Realistic Job Previews – was ist und wie wirkt authentische Arbeitgeber-Kommunikation?

Vergangenen Mittwoch fand in Hamburg ein Coaching Day des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) statt. In den schönen Räumlichkeiten der Stage Entertainment in der Speicherstadt wurde dabei intensiv über das Thema Realistic Job Previews diskutiert. Befeuert durch den langfristigen Trend “Demografische Entwicklung” und das aktuelle Hype-Thema “Social Media” dreht sich in der Employer Branding und Recruiting Diskussion momentan sehr viel um das Thema “Authentizität”. Es vergeht keine Veranstaltung, in der nicht mindestens über Authentizität diskutiert wird oder Best Practices präsentiert werden, die dem Leitgedanken der authentischen Kommunikation gefolgt sind – zuletzt u.a bei der Vorstellung der Studie Recruiting Trends 2011 am 09. Februar in Frankfurt.

Dabei ist das Thema “Realistic Job Preview” keine Erfindung des Internet, geschweige denn des Social Web. Dieser Forschungsbereich der Arbeits- und Organisationspsychologie reicht deutlich weiter zurück. Ich betone dies gern, um (hoffentlich) zu verhindern, dass die “Authentische Arbeitgebermarke” als Leitbild den “Weg alles deutschen” nimmt, nämlich nach “himmelhochjauchzend” nahtlos in das Reich von “zu Tode betrübt” abgeschoben zu werden. Nur weil man etwas vielleicht nicht mehr hören kann, ist es deswegen nicht weniger richtig.

Im Rahmen des Workshops beim Coaching Day wurden deshalb auch zahlreiche wissenschaftliche Befunde präsentiert, die die positive Wirkung authentischer Arbeitgeberkommunikation auf unterschiedliche betriebswirtschaftliche Zielgrößen belegt haben – z.B. Fluktuation, aber auch Sorgfalt im Umgang mit Materialien, Diebstahlneigung, Selbstauswahlfähigkeit, Atmosphäre der Aufrichtigkeit, bewerberseitigen Rückzug aus dem Bewerbungsprozess etc.

In diesem Zusammenhang bringe ich immer gern die Analogie zum Beziehungmanagement. Wer am Samstagabend auf Partnersuche ausgeht, der wird sich sicherlich ein bißchen Mühe geben, nicht unbedingt mit dem etwas zerknautschten Sonntagsmorgen-Gesicht und Jogginghose loszugehen – auch wenn das vielleicht durchaus “authentisch” wäre… Sich ein wenig herauszuputzen, speziell beim “Anbahnen” der Beziehung, gehört natürlich dazu. Das gilt im Übrigen natürlich wie immer für beide Seiten… Doch wenn aus der “Bekanntschaft” irgendwann eine – möglichst lange haltende und “gute” – Beziehung werden soll, dann wird man um diese schonungslosen Einblicke nicht herumkommen. Das Eingehen eines Arbeitsverhältnisses ist auch eine Beziehung und je langfristiger und besser diese werden soll, desto mehr Offenheit gehört eben auch dazu, wohlgemerkt immer an den richtigen Stellen, zur richtigen Zeit und in der richtigen Dosierung.

Eine ganz wichtige Erkenntnis ist hierbei aus meiner Sicht, dass man “authentisch” nicht mit “sympathisch” verwechseln darf. Wenn mein Unternehmen eine Ellenbogenkultur hat, Work-Life-Balance völlig egal ist, Arbeitszeiten bei 70 Stunden aufwärts liegen, dafür aber reichlich Geld verdient werden kann, dann sollte ich dies auch nach außen kommunizieren. Das wird sicher viele abschrecken, aber die hätten eh nicht gepasst. Diejenigen, die trotzdem kommen, wissen worauf sie sich einlassen und passen deshalb auch mit höherer Wahrscheinlichkeit… Die Kommunikation darf sich eben nicht allzu weit von dem entfernen, was die Arbeitgebermarke ausmacht. In diesem Zusammenhang verweise ich gern auf das Prinzip der Selbstähnlichkeit bzw. “komponierenden Massenseele”, naja Domizlaff sollte man eh mal in den Fingern gehabt haben, wenn man sich mit “Marke” befasst…

Nun, die Diskussionen beim Coaching-Day waren auf jeden Fall überaus spannend und differenziert, von daher bin ich guten Mutes… Die Präsentation des Workshops habe ich bei Slideshare hochgeladen. Vielleicht können wir die Diskussion hier im Blog ja einfach fortsetzen…

6 Gedanken zu „Realistic Job Previews – was ist und wie wirkt authentische Arbeitgeber-Kommunikation?

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