Spannender Ansatz: Projectroom – Bewerben mit Projekten statt mit Lebenslauf

Die klassische Bewerbung ist offenkundig von allein Seiten unter Beschuss…

Startups wie Talentcube oder PREPARO wollen beispielsweise das Anschreiben ersetzen durch kurze Vorstellungs-Videos, Anbieter wie viasto, Ventrevista oder wePow greifen das Job-Interview an oder verlagern dieses zumindest ins Web und machen es zeitversetzt.

Unternehmen wie CYQUEST, cut-e oder eligo haben über die letzten Jahre durch Online-Assessments kräftig auf das Aussterben von Pen&Paper-Tests hingewirkt und wer weiß, vielleicht zieht das Assessment Center ja wirklich bald auf’s Holo-Deck um

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass auch der gute alte Lebenslauf in Bedrängnis gerät…

Der Angreifer heißt in dem Fall Projectroom, eine Plattform, die das Münchner Startup myProjectroom GmbH betreibt.

Das ganze ist noch sehr am Anfang. Von daher beschreibe ich hier nur kurz die – aus meiner Sicht sehr gute – Idee der Plattform. Wer das schneller möchte, dem sei das kurze Erklärvideo weiter unten im Artikel ans Herz gelegt…

Was ist Projectroom?

Auf Projectroom geht es darum, seine Erfahrungen, Interessen und Neigungen für sich sprechen zu lassen, nicht den Lebenslauf.

Man könnte zwar argumentieren, dass der Lebenslauf ja letztlich nichts anderes sein soll als eine (gute und aussagekräftige) Zusammenfassung eben jener im Lauf des (Berufs-)Lebens gesammelten Erfahrungen. Und gute Tipps, wie der Lebenslauf denn heute am besten aussehen sollte, um angemessen Hardfacts und Softskills wiederzugeben, gibt es auch reichlich.

Aber – so argumentieren die Macher von Projectroom und dieser Argumentation kann man durchaus folgen – stehen in der Realität oft doch Informationen im CV, die eher einer gleichförmigen Konvention folgen und letztlich eben doch nicht geeignet sind, dass der Personaler auf der anderen Seite erkennen kann, dass gerade dieser Kandidat eben jene Skills mitbringt, die ihn in dem Job / auf der Stelle letztlich reüssieren lassen.

Stattdessen kann man auf Projectroom als User (also als “Karriereinteressierter und Stellensuchender”) sog. “Projekte” erstellen und im sog. ProjectBook zusammenstellen. Diese werden wiederum unterschieden in “Business-” und “Private Projekte”.

Ich habe exemplarisch mal mein 2014 im Springer Verlag erschienenes Recrutainment als Business-Projekt eingestellt (auch wenn Recrutainment natürlich auch eine private Leidenschaft von mir ist… ;-))

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Und als privates Projekt meine Steuermann-Vergangenheit im Outrigger Canoe (OC6). Hier ist die wirklich aktive Phase mehr oder weniger vorbei oder sagen wir mal: Sie blitzt nur noch äußerst selten auf… Aber egal, es geht ja um Demozwecke… ;-)

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Je mehr und je aussagekräftigere Projekte man hier einstellt, desto kompletter wird natürlich das Bild, das man hierüber über sich vermitteln kann.

Und dieses Bild wiederum kann man verwenden, um sich auf Stellen, die auf der Plattform von Unternehmen eingestellt werden, zu bewerben. Bspw. könnte möglicherweise das private “Projekt” Outrigger Canoeing ein Pluspunkt bei einer etwaigen Bewerbung bei Red Bull sein…

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Und spiegelbildlich können die über sich eingestellten Projekte natürlich auch dafür sorgen, dass den Projectroom nutzende Personaler möglicherweise auf einen aufmerksam werden und darin genau die Skills erkennen, nach denen sie suchen…

Mein (Zwischen-)fazit:

Okay, man merkt der Plattform an vielen Stellen noch den Beta-Status an, es gibt noch einige Fehler, die Bedienung ist hier und da noch nicht optimal und zumindest in meinem Test zuweilen auch noch nicht funktional. Und na klar: Es sind erst wenige Inhalte (User nebst Projekten und Stellen) auf der Plattform.

Aber Projectroom daran zu messen, wäre natürlich zum jetzigen Zeitpunkt auch noch sehr unfair, denn es handelt sich eben auch erst um die Beta…

Die Idee, statt tabellarischer Konformität eigene Interessen, Neigungen und erfolgreiche Projekte – sowohl beruflicher als auch privater Natur – für sich sprechen zu lassen, finde ich überaus charmant. Ich glaube zwar, dass die Macher auch dieser Plattform sich eher früher als später Gedanken über einen sinnvollen Matching-Algorithmus machen müssen, der die hinter den Projekten stehenden Skills sinnvoll auf der deren Passung zu von Personalern gesuchten Skills hin abgleicht, weil ansonsten doch wieder entweder viel Muskelkraft vom Recruiter aufzuwenden ist (die er normalerweise nicht aufwendet) oder die Königskinder am Ende doch wieder nicht zueinander finden.

Das wäre überaus schade…

Aber gut, ein bisschen was an Hausaufgaben sollen die ganzen vielversprechenden HR-Startups ja auch noch behalten… :-)

Wer Projectroom einmal selbst ausprobieren möchte, der kann sich hier registrieren und ich nehme mal, dass die beiden Gründerinnen Stefanie Feder und Miriam Schifferdecker bei Fragen auch zur Verfügung stehen… :-)

Projectroom_Gründerinnen

2 Gedanken zu „Spannender Ansatz: Projectroom – Bewerben mit Projekten statt mit Lebenslauf

  1. Hallo Herr Diercks,
    wir freuen darüber, dass Sie Projectroom ausprobiert haben und Ihre Eindrücke teilen. Wir saugen jedes Feedback auf, machen unsere Hausaufgaben und sind fleissig am verbessern.
    Gerne würde ich hier ein paar Kleinigkeiten noch ergänzen, denn das Projectbook und die Plattform können noch ein zwei Dinge mehr.

    Das Projectbook
    Alle Projekte, egal ob privat oder beruflich, sind im persönlichen Profil gespeichert und können je nach Bewerbungsanforderungen verschiedenen Projectbooks zugeordnet werden. So kann ich individuell mein Projectbook gestalten und auf Stellenanzeigen eingehen. Das Projectbook steht im Moment online und als PDF zum Download/ Druck zur Verfügung. Ab Sommer 2016 wird es auch weitere individuelle Erweiterungen geben. Auch wird es einen Übersetzungsdienst geben, der die Projekte je nach Bedarf übersetzen wird.

    Die Kompetenzmatrix
    Jedem erstellten Projekt werden Kompetenzen zugeordnet. Dabei wird je nach Wahl von privat/business, der Projektkategorie und mit einem Algorithmus verschiedene Kompetenzen automatisch bestimmt. Der User hat dann noch die Möglichkeit 4 Kompetenzen selber frei zu wählen. So ergibt sich eine vergleichbare aber individuelle Kompetenzmatrix. Diese ist auch im Projectbook zu finden. Unternehmen können so nicht nur nach Projekten, Personen oder Tags suchen, sondern auch nach ganz bestimmten Kompetenzen und Kompetenz-Konstellationen.

    Weitere Features in der Zukunft:
    Wir sprechen mit vielen Unternehmen und Personalverantwortlichen. Das schöne an einem Startup: unsere Kunden können mit gestalten! So gehen wir gerne dem Wunsch nach einem Matching und Suchfunktionen nach, integrieren bestehende Karriereseiten und Systeme und scheuen uns auch nicht vor unternehmensinternen Lösungen mit Projectroom.

    Für Feedback, Fragen und einem Gespräch stehen wir jederzeit zur Verfügung und freuen uns über gemeinsame Ideen, innovative Arbeit und über jede aktive Verbesserung in der HR Welt!

    Herzliche Grüße,
    Stefanie Feder
    Gründerin Projectroom

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