HR-Edge15 – Szene diskutiert rege HR-Zukunftsthemen von Cultural Fit bis Virtual Reality. Und probiert fleißig aus…

Seit mittlerweile beinahe 10 Jahren veranstalten wir einmal im Jahr eine Tagung mit dem Anspruch, dabei den Blick über den Tellerrand des alltäglichen HR-Geschäfts schweifen zu lassen. Dennoch war dieses Jahr alles anders.

Nicht nur dass wir uns mit Themen wie Virtual Reality oder datenbasiertem Matching inhaltlich noch ein wenig weiter rausgewagt haben, sondern auch das Format war wie mir zahlreiche Teilnehmer bestätigten “ohne Beispiel”.

Folgerichtig haben wir das Format in diesem Jahr auch umbenannt – aus der Recruiting XX-Reihe wurde HR-Edge

Und offensichtlich haben wir mit dem Themenmix und dem sehr unorthodoxen – eher an einen Afterwork-Club – erinnernden Veranstaltungskonzept nicht nur sehr viel Neugierde wecken können (die 140 Plätze waren vier Wochen vor der HR-Edge ausverkauft), sondern in der Tat begeistern können. Nicht nur die zahlreichen persönlichen Rückmeldungen vor Ort, per Twitter und Facebook, sondern auch das Ergebnis der mehr als 80 nach der HR-Edge ausgefüllten Feedbackbögen (Durchschnittsnote eine lockere 1 minus) waren eindrucksvolle Bestätigung.

Was war so anders? Nun, es gab keine Stuhlreihen, keine 45-minütigen Frontalvorträge und keine sequentielle Aufteilung in “Inhalt – Kaffeepause – Inhalt – Networking…”. Vielmehr ging es quasi direkt mit dem Check-in in ein Afterwork-Format: Ein DJ sorgte für musikalischen Klangteppich, Getränke und Essen gab es über die gesamte Zeit und alle 40 Minuten eine Unterbrechung durch einen Spotlight-Vortrag: 15 bis max. 20 Minuten Impuls ohne den Anspruch alle Antworten zu bieten, sondern vielmehr mit dem Ziel, Themen aufzureißen und Diskussion anzuregen. Diese Spotlights wechselten dann im Raum auch immer wieder die Seiten, so dass – auch wenn das eigentlich, so mein Eindruck, kaum nötig war – sich immer wieder alles neu durchmischte, man ständig mit anderen Teilnehmern irgendwo ins Gespräch kam.

Ein weiteres Novum: Die Ausprobierstationen.

Zwei der Schwerpunktthemen der HR-Edge – Unternehmenskultur und Virtual Reality – gab es nicht nur abstrakt, sondern zum Anfassen: Den neuen Test zur Messung unternehmenskultureller Vorlieben – den Kulturmatcher (s.u.) konnte man an iPads in einer Kurzversion ausprobieren und dabei überprüfen, wie gut man selber zur CYQUEST Unternehmenskultur passt. Und ein paar Meter weiter konnte man verschiedene Virtual Reality Brillen ausprobieren und so – für viele erstmalig – immersive Erfahrungen im Eintauchen in virtuelle Welten machen…

Und – auch wenn es wie ich am eigenen Leib abends merkte – körperlich durchaus anstrengend ist, wenn alles im Stehen stattfindet, ging dieses Konzept absolut auf. Denn: es war wirklich alles ständig in Bewegung. Daran werden wir also auch im kommenden Jahr festhalten, auch wenn wir die Anregung aufnehmen werden und in 2016 dann die eine oder andere Sitzmöglichkeit mehr anbieten werden. Vielleicht wird es aber auch eine etwas höhere Turnschuh-Verbreitung geben… Mal sehen ;-)

Was gab es inhaltlich?

Svenja Hofert hat gestern den – soweit ich es verfolgen konnte – ersten Rückblick in ihrem Blog veröffentlicht. Ihr Resumée: Die Blackbox gehört besser ausgeleuchtet… Das trifft es für mich eigentlich sehr gut, denn in der Tat drehten sich eigentlich alle der sieben Spotlights (und damit auch viele der Gespräche drumherum) letztlich genau darum:

Christoph Athanas und Peter M. Wald gingen in ihrem Eröffnungs-Spotlight der Frage nach, wie Unternehmen vor, während und nach der Rekrutierung glaubwürdiger sein können. Kernaussage: positive Candidate Experience entsteht durch das Wechselspiel aus Klarheit und Integrität, Augenhöhe und Wohlwollen und Ergebnisorientierung.

Candex_Athanas_Wald

Also: Kennenlernen, Mentoring, Ausprobieren… Oder anders: Transparenz, Ehrlichkeit, Authentizität…

Damit war der Boden bereitet für den Spotlight-Vortrag von Wolfgang Brickwedde, der uns – quasi live aus dem brodelnden Kochtopf – erste Ergebnisse der aktuell laufenden ersten Befragungsrunde der nach Deutschland geholten Candidate Experience Awards präsentierte. Mein Highlight dabei: Auf die Frage, welche Personalmarketinginhalte Bewerber für die wertvollsten halten, landen auf Platz 2 “Unternehmenskultur” und auf Platz 3 “Unternehmenswerte”… Nicht nur Wasser auf meine Mühlen, sondern auch eine Steilvorlage für den später folgenden Spotlight-Vortrag von Lisa Adler und Nora Köhler über unseren neuentwickelten “Test zur Messung von Unternehmenskultur – den Kulturmatcher” (unten mehr dazu…).

In Spotlight 3 zeigte Nadine Rippers, Ausbildungsleiterin der TARGOBANK, dann, dass Candidate Experience sich auch und gerade im Detail zeigt. Anhand des mittels Storytelling und aufwendiger Gestaltung “gepimpten” Online-Auswahltests TARGOBANK Tour zeigte sie eindrucksvoll, dass selbst Auswahlinstrumente, denen gemeinhin oft eine eher niedrige Akzeptanz nachgesagt wird, wie eben Tests…, sehr wohl nachhaltig die Bewerbererfahrung positiv beeinflussen können.

Das hat in diesem konkreten Fall sehr viel mit der wahrgenommenen Fairness des Auswahlinstruments sowie der sehr “von der Zielgruppe aus” gedachten Verpackung der Tests in eine Rahmenhandlung mit vielen Einblicken ins Unternehmen zu tun…

TargobankTour_RippersIn gewohnt souveräner und wie immer höchst unterhaltsamer Art und Weise zeigte uns Jubin Honarfar von whatchado in Spotlight 4, was Candidate Experience und Liebesbeziehungen miteinander zu tun haben. Ich würde mal sagen erstens: Klartext reden – wenn man einen Förster sucht, dann schreibe man doch bitte nicht “Wildlife Operator” in die Stellenanzeige – und zweitens: Nichts versprechen, was man nicht halten kann – sonst wollen nachher alle ins Marketing…

An dieser Stelle kurz eingeschoben: whatchado hat die HR-Edge15 als Sponsor unterstützt und so nicht nur dafür gesorgt, dass die Getränke nicht ausgingen, sondern auch, dass es von der Veranstaltung in Kürze ein Video geben wird. Das werden wir dann natürlich zeigen, sowie es fertig ist…

Weiter im Text: Mit Spotlight 5 verließen wir das Schwerpunktthema Candidate Experience und widmeten uns dem Thema “Unternehmenskultur”. Ich würde aber mal sagen, der Übergang war mehr als fließend, denn spätestens seit Wolfgang Brickweddes empirischer Zahlen war jedem im Raum klar, dass beides direkt miteinander in Bezug steht.

Meine beiden Kolleginnen Nora Köhler und Lisa Adler präsentierten die (Zwischen-) ergebnisse des bei uns inzwischen seit knapp anderthalb Jahren laufenden Projekts der Entwicklung eines Testverfahrens zur Messung von Unternehmenskultur. Denn: Eine der Ursachen dafür, dass immer noch so wenige Unternehmen in ihren Personalmarketingbotschaften unternehmenskulturelle und Werteinhalte vermitteln (und viele derer, die dies tun, mehr oder weniger austauschbare Allgemeinplätze verkünden), liegt sicherlich darin, dass die Firmen hierzu gar nichts konkretes sagen können…

Der Test – Kulturmatcher genannt – leistet aber letztlich genau dies: Eine konkrete Messung der Ausprägung kultureller Merkmale.  Einsatzgebiet kann dabei die interne Messung im Unternehmen oder in Unternehmensabteilungen sein, genauso wie die Messung kultureller Vorlieben auf Seiten des (potentiellen) Bewerbers. Und na klar, wenn man auf beiden Seiten die gleichen Dimensionen abgeklopft hat, kann man auch in Bezug zueinander setzen – wir wären beim Matching

Besonders erfreulich: Von der Gelegenheit, den Test in einer Kurzform vor Ort direkt einmal selber auszuprobieren, haben insg. 86 der rund 140 anwesenden Teilnehmer Gebrauch gemacht!

Dadurch konnten die Teilnehmer nicht nur herausfinden, wie gut sie zur CYQUEST Unternehmenskultur passen, sondern wir konnten auch ein kleines Experiment in die Tat umsetzen und am Abend so eine Art “Messung der unternehmenskulturellen Vorlieben im Raum” präsentieren.

Kulturmatcher_Profil

Wären also die anwesenden Teilnehmer etwa die Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Unternehmensabteilung gewesen, so hätten wir vor Ort eine Standortbestimmung der Unternehmenskultur dieses Unternehmens oder dieser Abteilung vorgenommen…

Spannend dabei: Diese Kultur im Raum war verhältnismäßig homogen… Nun, vielleicht fühlt sich ja doch ein gewissermaßen ähnliches Publikum von Veranstaltungen dieser Art angesprochen. Das wäre eine Erklärung für den angeregten Austausch und die vielen Gespräche vor Ort…

Auch in Spotlight Nummer 6 ging es dann um die Ausleiuchtung einer Blackbox… Sandra Petschar von Textkernel entführte uns in die Welt des Matchings, und zwar des Matchings auf Basis von Algorithmen, semantischen und ontologischen Technologien.

Die bange Frage: Muss man sich als Recruiter Sorgen um seinen Job machen, weil der Roboter diesen besser kann?

Die Antwort, letztlich versöhnlich, lautete: Wohl eher nicht. Auch wenn dabei so zwischen den Zeilen mitschwang: Solange man Recruiting nicht auf die rein verwaltenden und administrativen Tätigkeiten der Vorselektion reduziert… Denn die kann der Roboter heute schon besser. Und auch für die “anderen”, die kreativen Teile des Recruitings kann der Algorithmus heute schon sehr wertvolles beisteuern. Zum Beispiel, indem er Muster und Zusammenhänge in einem großen Berg an Daten findet, die Menschen verborgen bleiben würden oder – wie man am Beispiel des Kulturmatchers gesehen hat -, indem er konkrete Datenpunkte liefert, mit denen oftmals besser als mit vagen und subjektiven Aussagen gearbeitet werden kann.

Matching_Matching

Wer hier nochmal tiefer einsteigen will, dem empfehle ich meine Artikelreihe zum Thema Matching und vor allem natürlich das Interview, das ich vor ein paar Wochen mit Sandra geführt habe, konkret über die Matchingtechnologien, die Textkernel entwickelt.

Denn: Matching ist nicht gleich Matching…

Den krönenden Abschluss der Spotlights steuerte dann Gero Hesse bei. Gero und ich kennen uns mittlerweile seit rund 15 Jahren, so dass wir uns wahrscheinlich ohne Prahlerei als Veteranen des E-Recruitings bezeichnen können. Was Gero am Donnerstag im Gepäck hatte war aber alles andere als ein Schwelgen in der Vergangenheit, sondern in der Tat das, was man mit Fug und Recht als “edgy” bezeichnen kann und was für viele Personaler immer noch eher nach Science Fiction klingt als nach einem HR-Thema.

Die Rede ist und war von Virtual Reality. Das Thema findet sowohl bei Gero im Saatkorn Blog als auch hier im Recrutainment Blog regelmäßg statt, weil wir davon überzeugt sind, dass darin ein Riesenpotential für die Personalgewinnung steckt. Wie brachte Gero es so schön auf den Punkt?

Erst war Monolog, heute ist (zumindest in den Unternehmen, die ihren Job besser machen) Dialog. Aber zukünftig kommt Erlebnis.

Und genau das gab es nicht nur in Geros wie immer höchst unterhaltsam vorgetragenen Spotlight, sondern ein paar Meter weiter über den gesamten Tag wirklich zum Ausprobieren.

Als ich im Rahmen der Anmoderation zu Beginn der HR-Edge in den Raum fragte, wer bereits einmal eine VR-Brille auf dem Kopf hatte, gingen nur ein paar vereinzelte Hände hoch. Auf die gleiche Frage am Ende waren quasi alle Hände oben!

So, genau so, war das gedacht. Nur wenn man das Visier offen hat und neue Dinge ausprobiert, kann das Kopfkino zu laufen beginnen und man kommt auf Ideen, wie VR im HR eingesetzt werden kann. Und mein Eindruck aus zahlreichen Rückmeldungen vor Ort war, dass es gar nicht so sehr die komplexen und teuren VR-Anwendungen waren, die für die Aha-Erlebnisse sorgten, sondern die Erkenntnis, dass man bereits mit einfachstem Equipment Videos produzieren, bei Youtube hochladen und dann mit Hardware nutzen kann, die entweder jeder bereits hat (Smartphone) oder die für buchstäblich 3,50 € gekauft werden kann (Google Cardboard).

Ich bin mal sehr gespannt, was für VR-Experimente wir dann in der nächsten Zeit zu sehen bekommen werden… Wenn die HR-Edge hier den Stein ins Rollen gebracht hat, dann haben wir viel richtig gemacht. Vielleicht gibt es dann nächstes Jahr ja schon viel mehr VR-Content mit explizitem HR-Bezug…

Denn DASS es eine #HREdge16 geben wird, das dürfte nach Donnerstag feststehen…

Nachtrag: Dank unserem diesjährigen Sponsor whatchado gibt es nun auch einen schönen Videorückblick auf die #HREdge15

Ein Gedanke zu „HR-Edge15 – Szene diskutiert rege HR-Zukunftsthemen von Cultural Fit bis Virtual Reality. Und probiert fleißig aus…

  1. Ich finde Virtual Reality eine sehr spannende Sache. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich die Mehrheit dafür interessiert und es sich anschaffen würden. Das ist einfach noch etwas ganz anderes, als wenn man zum Beispiel nur in einen “normalen” Fernsehen schaut.

    Macht weiter so – guter Artikel.

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