Initiativbewerbung mal anders – oder: ´Liebe Unternehmen, nun seid ihr an der Reihe´. Interview mit ´Punktefrau´ Christine Heller

Kreative Initiativbewerbungen häufigen sich. So hat im letzten Jahr z.B. „Employ Adam“ die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, der auf der Suche nach einem Job in der Medienbranche, nach eigener Aussage, seine letzten 500 Pfund für eine Plakatwerbung investiert hat, um mit diesem auf seine Homepage (http://www.employadam.com/) aufmerksam zu machen:

Dass solche Art von Bewerbungen aber auch erfolgsversprechend sind, zeigt Matthew Epstein, der mit seinem Video: Google please hire m.e. (http://googlepleasehire.me/) tatsächlich einen Job bei Google bekommen hat.

Umso mehr freut es uns, dass Bewerbervideos jetzt auch den deutschen Arbeitsmarkt erreichen. Anfang des Jahres hat uns gleich ein, wie wir finden, besonders gut gelungenes Beispiel über Twitter, Xing, Facebook bzw. den Blog von Christine Heller alias Punktefrau erreicht.

Auf Ihrem Blog Punktefrau sucht Christine per Blogbeitrag, eigenem Video und Infografik nach einem neuen Job in der Online-Kommunikation. Wir haben natürlich die Gelegenheit genutzt und Christine um ein Interview gebeten. Here u r:

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Liebe Christine, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein Interview zu geben. Wahrscheinlich wirst du nach deinem Blog Post über deine Jobsuche (http://www.punktefrau.de/blog/) mit Mails und Kommentaren überhäuft. Aber fangen wir doch einmal von vorne an. Wie ist die Idee zu „Punktefrau sucht einen Job“ entstanden?

 

Ist man auf der Suche nach einem neuen Job, dann führt der erste Schritt meist in Portale wie stepstone.de oder monster.de. Ist unter den Stellenangeboten etwas Passendes dabei, machen sich die Bewerbungsunterlagen auf den Weg zu den entsprechenden Unternehmen. Dieses Vorgehen ist identisch, egal ob man eine Position in der Kommunikation, im Vertrieb, in der Produktion oder Logistik sucht. Ich bin der Meinung, dass Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse sehr wenig darüber aussagen, was ich kann und wer ich bin, und das hat mich gestört. Zugleich war ich in der komfortablen Lage, dass das Netz die Heimat meines Blogs und mein berufliches Tätigkeitsfeld ist. So kam es zu der Idee, über meinen Blog nach einer passenden Stelle zu suchen.

In meinem Blogbeitrag hatte ich die Möglichkeit, viel über mich, meine Wünsche und meine Erfahrung zu schreiben. In einem Anschreiben hätte ich dafür nur rund eine DIN-A4-Seite gehabt. Dank dem Artikel und dem Video hat mein zukünftiger Arbeitgeber die Möglichkeit, sich ein sehr konkretes Bild von mir zu machen – bevor es zum ersten persönlichen Kontakt kommt. Das ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil gegenüber der herkömmlichen Bewerbung.

Hast du dabei irgendwelche Vorbilder, wie Employadam oder Matthew Epstein (Google please hire me), gehabt?

Romy Mlinzk ist im Juni über ihren Blog auf Jobsuche gegangen. Nina Kalmeyer und Julian Grandke haben ebenfalls diesen Weg gewählt. Ihre Herangehensweise hat mir sehr gut gefallen und mich inspiriert.

Wie lange hast du für die Umsetzung deiner Idee gebraucht? Wer hat dich dabei unterstützt? 

Im Vorhinein habe ich mich mit vielen Bekannten über mein Vorhaben ausgetauscht und mir verschiedene Meinungen eingeholt. Das hat einige Zeit in Anspruch genommen, die ich aber nicht missen möchte. Durch die Gespräche hatte ich am Ende ein sehr klares Bild davon, wie ich den Beitrag aufbauen und was ich mit ihm transportieren möchte. Der Artikel, das Video und die Infografik sind dann an einem Wochenende entstanden. Text und Infografik entspringen meiner Feder. Christian hat das Video für mich produziert.

Wie ist die Resonanz auf deine Jobsuche – sowohl bei Webnutzern, als auch bei potenziellen Arbeitgebern? Gibt es schon konkrete Angebote, bzw. Interviewtermine?

In den letzten Tagen habe ich viel positive Resonanz auf meinen Beitrag bekommen. Negative Stimmen bleiben natürlich dabei nicht aus – aber damit hatte ich gerechnet. Mein Vorgehen trifft nicht jeden Geschmack, das ist aber auch vollkommen in Ordnung. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit dieser großen Resonanz überhaupt nicht gerechnet habe. Als ich meine Suche auf Twitter bekannt gegeben habe, wurde dieser Tweet bereits von 78 Personen retweetet. Kurz darauf erschien mein Beitrag auf rivva.de. Mein Jobgesuch hat laut einer Auswertung von Volker Meise eine Million Twitter-Nutzer erreicht und der Beitrag wurde von 8.900 Besuchern aufgerufen.

Das lässt mich immer noch in Freudentaumel verfallen. Auch an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön, an alle, die mich bisher unterstützt haben! Was konkrete Angebote angeht, möchte ich nicht zu viel verraten. Sehr viele Agenturen und einige Unternehmen sind an mich herangetreten, und ich habe in der nächsten Woche die ersten Termine. Was mich besonders gefreut hat: Es sind auch Personaler auf mich zugekommen, die zwar kein Angebot, wohl aber Interesse an einem Austausch mit mir hatten. Dabei geht es vor allem um die Gründe für mein ungewöhnliches Vorgehen und meine bisherigen Erfahrungen.

Du bist selbst sehr webaffin und in der Medienbranche unterwegs, wie schätzt du die Relevanz von Bewerbervideos etc. in der Zukunft ein?

Webvideos transportieren immer mehr Authentizität und Informationen über den Bewerber als ein reiner Text, das steht schon einmal fest. Im Bereich „Employer Branding“ setzen Unternehmen jetzt schon verstärkt auf Bewegtbild. Ich glaube nicht, dass jeder Bewerber künftig seiner Bewerbung ein Video beifügen muss/sollte. Ob der Einsatz eines Bewerbervideos sinnvoll ist oder nicht, hängt vom Bewerber und vom Job ab. Fühlt sich der Bewerber vor der Kamera so gar nicht wohl, sollte er lieber die Finger davon lassen. Bewirbt man sich auf eine Stelle in der Buchhaltung, ist meiner Meinung nach kein Video nötig/sinnvoll. Eine Pauschalaussage kann ich hier nicht treffen. Ich hoffe einfach, dass kreative Ansätze bei Bewerbungen – dazu zählen auch Bewerbervideos – von den Arbeitgebern in Zukunft mehr geschätzt werden.

Meinst du, dass ein solcher Ansatz tatsächlich Schule machen könnte und sich ggf. sogar als eine „Form der Bewerbung“ etabliert oder funktioniert so etwas im Prinzip nur für einen einmaligen ´Flausch´?

Ich glaube, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Diese Art der Bewerbung wird sicherlich kein Standard. Doch für alle, die eine neue Herausforderung im Umfeld von Design, Marketing sowie Kommunikation suchen und herkömmlichen Bewerbungen leid sind, ist die Jobsuche über den eigenen Blog eine tolle Gelegenheit.

Hast du abschließend noch einen Tipp für Nachahmer/Gleichgesinnte? Was sollten sie bei einer derartigen Aktion unbedingt beachten?

Ein gutes Konzept ist das A und O. Letztlich soll der Beitrag von möglichst vielen Leuten gelesen und weiterempfohlen wird. Da sind eine witzige Idee, ein kreativer Ansatz, ein hoher Wiedererkennungswert und ein gutes Netzwerk wichtig. Bevor man startet, sollte man sich zwei bis drei Meinungen zu dem Vorhaben einholen – das kann nicht schaden. Und ein bisschen Glück braucht man natürlich auch.

Liebe Christine, vielen Dank für dieses sehr spannende Interview. Wir drücken dir die Daumen, dass du mit dieser tollen Aktion deinen Traumjob findest und würden uns natürlich sehr freuen, wenn du uns auf dem Laufenden hältst.

3 Gedanken zu „Initiativbewerbung mal anders – oder: ´Liebe Unternehmen, nun seid ihr an der Reihe´. Interview mit ´Punktefrau´ Christine Heller

  1. Initiativbewerbungen sind eine geniale Idee und je früher man sich selbst einfallen lässt umso wirksamer wird es sein. Es wird nicht lange dauern und derartige Ideen sind nichts besonderes mehr und wenn der hundertste seine letzten 500€ für ein Plakat ausgegeben hat ist auch der Witz dahinter verloren. Somit sehe ich das ganze mehr als Modeerscheinung, reguläre Bewerbungsmappen werden weiterhin die Norm bleiben. Mit der richtigen Idee oder professioneller Hilfe (www.deinebewerbung.de) lässt sich aber auch hier Eindruck schinden.

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