Es wird besser mit der ´Mobile Recruiting Readiness´ der deutschen Unternehmen – Kernergebnisse der Mobile Recruiting Studie 2014

Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da veröffentlichten die Jungs und Mädels von der Wollmilchsau – seinerzeit noch unter dem alten Firmennamen ´atenta´ – die „Mobile Recruiting-Studie 2013“ und lösten damit unter anderem eine rege Debatte in der Szene um die Dringlichkeit des Thema Mobile Recruiting aus.

In der Folge gab es eine ganze Reihe von Untersuchungen zu diesem Thema und auch die eine oder andere teilweise hitzige Diskussion zu diesem Thema. Kernaussage der letztjährigen Wollmilchsau-Studie war, dass es mit der „Mobile Recruiting Readiness“ der im Rahmen der Untersuchung analysierten DAX Unternehmen noch allzu weit her ist, verfügten doch seinerzeit beispielsweise nur 7% aller Firmen über eine mobiloptimierte Karriere-Website. mobil_optimierte_karriereseite Wie gesagt, seitdem hat es in der Recruiting- und Personalmarketingszene einiges an Diskussion zu diesem Thema gegeben, was – und das ist überaus begrüßenswert – zu einer wirklich differenzierten Sichtweise geführt hat. Ich würde den aktuellen Stand hierzu aus meiner Warte mal wie folgt umschreiben:

  • Im Allgemeinen haben die Verantwortlichen in den Unternehmen sehr schnell verstanden und akzeptiert, dass „Mobile“ ein wichtiges und vor allem auf keinen Fall zu ignorierendes Thema ist. Heißt: Entgegen der zuweilen etwas polemisch vorgetragenen Kritik an der Schwerfälligkeit oder Ignoranz der (großen) Unternehmen, konnte und kann ich bei diesem Thema eigentlich keine verbreitete Vogel-Strauß-Haltung oder „ewige Gestrigkeit“ feststellen.
  • Statt in entweder Vogel-Strauß-Haltung oder im anderen Extrem „hektische Betriebsamkeit“ und „Aktionitis“ zu verfallen, haben die meisten Verantwortlichen sich die Mühe gemacht, das Thema differenziert zu sehen. D.h. man war und ist bestrebt, die verschiedenen mit „Mobile Recruiting“ zusammenhängenden Facetten einzeln zu betrachten, zu bewerten und in Maßnahmenpläne zu überführen. Etwa kann es durchaus sein, dass man sehr wohl seine Personalmarketing-Inhalte für eine mobile Nutzung optimiert, bzgl. der Möglichkeit eines mobil-optimierten Recruitingprozesses systematischer, gründlicher (und damit naturgemäß langsamer) agiert.
  • Zu dieser differenzierten Haltung gehört auch – und auch das wurde immer wieder in unterschiedlichster Form diskutiert – die Frage, ob es überhaupt (schon) zwingend erforderlich sein wird, eine mobile Bewerbungsmöglichkeit anzubieten, und zwar für alle mobilen Endgerätsformen (also auch dem Smartphone) und für alle Bewerbergruppen (also auch jene, bei denen es sich überhaupt nicht Mangelprofile handelt).

Ich habe Ende letzten Jahres in einem Beitrag für eine differenzierte Diskussion des Themas Mobile Recruiting geworben und fühle mich in der Tat in vielen Punkten momentan vom Markt bestätigt – nicht nur durch individuelle Rückmeldungen (wie etwa kürzlich im Rahmen meiner Vorlesung zu Karriere-Websites bei der Quadriga Hochschule oder im Rahmen der Podiumsdiskussion hierzu vor ein paar Wochen auf der Personal Swiss), sondern auch durch verschiedene Forschungsarbeiten wie etwa die Online-Bewerbungsstudie 2013 von Daniela Eisele oder die Ergebnisse der beiden CHRIS „Schwester“-Studien Recruiting Trends 2014 und Bewerbungspraxis 2014.

Mobile Recruiting-Studie 2014

Mobile_Recruiting_Studie2014

Nun ist nach etwas mehr als einem Jahr die Nachfolgestudie der Wollmilchsau – die Mobile Recruiting-Studie 2014 – erschienen. Um mein Fazit vorwegzunehmen (und hier lese ich in der Tat auch eine etwas andere Essenz aus den Ergebnissen heraus als die Autoren der Studie selbst ): Ich bin eigentlich durchaus erfreut über die Entwicklung der Unternehmen.

Man bewegt sich, vielleicht zuweilen etwas langsamer als man von Außen oft als angebracht sehen würde, absolut in die richtige Richtung. Während etwa wie oben dargestellt in 2013 nur 7% der analysierten 160 Unternehmen über eine mobiloptimierte Karriere-Website verfügten, stieg dieser Anteil binnen eines Jahres auf 22%. Mobil_optimierte_Karrierewebsite Klar kann man hier sagen, dass 22% natürlich noch nicht so berauschend ist und dass die Unternehmen hier viel Potential liegen lassen, aber man darf auch immer nicht verkennen, dass es oftmals in größeren Unternehmen nun mal dauert, bis alles abgestimmt, gestaltet und technisch umgesetzt ist. Zumal Mobiloptimierung eben durchaus auch so seine technischen Tücken bereithält. Tanker haben nun einmal einen größeren Wendekreis… Betrachtet man übrigens nur die DAX 30 Unternehmen stieg der Anteil von 17% in 2013 auf inzwischen immerhin 43% an, d.h. beinahe jedes zweite Unternehmen hat diesen wichtigen Schritt schon vollzogen und bietet immerhin die Möglichkeit, sich auch mobil adäquat über den jeweiligen Arbeitgeber informieren zu können. Ich will mich nicht als Prophet betätigen, aber es dürfte klar sein, dass im kommenden Jahr eine deutliche Mehrheit – zumindest der ganz großen Unternehmen – diesen Schritt hinter sich gebracht haben wird.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die dem Personalmarketing „nachgelagerten“ Prozessschritte, also die konkrete Suche nach Stellen in der Unternehmens-Stellenbörse und (noch weiter hinten) die Möglichkeit sich zu bewerben, hinsichtlich ihrer Mobiloptimierung noch weiter zurückhängen.

So bieten 82% der analysierten Unternehmen noch keine mobiloptimierte Jobbörse (bei den DAX 30% nur 67%). Mobile_Jobbörse Das ist natürlich nicht optimal zumal das Suchen nach Jobs und die Betrachtung von Stellenanzeigen durchaus etwas sind, was man mobil sehr gut machen – etwa man irgendwo wartet oder Zeit totschlagen muss – aber hier muss man den Unternehmen sicherlich zugute halten, dass  Anpassungen an der Stellenbörse deutlich tiefergehende Eingriffe in die IT-Infrastruktur bedeuten und oftmals auch Abhängigkeiten von externen Dienstleistern bestehen, die auch nicht alle Kunden gleichzeitig ins mobile Zeitalter hieven können. Auch hier meine Prognose: Das wird über die nächsten Monate eine deutliche Zunahme der Mobile Readiness in Bezug auf die Verfüg- und Nutzbarkeit von Stellenangeboten geben.

Bei der Möglichkeit schließlich, sich auch mobil bei den jeweiligen Unternehmen bewerben zu können, fällt das Ergebnis – erwartungsgemäß – noch deutlicher aus: Mobil optimierte Bewerbungsformulare, die eine sofortige vollständige Bewerbung oder eine Kurzbewerbung mit anschließender Fortsetzung am Desktop-PC (ohne Registrierungsverfahren mit Passwort) erlauben, bieten nur knapp 6% der untersuchten Unternehmen. Hier gilt natürlich ebenso das eben bereits genannte Argument, dass diese Dinge einfach vom Scope her erheblich schwieriger verändert werden können, weil es sich eben oftmals um tief in die jeweilige IT-Infrastruktur eingegrabene Prozessschritte handelt. Hier würde ich aber auch definitiv das Argument gelten lassen, dass es schlichtweg nicht in jedem Fall sinnvoll ist, eine mobile Bewerbung zuzulassen:

  • Diese erfordert nämlich auf jeden Fall zunächst eine entsprechende Bereitschaft und Fähigkeit auf Seiten der beim Unternehmen hiermit betrauten Recruiter, mit solchen mobilen „Kurzbewerbungen“ auch zu arbeiten (Wollen und Können!).
  • UND: es gibt – allen „allgemeinen Fachkräftemangeln“ und „Wars for Talent“ zum Trotz eben einfach auch immer noch haufenweise Jobprofile, in denen schlichtweg kein Bewerbermangel besteht, mithin kaum eine wirkliche Notwendigkeit besteht, die Bewerbungsbarrieren zu senken (was eine One-Click-Bewerbung „to go“ zweifelsohne tut).
  • Drittens: Allen empirischen Forschungsbefunden zufolge wollen die meisten Bewerber eine solche Bewerbungsmöglichkeit auch noch nicht wirklich zwingend. Sie halten das schlichtweg mehrheitlich eben nicht für ein Thema, das man nebenbei erledigt… Ich bin mir zwar sicher, dass es sich hiermit so ähnlich wie mit dem Onlinebanking vor 10 Jahren verhalten wird. Dieses wurde in Befragungen oftmals auch eher abgelehnt, weil die Befragten mangels eigener Erfahrungen sich kaum vorstellen konnten, ihre Bankgeschäfte über das Internet abzuwickeln. Als dann entsprechende Angebote geschaffen wurden, stieg die Akzeptanz und heute ist es eine Selbstverständlichkeit. So wird es möglicherweise auch mit der mobilen Bewerbung irgendwann sein, aber – und da würde ich mich festlegen – Stand heute wird kein Unternehmen einen Wunschkandidaten deswegen nicht bekommen, weil dieser sich nicht über das Smartphone bewerben konnte.

Mobiler_Bewerbungsprozess (Abbildung aus der Online-Bewerbungsstudie 2013)

Wir führen bspw. für eine Reihe von Unternehmen pro Jahr mehrere Hunderttaused Auswahltests über das Internet durch. Diese sind in Teilen noch flashbasiert und insofern quasi das genaue Gegenteil von mobiloptimiert. Wir haben bislang noch von keinem einzigen Fall gehört – von einem Trend ganz zu schweigen – dass deswegen jemand seine Bewerbung abgebrochen oder zurückgezogen hätte. Natürlich wird das in absehbarer Zeit ein Thema werden – spätestens dann, wenn das alte Note- oder Netbook vollends durch ein Tablet ersetzt wird -, weshalb wir auch unsere Testverfahren sukzessive in eine HTML5-Welt überführen, aber Stand heute ist es eben noch kein zwingendes Erfordernis.

Fazit

Ich hatte mein Fazit zu der Mobile Recruiting-Studie 2014 von der Wollmilchsau ja oben eigentlich schon vorweggenommen, aber ich muss tatsächlich nochmal wiederholen, dass ich im Prinzip durchaus positiv angetan bin, was sich innerhalb des letzten Jahres getan hat. Rom wird auch hier nicht an einem Tag erbaut, aber ich finde man sieht deutlich, dass daran gearbeitet wird.

In diesem Sinne – weiter so!

P. S.: Interessierte Leser können die Mobile Recruiting-Studie 2014 übrigens hier kostenfrei herunterladen.

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