dem Bus erzählt Ihr ja im Prinzip eine Geschichte – von der Bewerbung für eine Ausbildung, typischen Ausbildungsinhalten und Elementen des “Azubilebens” bis hin zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung. Holen die Nutzer das durch? Oder anders: Tauchen die Betrachter des Busses tatsächlich in die Wimmelwelt auf dem Bus ein?

Genau, wir haben quasi einen Azubi-Lifecycle beschrieben ähm,  gemalt oder besser…gewimmelt :-). Ob Personen, die den Bus auf einem Parkplatz sehen sich die gesamte Story erschließen, können wir nicht nachweisen. Wenn wir dem Bus in Schulen oder auf Messen sind und ein paar einleitende Worte den Betrachtern mit auf den Weg geben, so lässt sich beobachten, dass die Personen sich mit dem Bus auseinander setzten, die Zeichnungen anschauen und die Bilder scannen usw.

Bewusst haben wir uns ja auch für die Gestaltung in Form eines Wimmelbildes entscheiden, da sich in der Story einiges lustiges finden lässt. Also würde ich auf jeden Fall sagen, dass wir mit dem gesamten Bild, das der Bus darstellt, Leute antriggern und sie, zumindest ein Stück weit, auf den Azubiweg mitnehmen können. Wir haben hier auf jeden Fall ein Lean-Forward Medium geschaffen, welches es in dieser Art noch nicht gab.

Ich nehme mal an, Ihr werdet den Bus nicht umlackiert haben, um damit ein paar Zeilen Aufmerksamkeit in der HR Blogosphäre (oder anderen nachrangigen Medien wie Zeitungen oder so) zu ergattern, sondern um damit auch Eure Arbeitgebermarke, speziell bei Schülern und potentiellen Azubis, zu unterstützen. Wirkt der Wimmelbus in Bezug auf Euer Employer Branding? Kommt Ihr damit durch Türen, die ansonsten oft eher verschlossen bleiben (z.B. die der Schulen…)?

Wir haben einen VW-Bus, den wir im normalen Arbeitsbetrieb haben, folieren lassen ;-). Wie schon angeklungen ist, werden unsere Kollegen mittlerweile auf den Bus angesprochen, Schulen laden uns ein und auch Funktionäre der Kammern und anderen Organisationen werden seit der Bus unterwegs ist auf uns aufmerksam.

Wir konnten bei unserer Auftaktveranstaltung beispielsweise alle für uns relevanten Player der Ausbildung an unserem Standort versammeln, gemeinsam mit ihnen den Bus einweihen und uns dabei als Arbeitgebermarke präsentieren. Mit insgesamt 45 Azubis sind wir auch einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region. Verlängert haben wir das Ganze mit einem Presse- und Öffentlichkeitskonzept, so dass wir auf jeden Fall Türen öffnen konnten die sich in der Vergangenheit als schwierig erwiesen haben, oder von denen wir auch noch nichts wussten. Speziell redaktionelle Beiträge in Jugend- und Szenemagazinen zeigen einen hohen Impact bei der Zielgruppe. Zudem stellen wir den Bus bei unterschiedlichen Veranstaltungen gut sichtbar oder auch exklusiv ab, so dass  wir mittlerweile schon einen kleinen Wimmelbus-Tourplan haben :-)

Ihr habt auf dem Bus sowohl mit QR-Codes als auch “richtigen” Augmented Reality Elementen gearbeitet. D.h. man kann über das Smartphone direkt Landingpages Eurer Microsite www.azubi-bus.voith.com aufrufen oder sich direkt weiterführende Inhalte auf dem Smartphone ansehen, wenn man – das Vorhandensein der erforderlichen AR-App vorausgesetzt – sein Telefon auf die entsprechenden Abbildungen auf dem Bus hält. Haltet Ihr nach, wie oft diese Elemente genutzt werden? Wie viel Traffic der Microsite entfällt auf diesen Zugangskanal? Wie oft werden die QR-Codes abgerufen?

Die Idee mit der Landingpage entstand daraus, dass wir die Story, die auf dem Bus gemalt ist, nochmals in Wort und Schrift nacherzählen wollten. Darüber hinaus sollte die Landingpage auch vertiefenden und ergänzenden Content enthalten.

Wir versuchen sämtliche Interaktionen zu tracken. So haben Stand heute in den letzten Wochen knapp 250 die QR-Codes gescannt. Dabei führen die Codes, bei denen Informationen zur Ausbildung hinterlegt sind. Die Landingpage hat ca. 1500 Zugriffe, die sich aus den QR-Codes, den AR Elementen und der GoogleAd-Kampagne zusammensetzen. Bei den AR Elementen haben wir vor allem Filme und unsere Mitarbeiter-Stories von Whatchado oder auch unseren Twitter Karriere Account hinterlegt. „Harte“ Links finden sich hier eher weniger.

Du sagtest im Januar, dass Ihr speziell wegen der QR-Codes und AR-Elemente den Bus auch als “mobiles Recruiting-Tool” seht. Nach gut zwei Monaten im Einsatz: Hat sich das bewahrheitet? Bekommt Ihr über diesen Kanal tatsächlich Bewerber? Werden es sogar mehr? Und am Ende sogar mehr Passende…?

Ja, es hat sich bewahrheitet, auch wenn sich eine durchgehende Verfolgung der Prozesse nicht abbilden lässt. Wir haben, und das ist Fact, mehr Bewerbungen bekommen als die Jahre zuvor und konnten den Metallbauer zum ersten Mal überhaupt besetzten – und das sogar mit 2 Azubis. Also schließe ich daraus, dass wir zumindest bei dieser Ausbildung die Qualität der Bewerber steigern konnten. Auch die Stellen bei den Elektronikern sind so gut wie besetzt und wir haben weiterhin noch interessante Kandidaten und denken auch hier darüber nach, ggfs. weitere zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen.

Aus Prozesssicht hat sich tatsächlich nur eine Person über das direkt vom Bus auslösbare und mobiloptimierte Verfahren beworben. Die anderen Bewerbungen gingen über das Backend auf der Karriereseite ein. Also bewahrheitet sich auch hier, dass die Informationsgewinnung mobil vonstattengeht und die eigentliche Bewerbung dann doch von zuhause aus durchgeführt wird.

Gibt es eine so richtig schöne Recruiting-Erfolgsgeschichte mit dem Wimmelbus? Oder anders: Dein Chef-Chef ruft ins Büro “Witt, Sie haben hier ein Baustellenfahrzeug auf Firmenkosten bekritzeln lassen! Was haben Sie zu Ihrer Rechtfertigung vorzubringen?” Was wäre die Story, die alle Bedenkenträger verschweigen lässt?

Ich denke, dass der Wimmelbus an sich die Sucsess-Story ist. Wir haben neben den externen Wirkungsgraden (mehr Öffentlichkeit, ca. 20 Presseveröffentlichungen, mehr Bewerbungen) auch eine tolle Wirkung für unsere Kolleginnen und Kollegen intern geschaffen. Zum Teil finden die sich nämlich auf dem Bus wieder und wir zeigen, dass wir von Seiten HR im Personalmarketing auch mal „einen raus hauen können“. Das hat den Kollegen schon imponiert.

Unsere derzeitigen Azubis finden den Bus auch recht cool, vor allem wegen der eingebetteten Technik. Darüber hinaus hat sich der Bus als Networkingplattform für unsere Ausbildungsmeister zu Schulen und auch zu den Kammern und anderen Institutionen entwickelt, so dass wir hier auch eine Nachhaltigkeit schaffen könnten, die wenn alles gut läuft weit über die Leasingdauer des Wimmelbusses hinausreicht. Also Großes Kino mit Großer Wirkung:-)

Klingt super! Lasst Ihr den Wimmelbus dann auch beim Recruiterslam am 9. April auf die Bühne? Eine Geschichte hat er offensichtlich zu erzählen…

:-) Auf die Bühne nicht, aber wenn es klappt als Empfangskomitee vor der Halle :-)

Michael, ich danke dir für das Interview! Bin mal gespannt, wann mir der Wimmelbus auch in Echt über den Weg läuft… äh fährt.

3 Gedanken zu „Der VOITH Azubi-Wimmelbus als ´mobiler Recruiter`. Nette PR-Story? Nein, das funktioniert wirklich!

  1. Finde die Idee und Aktion echt super! Hier wurde schon viel positiv darüber berichtet. Diesen Bus sehe ich recht häufig in Ingolstadt wo auch ich herkomme rumfahren. Einige Firmen mit denen ich persönlich gesprochen habe möchten so etwas auch gerne umsetzen. Voith wird mit Sicherheit hier Erfolg haben, weiter so!!!

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