Kein Aprilscherz, sondern geile Idee: Stellenanzeigen in Form von Vine-Videos bei VOITH. Interview mit Robindro Ullah

Seit wir uns vor ein paar Jahren bei einer HR meets Twitter Veranstaltung kennengelernt haben, tauschen Robin und ich uns regelmäßig über neue Trends und Ideen in Personalmarketing und Recruiting aus. So ist es sicherlich auch kein Zufall, dass die Eingabe des Begriffs „Robindro“ in der Suche hier im Blog aktuell 24 Treffer auswirft… Mit anderen Worten: Mehr als 3% meiner Beiträge haben mit ihm zu tun… ;-)

In unserem kürzlich erschienenen Buch „Recrutainment“ hat Robin ebenfalls ein Kapitel beigesteuert: Das drehte sich jedoch noch um sein altes Leben bei der Bahn und handelte vom spielenden Begeistern

Dass ihm jedoch auch bei seinem neuen Arbeitgeber VOITH die innovativen Ideen nicht ausgegangen sind, beweist sein neuester Wurf, der heute gestartet wurde. Damit meine ich nicht den neuen Twitter-Karriere-Kanal @VOITH_Career. Der ist zwar auch neu, aber bislang erst einmal nur eingerichtet und nicht bespielt. Wie der Kanalö sich entwickelt, werden wir dann erstmals beim nächsten Update Anfang Mai ansehen.

Nein, ich meine etwas, was direkt mit Twitter zu tun hat.

VOITH ist nämlich auf die Idee gekommen, Stellenanzeigen in Form sog. Vine-Videos darzustellen.

Vine ist seit Oktober 2012 eine Twitter-Tochter. Es handelt sich dabei um eine – vor allem in den USA sehr erfolgreiche – App, mit der sich sog. Looping Videos erstellen und teilen lassen. Looping Videos ist so zu verstehen, dass die Videos a) sehr kurz sind (sechs Sekunden), vor allem aber b) am Ende wieder von vorn beginnen. Die Filme laufen also in einer Endlosschleife (Loop) ab. Es gibt zwei Möglichkeiten zu filmen: als One-Take, also in einem Stück, oder mit Zwischenstopps. Insb. diese zweite Form des filmens produziert dabei Werke, die sehr an Stop-Motion, also die Bewegtbild-Variante des Daumenkinos erinnern.

Gutgemachte Vine-Videos sind zuweilen höchst viraler Content. Die Betonung liegt aber auf gutgemacht, weil es eben eine hohe Kunst ist, in sechs Sekunden eine gute Geschichte zu erzählen und zu bebildern.

Umso gespannter war ich, als Robin mir erzählte, dass sie vorhaben, in sechs Sekunden Stellenanzeigen in Form von Vine-Videos zu produzieren.

Darum habe ich ihn mir irgendwo zwischen China, Argentinien, Brasilien und Heidenheim an der Brenz mal zu einem Interview geschnappt. Aber keine Angst: Das (erste) VOITH-Vine-Stellenanzeigen-Video gibt es auch noch. Später. Unten…

Also Robin, wollen wir?

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Hi Robin,

bei dir als „Karriere-Twitterer der wirklich allerersten Stunde“ überrascht es mich nicht allzu sehr, dass du nun auch bei deinem neuen Arbeitgeber VOITH auf Twitter als Medium der Arbeitgeber-Kommunikation setzt. Aber Ihr beginnt ja nicht einfach nur zu twittern, sondern Ihr setzt einen drauf: Ihr bindet Vine-Videos ein und verpackt Stellenanzeigen in 6-Sekünder… Wie muss ich mir das vorstellen?

Bei der Frage „Wie bringe ich einen Arbeitgeber ins Social Web“ stehen an erster Stelle die internen Hausaufgaben. An zweiter Stelle steht dann die Wahl des Netzwerks, mit dem man beginnt. Man sollte zwar eine übergreifende Strategie haben, aber irgendwo schlägt man dann doch den ersten Pflock ein.

Twitter lag aus unserer Perspektive nahe, da Voith bereits mit drei Firmenaccounts auf dem Netzwerk vertreten ist. Nun noch einen mit Vine „drauf“ zu setzen, entsprang der Beobachtung des aktuellen Marktes. Das Thema Video wird immer wichtiger und als international tätiges Unternehmen müssen wir auch stets den globalen Markt im Blick haben. Und global betrachtet erfreuen sich kurze Videos einer immer größeren Beliebtheit und wenn man sich damit aus Arbeitgeberperspektive nähern möchte, landet man sehr schnell bei Vine. Grundsätzlich ist der Weg von Twitter zu Vine nicht weit. Was Vine für uns besonders interessant macht, ist die leichte Teilbarkeit der Inhalte in anderen Netzwerken und die nahezu idiotensichere Einbindbarkeit in Websites. Das macht Vines unheimlich flexibel und vor allem leicht zugänglich – eben auch für nicht Vine User. So viel zur Herleitung von Vine.

Aber warum denn nun 6 Sekunden Stellenanzeigen? Für mich spielt stets Komplexitätsreduktion eine große Rolle. Vine zwingt den Produzenten dazu, eben dies zu tun. Jobs in 6 Sekunden darzustellen, das ist eine große Herausforderung, aber wenn diese gelingt, auch ein großes Pfund, in einer immer schneller werdenden Welt. Natürlich werden wir diese Videos auch über Vine verbreiten, aber unser Fokus in Deutschland wird erstmal auf das Einbinden der Videos in Stellenanzeigen gerichtet sein. In dem Video kannst du dann im Vine Style die wichtigste Tätigkeit des Berufs/ Jobs sehen. In den Tags findest du dann weitere Details. Natürlich ist es utopisch zu glauben, man würde eine ganze Anzeige in 6 Sekunden unterbringen können. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man wesentliche Inhalte transportieren kann und vor allem mit der Zeit geht.

Wie produziert Ihr die Videos denn? Sind das Bordmittel, ganz hemdsärmelig mit dem Handy? Oder mit großem Besteck, Maske und Licht…? Da steckt natürlich die Frage nach der „Professionalität“ und dem „Schuss, der auch nach hinten losgehen kann“ drin. Natürlich aber auch die Frage nach den Kosten…

Ganz so hemdsärmelig sind wir nicht unterwegs, aber wir passen uns natürlich den Spielregeln von Vine an und faken keine Videos. Die Videos werden klassisch mit einem Smartphone gedreht. Natürlich mit Stativ und allem was dazu gehört, aber letztlich nutzen wir die Vine App. Die große Herausforderung ist nicht der Dreh! Die Herausforderung bei Vines ist die Idee und das Drehbuch. Um dir mal ein Gefühl dafür zu geben: für einen 6-Sekünder brauchen wir aktuell mindestens 2 Stunden.

Grundsätzlich kann der Schuss natürlich nach hinten losgehen. Das Risiko ist, denke ich, aber überschaubar, da wir zum einen die Filme sehr sehr gut vorbereiten und zum anderen kein Vine Account notwendig ist, um sie zu betrachten. Allerdings denke ich auch, dass gerade wir Personaler öfter mal etwas wagen sollten, sonst bleiben wir in den Augen des Business stets die Bremser.

Ihr startet damit ja nun erst und wie das bei Pionieren so ist: Vor Euch war noch keiner da. Es gibt also wahrscheinlich keinerlei Erfahrungswerte oder Orientierung an Anderen. Was erwartet Ihr davon? Schießt Ihr jetzt mal einen Versuchsballon hoch und guckt was passiert oder habt Ihr die KPIs schon fertig und reportet am Monatsende die Cost per Hire?

Für Twitter haben wir bereits einen KPI Satz – aber Twitter ist ja quasi ein alter Hut. Was Vine angeht, so haben wir keine netzwerkspezifischen KPIs definiert, aber sehr wohl videospezifische. D.h. wir werden uns sehr wohl ansehen, ob mit Vine Videos getunte Stellenanzeigen besser laufen als andere. Im Großen und Ganzen kannst du aber Vine als Versuchsballon bezeichnen. Für mich geht es hierbei vor allem darum, das Know-How aufzubauen, gute Vine Videos zu drehen. Wenn du mal ein wenig auf Vine herum surfst, wirst du einige Kunstwerke entdecken. Da steckt teilweise sehr viel Arbeit, aber eben auch sehr viel Know-How drin, welches wir intern aufbauen wollen. Daher nehme ich mal stark an, dass unsere Videos von Mal zu Mal besser werden :) …

Wie geht es weiter? Twitter + Vine als Auftakt Eurer Social Media HR Strategie. Was kommt als nächstes – Facebook + Instagram + WhatsApp?

Wie eingangs schon erwähnt, halte ich eine Gesamtstrategie für sehr wichtig. Darin kommt für mich aber keine Voith HR Facebook Fanpage vor. Die Ressourcen habe ich nicht, um eine ganze Fanpage zu bewirtschaften, und die Frage steht ja im Raum, ob ich die Ressourcen nicht grundsätzlich mittlerweile besser an anderer Stelle einsetzen kann. Wie du weißt, sind wir zudem auf dem chinesischen Arbeitsmarkt sehr aktiv. D.h. für mich spielen Netzwerke wie WeChat eine große Rolle. Was da noch alles kommen wird, werde ich jetzt noch nicht verraten, aber zu gegebener Zeit machen wir vielleicht wieder ein Interview ;-)…

Robin, ich danke dir für das spontane Interview. Ich komme dann zum nächsten Update des Twitter-Rankings auf dich zu und frage nach den ersten Erfahrungen mit Vine als Personalmarketing-Instrument…

So, und nun dürfte die Spannung in unerträgliche gestiegen sein… Hier die (nach meiner Kenntnis) weltweit erste Stellenanzeige in Form eine Vine Videos. MAZ ab…

Übrigens: Ton gibt es auch. Einfach oben links auf dem Video auf den kleinen Lautsprecher drücken.

Und ach ja: Wer das Berufsbild Zerspanungsmechaniker mal (virtuell) ausprobieren möchte, der klicke mal hier. RWE bietet dazu ein Berufsorientierungsspiel.

9 Gedanken zu „Kein Aprilscherz, sondern geile Idee: Stellenanzeigen in Form von Vine-Videos bei VOITH. Interview mit Robindro Ullah

  1. Hi,
    nette Idee…leider war gerade nicht viel zu hören ausser Rauschen…
    daraus kann man bestimmt was machen.

    Herausforderung: eine Botschaft in 6 sekunden unterbringen. Da dauert jeder ElevatorPitch eine Ewigkeit :)

    Ich werde die Idee in den Ring werfen, mal schauen was die Praxis (=Personalverantworltiche) dazu sagen.
    Wo ausser twitter kann man den Loop noch verwenden? Gibts da schon Erfahrungen?

    BG Andreas

  2. Der Ton ist in der Tat problematisch. Viral lässt sich mit sowas sicherlich etwas erreichen, wenn die Videos auch noch lustig sind! Kann man das nicht noch nachbearbeiten? Gibt es schon Tools, um Vine-Clips nachzubearbeiten? Die Vine-Website ist dazu nicht sehr aussagefreudig.

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