Angst vorm Online-AC? Der Azubitest kann helfen

Kinners, wie die Zeit rennt! Der Recrutainment Blog ist im Februar heimlich still und leise sieben Jahre alt geworden. Und da wir es schlichtweg verschlafen haben, das gebührend zu feiern, nehmen wir uns halt jetzt einen anderen Anlass:

750

Genau, DIES ist der 750ste im Recrutainment Blog veröffentlichte Artikel. Und diesen widmen wir mal wieder einem der Kern- und Entstehungsthemen sowohl des Blogs als auch von CYQUEST:

Online-Assessment…

Wir haben in letzter Zeit ja schon öfter begründet, dass Personalauswahlprozesse durch den Einsatz von onlinegestützten Testverfahren fairer werden und dabei helfen können, gerade am Anfang die Gefahr der Falsch-Negativ-Selektion zu reduzieren. Nicht zuletzt deshalb setzen inzwischen ja auch zahlreiche Unternehmen Online-Assessments im Rahmen ihrer Personalauswahl ein, z.B. für die Azubi-Vorauswahl.

Trotzdem haben Bewerber (verständlicherweise) oft Angst vor der Testsituation, der sie sich dann stellen müssen. Umso besser ist es also, wenn es Möglichkeiten gibt, diese Situation einmal im Vorfeld zu simulieren. In diesem Zusammenhang bin ich vor kurzem über den Azubitest von handwerksblatt.de gestolpert, mit dem genau dies möglich ist, da er frei im Netz und seit einiger Zeit sogar als App für iOS und Android-Geräte verfügbar ist.

Der Azubitest enthält 15 Aufgaben, für deren Bearbeitung man 20 Minuten Zeit hat. Die Aufgaben stammen aus den Kompetenzbereichen:

  • Soziales Verhalten
  • Rechtschreibung
  • Sprach- und Leseverständnis
  • Grundrechenarten
  • Rechnen mit Mengen/Maßeinheiten
  • Logik/Konzentration

Die Bedienung scheint mir recht einfach und selbsterklärend. Zu jedem Themenbereich gibt es mindestens zwei Fragen. So wird mir z.B. in Bezug auf „Soziales Verhalten“ eine Situation geschildert, die sich im Ausbildungskontext abspielt und ich soll angeben, welchen Aussagen ich zustimmen würde. In der PC-Variante kann man die komplette Aufgabenstellung auf einen Blick sehen, in der Android-App muss zunächst die Situation gelesen werden, danach gelangt man zu den Antwortmöglichkeiten.

01_Gegenueberstellung

Im Bereich „Rechtschreibung“ müssen per Drag & Drop Wörter oder kurze Sätze in die Felder „richtig“ oder „falsch“ gezogen werden, je nachdem ob man einen Rechtschreibfehler entdeckt oder nicht. Beim „Sprach- und Leseverständnis“ gibt es eine Aufgabe in der gegensätzliche Wortpaare miteinander verbunden werden sollen. Weiterhin muss ein Diagramm analysiert und ein kurzer Text gelesen werden, wobei jeweils die Aussagen markiert werden müssen, die aus den gegebenen Informationen ableiten lassen.

Zur Überprüfung der Fähigkeiten im „Grundrechnen“ müssen in einer Liste die Rechnungen markiert werden, die eine bestimmte Zahl ergeben – z.B. 100 – oder es muss entschieden werden, ob bestimmte Gleichungen aufgehen. Beim „Rechnen mit Mengen/Maßeinheiten“ wird es teilweise ganz schön knifflig. So müssen z.B. verschiedene Mengen von klein nach groß sortiert werden, wobei es darauf ankommt, Längen- oder Gewichtseinheiten sicher umrechnen zu können.

02_Sortieraufgabe

Abschließend muss ich im Bereich „Logik/Konzentration“ eine Zahlenreihenaufgabe lösen und entscheiden, welcher von fünf Begriffen (Tisch, Sofa, Sessel, Stuhl, Hocker) nicht zu den restlichen passt.

Am Ende kann man auf einer Übersichtsseite genau nachsehen, wo man Fehler gemacht hat. Was ich ein bisschen schade finde: wenn man aus Versehen, die Zurücktaste auf dem Handy betätigt, sind alle Ergebnisse weg, ohne vorherige Warnung. Hier wäre ein kurzer Hinweis vielleicht schön gewesen.

03_Schlussuebersicht

Ansonsten kann man den Test beliebig oft wiederholen, wobei zufällig ein neues Aufgabenset ausgewählt wird. Scheinbar gibt es 18 Testversionen, was schon eine schöne Bandbreite ist.

Insgesamt gefallen mir die Azubitest-App und die zugehörige Desktopvariante ziemlich gut. Hier können sich angehende Azubis ganz risikofrei selbst ausprobieren, was sicherlich auch dabei hilft, ihnen die Angst vor Auswahltests ein Stück weit zu nehmen.

Außerdem trägt die Anzahl an unterschiedlichen Aufgabentypen (Single Choice, Multiple Choice, Wortpaare verbinden, Drag & Drop) dazu bei, dass einem bei der Bearbeitung nicht langweilig wird.

Oft geht es aber ja leider nicht ohne ABER :-( Zusätzlich wird der Test auch damit beworben, dass Betriebsinhaber damit ganz einfach ihre Bewerber testen können. Alleine dadurch, dass diese die konkreten Aufgaben vorher üben können, ist jedoch die Aussagekraft eher gering – um nicht zu sagen, dass natürlich unfaire Vorteile für die Bewerber entstehen, die vorher zufällig geübt haben. Außerdem wird einfach ein pauschaler Wert von 51% genannt, ab dem der Test als bestanden gilt. So einfach funktioniert die Welt der (seriösen) psychologischen Eignungsdiagnostik aber nicht, es fehlt schlicht und ergreifend die Standardisierung an einer Vergleichsgruppe.

Fazit: Als Übung und zum Identifizieren der eigenen Schwächen in den beschriebenen Bereichen sind App und Onlineversion des Azubitests eine wirklich tolle Sache, für den Einsatz in realen Recruitingprozessen als Instrument zur Negativselektion (Aussortieren ungeeigneter Bewerber) aber eher weniger. Nichtsdestotrotz kann der Test natürlich als Gesprächsgrundlage dienen, wenn es darum geht, die Stärken und Schwächen von angehenden Azubis zu beleuchten.

Wer den Azubitest jetzt selber ausprobieren möchte, suche am besten direkt im App- bzw. Playstore mit dem Stichwort „Azubitest“ oder folge diesem Link.

Übrigens: Auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die Online-Assessments im Rahmen der (Azubi-)Auswahl einsetzen, bieten unverbindliche Übungstests zum Eingrooven an: Lufthansa, E.ON, Bundeswehr usw…

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