Forschungsgruppe der TU Bergheim entwickelt Marketingkonzept zur Studienwerbung im Ingenieurbereich

Die TU Bergheim reagiert auf den bestehenden und sich zukünftig angesichts der demografischen Entwicklung weiter zuspitzenden Fachkräfte- und Ingenieurmangel mit der Einrichtung eines interdisziplinären Forschungsprojektes.

Zielsetzung der Forschungsgemeinschaft des Instituts für Werkstofftechnik und des Lehrstuhls für Marketing und Internationalen Handel ist die Entwicklung eines Marketingkonzepts zur Studienwerbung in den Ingenieurwissenschaften – modellhaft für die Fächer Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. Eine Herausforderung stellt damit neben der Demografie nicht zuletzt die breit gefächerte Studienlandschaft dar, die es zusätzlich erschwert, die Zielgruppe für ausgewählte Fachrichtungen zu begeistern.

Kriterien Studienwahl
Quelle: Lehrstuhl für Marketing und Internationalen Handel der TU Bergheim

Grundlage des Marketingkonzeptes der Forschungsgemeinschaft sind die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung zum Studienwahlverhalten, die die Forschungsgruppe einerseits unter 673 Oberstufenschülern und andererseits unter insgesamt 110 Studienanfängern materialwissenschaftlicher und werkstofftechnischer Studiengänge an sechs deutschen Hochschulen durchgeführt hat. Als wichtigste Einflussfaktoren der Studienwahlentscheidung nannten die befragten Oberstufenschüler insbesondere eine gute Betreuung, eine möglichst frühe Einbindung in Praxisprojekte sowie interaktive und innovative Lehrformen. Für die befragten Studienanfänger in materialwissenschaftlichen und werkstofftechnischen Studiengängen ergab sich in Bezug auf die Frage der ausschlaggebenden Studienwahlkriterien jedoch ein anderes Bild: Zu den wichtigsten Entscheidungsfaktoren im Rahmen der Studienwahl zählten neben dem Renommee der Hochschule vor allem der Aspekt der Heimatnähe sowie die regionale Bekanntheit der Hochschule. Die Forschungsgruppe leitete aus diesen Ergebnissen ab, dass sich die Bedeutung einzelner Kriterien im Laufe des Studienwahlprozesses zu verschieben scheinen. Dem Aspekt des Berufsimages wurde sowohl von Seiten der Oberstufenschüler als auch der Studienanfänger eine hohe Bedeutung attestiert.

Auf Basis dieser Erkenntnisse identifizierte die Forschungsgruppe insgesamt vier wichtige Handlungsfelder zur Verbesserung des Images des Ingenieurstudiums und der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs:

Ein erster Ansatzpunkt stellt die Konkretisierung des Berufsbildes „Werkstoffingenieur“ zur Einflussnahme auf das Berufsimage dar. Welche Aufgaben übernehmen Werkstoffingenieure eigentlich in der Berufswelt? Was können besondere Herausforderungen sein? Hier sieht die Forschungsgruppe insbesondere in dem Versuch, durch moderne Assoziationen vom „verstaubten“ Image des Ingenieurs abzukommen, einen ersten Anhaltspunkt. Dabei steht in diesem Zusammenhang vor allem die Kooperation mit Verbänden und Unternehmen im Vordergrund, deren Unterstützung wegen des hohen Abstraktionsniveaus des Aspektes „Berufsimage“ unverzichtbar ist.

Ein zweites Handlungsfeld tut sich im Bereich der Stärkung des Vertrauens in die eigenen Interessen und Fähigkeiten auf, um Nachwuchs für den Ingenieurbereich zu werben. Hier sei zum Beispiel an die Möglichkeit der Wiedereinführung eines Technikunterrichts an Schulen gedacht, der Schüler frühzeitig mit ingenieurswissenschaftlichen Themen in Berührung bringt. Auch sind persönliche Erfahrungen in diesem Bereich z.B. durch Schülerlabore, Tage der offenen Tür oder ein Schnupperstudium unerlässlich, um das Vertrauen der Zielgruppe in die eigenen, entsprechend vorausgesetzten Fähigkeiten zu unterstützen.

Die Beeinflussung des Renommees der Hochschule kann nur über eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit der Hochschulen erfolgen, die eine aktive Kommunikation z.B. zu Forschungsvorhaben und –ergebnissen über Fachkreise hinaus vorsieht.

Eine zielgruppengerechte Kommunikation sollte instrumentell, inhaltlich und zeitlich auf die einzelnen Phasen des Studienwahlprozesses abgestimmt sein. Insbesondere die Glaubhaftigkeit der Botschaft, die sich durch persönliche, nicht übertrieben positive Informationen auszeichnet, ist grundlegend für eine zielgerichtete Zielgruppenansprache.

HN-Navigator-MaschinenbauUnsere Erfahrungen mit den für die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Hochschule Niederrhein erstellten virtuellen Studienorientierungsapplikationen und SelfAssessments „HAW-Navigator“ und „HN-Navigator“ belegen ebenfalls die hohe Relevanz glaubwürdiger Informationen und die Notwendigkeit einer Kommunikation auf Augenhöhe. In den HAW- und HN-Navigatoren wird diese u.a. dadurch erreicht, dass Informationen zum Studium zum Zweck der Studien- und Berufsorientierung aus erster Hand kommen. In z.B. Videointerviews erzählen Studierende, Absolventen und Dozenten, wie sie das Studium an der betreffenden Hochschule erleben – realistisch, ohne übertriebene Beschönigungen.

Im kommenden Projektabschnitt wird die Forschungsgruppe die Umsetzung der geplanten Kommunikationsmaßnahmen angehen. Besonderen Wert wird dabei auf die Kooperation mit Unternehmen und Verbänden gelegt, um Unternehmen und Institutionen effizienter und effektiver in die Studienwerbung zu integrieren.

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